Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
Vom Netzwerk:
mittels Permanentmarker entstanden – noch ein wenig hübscher zur Geltung brachte.
    Fand Daniel.
    »Hör auf, so dämlich zu grinsen.« Das klang wirklich etwas schrill – fand Daniel auch . »Überlege gefälligst, wie du diesen Mist entfernst! Sofort! Verdammt!«
    Inzwischen schnaufte sie auch ein bisschen.
    »Ich?« Bedauernd schüttelte Daniel den Kopf. »Geht nicht, tut mir sehr leid. Damit wirst du allein zurande kommen müssen, denn ich gehe gleich zum Dienst.«
    »Dienst?« Das kam noch ein wenig lauter. Ach ja, das grandiose Organ hätte er ja beinahe vergessen. »Deinen Scheißdienst kannst du dir in die Haare schmieren! Ich habe in zwei Stunden ein Meeting, kapiert? Und wenn ich dort nicht erscheine, dann ...«
    »Oh, da würde ich mir keine Sorgen machen. Rufe an – so etwas tut man in der Regel mit seinem Handy, nur für den Fall, dass dir dies bisher nicht klar gewesen ist. Ich empfehle eine Entschuldigung aufgrund akuter Magersucht. Kann mir nicht vorstellen, dass jemand das anzweifelt. Und wenn alles nicht hilft, wartet da bestimmt irgendein fetter, hässlicher Sack, der es sich von dir besorgen lässt. Ich vertraue da ganz auf deine Fähigkeiten.«
    Mittlerweile hielt er die Arme verschränkt und betrachtete sie lauernd. Nicht das geringste Grinsen erschien auf seinem Gesicht, obwohl Tina soeben einen Clown der besonderen Art gab. Deren Wut wuchs mit jedem neuen Wort ein bisschen mehr und am Ende war sie leichenblass.
    Das Folgende geschah, ohne dass Daniel es vorhersehen konnte. Tina erging es wohl ähnlich.
    Mit einem Satz hatte sie ihn erreicht, kurz darauf erfolgte ein lautes Klatschen und seine Wange war krebsrot. »Ich hasse dich!«, zischte sie in sein erstarrtes Gesicht. »Und sollte mich das, was ich tat, zu einer Hure machen, dann ist das meine Angelegenheit . Ganz! Allein! Meine! Lass mich in Zukunft in Ruhe oder du erlebst dein blaues Wunder. Das ist ein Versprechen!«
    »Ganz wie du willst!« Daniels knappes Nicken war kaum als Kopfbewegung zu werten.
    »Wunderbar!«
    Und damit verschwand sie wieder im Bad und begann mit dem äußerst zeitaufwendigen Unterfangen, Permanentmarker von der Haut abzuschrubben …
    * * *

ina benötigte nur wenige Stunden, um ihre Niederlage zu verdauen und die nächsten Angriffspläne zu schmieden.
    Ähnlich wie Daniel wenige Stunden zuvor.
    Und dabei entging den beiden offensichtlich, dass sie sich mehr und mehr wie Kleinkinder aufführten.
    Gegen halb neun musste sie einsehen, dass er ganze Arbeit geleistet hatte. Das Zeug würde sie nicht loswerden, jedenfalls nicht innerhalb einer Stunde. Zähneknirschend sagte sie den Termin ab und schob einen Todesfall in der Familie vor. Nicht, dass dies bei ihren Auftraggebern auf so etwas wie Verständnis gestoßen wäre. Aber sie kündigten ihr wenigstens nicht gleich den Vertrag, das hätte ein zu mieses Licht auf die Geschäftspraktiken geworfen.
    Den Rest der Zeit bis zum Abend verbrachte Tina mit der Wiederherstellung ihres Äußeren und dem Ausarbeiten ihrer fulminanten Rache.
    * * *
    A n diesem Tag versah Daniel seinen Dienst mehr schlecht als recht.
    Wenigstens mangelte es diesmal nicht an einer Entschuldigung, schließlich hatte er eine schlaflose Nacht hinter sich. Dennoch ging ihm Tinas Miene nicht aus dem Kopf, ebenso wenig deren Ohrfeige, die übrigens seiner Ansicht nach Ausdruck höchster Ratlosigkeit gewesen war. Für einen winzigen Moment fragte er sich, ob er die Dinge nicht besser aufhalten sollte, um eine endgültige Eskalation zu vermeiden. Bevor das allerdings echte gedankliche Formen annehmen konnte, fiel ihm glücklicherweise wieder ein, dass er selbstverständlich wie üblich an allem schuld war. Das verlieh seinem Zorn neuen Auftrieb und stärkte den Kampfeswillen immens.
    Trotzdem schloss er am Abend die Tür sehr behutsam auf und betrat das Appartement äußerst wachsam und auf alles vorbereitet – jedenfalls hoffte er das. Auf den ersten Blick war keine Veränderung auszumachen, schon gar keine boshaften, kindischen und garantiert dilettantischen Fallen. Zu ausgefeilteren Manövern schien sie ja ohnehin nicht in der Lage zu sein.
    Die Hälfte seiner lukullischen Spezialitäten war mittlerweile angetrocknet, einiges sogar in der Wärme des Raumes verdorben. Kurzerhand entsorgte Daniel alles und wies jeden Gedanken daran, wie viele Kinder davon wohl satt geworden wären, streng und weit von sich. Gleichfalls dachte er natürlich nicht darüber nach, wie groß deren Jubel gewesen

Weitere Kostenlose Bücher