03 - Keiner wie Wir
Blick, nickte sie. »Darum dreht sich im Grunde alles. Du musst der Beste sein. Nebensächlich, worum es gerade geht. Du bist derart verbohrt, dass du erst dann aufhören kannst, wenn du als einsamer Sieger dastehst. Die Betonung liegt auf einsam, denn meist bist du auf deinem seltsamen Olymp allein, weil die anderen längst entnervt gegangen sind.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist so ... krank! «
»Also, dieses Wort aus deinem Mund ...«
»Halt deinen! « Höflichkeit war gestrichen, Wut hatte übernommen.
»Wie werde ich denn!« Und auch Daniel wurde langsam ernsthaft zornig. »Ich begreife nicht, weshalb du deine Niederlage nicht eingestehen kannst! Was ist daran so schwer?«
»Weil es keine ist, schon mal in Erwägung gezogen?«
»Was? Unterbrich mich, wenn ich etwas falsch ...«
»Ist hiermit getan!«
»Demnach willst du mir erklären, dass du Besseres zustande bringst als ich, einschließlich dieser genialen Einlage?« Er deutete auf ihren leblosen Laptop.
»Wenn ich keine Regeln zu beachten habe? Locker!«
»Von welchen Regeln sprechen wir denn?« Höflich und nicht uninteressiert musterte er sie. »Mir war nicht bewusst, dass bisher so etwas existierte. Wobei ich anmerken will, dass ich nachzog und deine Vorlagen ausschließlich parierte ...«
»Der nächste Witz«, bemerkte sie trocken. »Soweit ich mich erinnere, hast du mit dem gesamten Krieg überhaupt erst begonnen. Aber … wenn man Moral ... Ethik ... Ethik «, wiederholte sie hauchend und fuhr kurz darauf im üblichen aufgeblasenen Ton fort, »Fairplay, Anstand und die Gefühle des anderen außer Acht lässt, dann schwöre ich dir, bist du in zwei Wochen mit den Nerven am Ende und wimmerst mich auf Knien an, meinen Sieg zu akzeptieren und unseren kleinen – wie nanntest du das? - Schlagabtausch zu beenden.«
»Du überschätzt dich, Hunt.«
»Was zu beweisen wäre, Grant!«
»Dir ist bewusst, wie sinnfrei diese gesamte Geschichte ist?«
»Sicher.« Sehr beeindruckt wirkte sie nicht. »Gib zu, dass du nicht der Sieger bist, auch wenn du nur zu gern etwas anderes glaubst, und ich lenke sofort ein.«
»Es tut mir sehr leid, dem kann ich leider nicht entsprechen. Lügen waren noch nie ...« Ihr schallendes, leicht hysterisches Gelächter unterbrach ihn und Daniel lehnte sich seufzend vor, fing ihr Kinn mit einer Hand und blickte ihr tief in die Augen. »Tina … Was wir hier treiben, ist totaler Blödsinn und das weißt du auch. Es bringt weder dir noch mir irgendetwas. Gut, wir beide sind auf unsere Kosten gekommen ...« Ohne es geplant zu haben, grinste er. »Also der Anblick von dir mit dreihundert Federn im Haar hatte wirklich etwas. Und der Schnurrbart ...« Sie verzog das Gesicht, doch er schüttelte den Kopf. »Lass uns mit dem Mist aufhören. Bitte! Ich weiß, dass ich mich neulich im Ton vergriffen habe, und ich hoffe, du nimmst mir ab, dass ich nichts davon wirklich meinte. Meine einzige Erklärung dafür ist, dass ich so unvorstellbar wütend auf dich gewesen bin. Begreifen, warum du dich nicht gemeldet hast, werde ich wohl nie. Ändern können wir es jedoch nicht ... Schwamm drüber, es lässt sich nicht mehr rückgängig machen.«
Unvermutet lehnte er sich ein wenig weiter vor, bis ihre Lippenpaare sich beinahe berührten. »Du fehlst mir, Baby ...« Dann küsste er Tina behutsam und musterte sie schließlich erwartungsvoll.
»Sag, dass du nicht der Sieger bist!«, wiederholte sie störrisch, ihr Verhalten erinnerte ihn wie so häufig an ein trotziges Kleinkind.
»Tina, das ist doch ...«
»Raus damit!«
» Nein! «
Langsam nickte sie, ihre Augen beschrieben nur noch zwei schmale, Striche.
»Okay, du hast es nicht anders gewollt ...«
* * *
D aniel ging, ohne dem etwas hinzuzufügen.
Ihr letzter Satz war wohl das Ende der Unterhaltung und gleichzeitig seines Versuches, den Wahnsinn aufzugeben. Grausames schwante ihm nach ihrer Ankündigung. Egal, was sie jetzt aus dem Ärmel zog, es würde verdammt unangenehm werden.
Verdammt unangenehm?
Nun, was das betraf, konnte er glänzend mithalten. Vier Tage lang hatte sie ihn in dem Bewusstsein gelassen, sie wäre tot, was Daniel drastisch bewies, wie viel er ihr wert war.
Nichts.
Oder zumindest nicht genug. Bis heute fehlte jede Entschuldigung, mit keinem Wort oder einer Geste hatte sie ihm bisher signalisiert, dass es ihr vielleicht leidtat und sie mindestens ansatzweise verstand, was genau sie ihm angetan hatte.
Korrekter formuliert musste es wohl lauten: was sie
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