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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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mittlerweile wählte sie ihre Aufträge bedeutend sorgfältiger aus und erteilte eher Ab- als Zusagen. Dennoch musste Tina dringend eine Expertise fertigstellen, an der sie seit zwei Wochen arbeitete, zumindest, wenn sie neben den wirklich wichtigen Dingen – ihrem Krieg - zufälligerweise einmal Zeit dafür erübrigen konnte.
    In drei Tagen sollte das Exposé abgegeben werden, der Rohbau war längst erstellt, die Feinheiten warteten jedoch dringend auf Erledigung. Früher, als sie sich noch nicht gegen terroristische Professoren zur Wehr setzen musste, hätte sie diesen, eher simplen Teil ihrer Arbeit innerhalb von zwei Tagen bewerkstelligt. Neuerdings ließ ihr Eifer dummerweise zu wünschen übrig und das konnte sie nicht länger dulden!
    Entschlossen schaltete sie den Laptop ein. Anstatt sich damit auseinanderzusetzen, was dieser Mann sich in seinem kranken Hirn soeben ausdachte, würde sie es zur Abwechslung einmal mit Arbeit versuchen!
    Nachdem der Hochladevorgang beendet war, erschien jedoch nicht wie gewohnt ihr Emailordner. Stattdessen färbte sich der gesamte Bildschirm plötzlich Pink, mit unverkennbarem Trend ins Altrosa, und eine Armee von Smileys begann, vor ihren fassungslosen Augen über die Fläche zu tanzen. Alle besaßen kurze, pummelige Ärmchen und Beinchen, neben dem bekannten breiten Grinsen. In den vier Fingern der rechten Hand trug jeder eine riesige Schere ...
    Entgeistert starrte Tina auf den Bildschirm, während die winzigen Figuren ein Rechteck bildeten und schließlich noch einmal herzlich mit diesen dämlichen Scheren winkten.
    Innerhalb des Vierecks baute sich plötzlich ein Bild auf. Das Foto des Idioten wurde sichtbar. Lächelnd, mit grünen Augen und ohne Beule auf der Stirn. Wie in Zeitlupe wuchs eine Sprechblase aus seinem Mund.

    Vereinigt hoben die Smileys die Arme, winkten ein letztes Mal begeistert, und währenddessen tauchte über ihnen ein roter Schriftzug auf …

    Wieder einmal, wie in letzter Zeit ungewöhnlich häufig, wartete Daniel.
    Diesmal aber bedeutend angespannter als üblich. Denn wenn Tina auch nur den entferntesten Sinn für Fairplay besaß, musste sie ihn ohne weitere Verzögerung zum Sieger erklären, sein aktueller Schachzug war unschlagbar genial gewesen.
    Als sie endlich kam, blickte er ihr erwartungsvoll entgegen. Auf jeden Fall wirkte sie nicht hysterisch oder verheult, abgesehen von ihren Augen, die die Größe von Untertassen besaßen, schien sie insgesamt sogar erstaunlich ruhig.
    Tina besaß selbst die Muße, sich ein Wasser zu nehmen, ohne den geringsten Kommentar abgegeben zu haben. In der Zwischenzeit stellte sich bei Daniel leichte Ungeduld ein, sehr beeindruckt schien sie nämlich nicht. Geruhsam setzte sie sich zu ihm, nahm einen Schluck aus ihrer Flasche und betrachtete ihn schließlich nachdenklich und immer noch nicht hysterisch.
    Verdammt!
    »Gratulation«, begann sie leise.
    »Danke.«
    »Der war wirklich gut.«
    »Hmmm ...«
    Ein weiterer großer Schluck Wasser folgte, bevor sie fortfuhr. »Ich muss zugeben, auf so etwas wäre ich in tausend Jahren nicht gekommen.«
    Tunlichst achtete er darauf, sein Lächeln nicht zu breit ausfallen zu lassen. Daniel gehörte nicht zu jenen Menschen, die sich auf Kosten des Verlierers in ihrem haushohen Sieg sonnten. Unnötig, es über Gebühr breitzutreten, er wusste selbst, dass er gut war. »Waffenstillstand?«
    Erstaunlicherweise erwiderte sie sein Lächeln. »Okay ...« Kaum gesagt, befand sich die Flasche erneut an ihren Lippen, Tina schien heute unter extremen Flüssigkeitsmangel zu leiden. Nachdem das Wasser ihren Mund in Richtung Magen verlassen hatte und der Rest in seiner Plastikbehausung auf dem Tisch stand, sah sie auf. »Gibst du mir jetzt die Systemsicherung, bitte?«
    Daniels Lächeln verblasste. »Was?«
    Ihres wurde sogar noch ein wenig freudiger. »Die Sicherungskopie. Unter Garantie hast du eine erstellt, bevor du meine Festplatte detonieren ließest, oder?«
    Inzwischen wirkte Daniel etwas blass. »Machst du denn keine? Ich meine, ich ...«
    »Oh, sicher«, nickte sie. »Normalerweise einmal wöchentlich. Aber in letzter Zeit ... war ich ein wenig abgelenkt. Was jedoch kein Problem darstellt, weil du ja eine aktuelle Sicherungskopie erstellt hast. Du würdest doch nie auf die Idee kommen, meine Daten zu vernichten, ohne sie vorher zu sichern, oder? Weil ... in diesem Falle würdest du ja zu weit gehen, und nicht einmal du bist so dämlich, so etwas zu tun, nicht wahr, Daniel?«

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