03 - Keiner wie Wir
ein Kontrollfreak zu sein, auch wenn Tina das selbstverständlich ganz anders sah. Aber sobald es die Frau betraf, die er liebte, verlor er dummerweise jedes Maß. Widerstand zwecklos, das hatte er bereits ausgetestet.
Es war zu früh! Sie hatten zu wenig Zeit miteinander verbracht. Und er kannte ihre neu erworbenen Seltsamkeiten, wusste, was sie trieb oder auf welche dämlichen Ideen sie möglicherweise kam, wenn er nicht anwesend war, um den aufkeimenden Bullshit sofort zu ersticken.
Ja, die Parallelen zu damals ließen sich nicht leugnen und dennoch waren die Situationen grundverschieden. Denn diesmal blieb ihm tatsächlich keine Wahl und ihn konnte nur der Tod davon abhalten, zu ihr zurückzukehren. Viel änderte das an der miesen Gesamtsituation allerdings auch nicht.
Maggie hatte ihn schon an seinem Geburtstag kaum aus den besorgten Augen gelassen.
Dieses unerträgliche Glotzen behielt sie für die kommenden zwei Wochen bei, bis sie ihn schließlich ohne Umschweife und in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, (wäre Daniel so wahnsinnig gewesen, etwas Derartiges anzubringen) in den Urlaub abkommandierte.
»Zwei Wochen bleiben euch. Spann aus! Ich sorge dafür, dass der Laden nicht vor die Hunde geht. Danach muss es ja auch irgendwie funktionieren!«
Das war doch ein Wort! Vielleicht hatte Daniel sogar auf diesen Freibrief gewartet. Ganz nebenbei wurde er wie so häufig von einer überwältigenden Welle grenzenloser Dankbarkeit für Maggie und unerträglichem Ärger gegen sich selbst überrollt, weil er nicht selbst auf diese geniale Idee gekommen war.
Jetzt galt es nur noch, auch Tina von der Notwendigkeit eines Urlaubs zu überzeugen.
* * *
A ls sie an diesem Abend nach Hause kam, empfing Daniel sie strahlend.
»Neulich erwähntest du etwas von Betriebsferien. Stehen die noch im Raum oder war das nur ein Ablenkungsmanöver, um mich zu verwirren?«
Tinas Antwortstrahlen setzte etwas zu schnell ein und fiel bei Weitem zu umfassend aus.
Verdammt!
Eilig hob er die Hand. »Nein, ein Urlaub im Sudan ist nicht geplant. Eher in ... Miami!«
»Was?«
Daniel lachte auf. »Keine Panik. Ich habe ein Hotelzimmer gebucht. Trotzdem wäre es doch nett, Vera und Colin einen Besuch abzustatten, oder?«
Mit zur Seite geneigtem Kopf und denkbar argwöhnischem Blick trat sie langsam näher. »Warum habe ich soeben den absurden Verdacht, dass du mir bisher etwas Wichtiges verschwiegen hast?«
Daniel spitzte die Lippen. »Hmmm ...«
* * *
T ina erholte sich erstaunlich schnell von dem neuesten Schock.
Bereits auf dem Flug nach Florida versicherte sie ihm, dass sie es sich auch hätte denken können. »Sie hat mich immer wieder so komisch ausgefragt … Ich glaube, irgendwann ließ ich vor lauter Verzweiflung deinen Namen fallen, damit sie diesen Terror einstellte. Das muss sie gemein ausgenutzt haben ...«
»Deine Mutter macht sich Sorgen«, erwiderte er verhalten. Hand in Hand saßen sie nebeneinander, Tina am Fenster.
»Das trifft auf alle Mütter zu, nehme ich an.« Es klang etwas verschnupft. »Und keine will einsehen, dass sie es maßlos übertreiben!«
Für eine Weile betrachtete sie das sich entfernende Miniatur New York, bis sie ihn plötzlich ansah. »Ihr müsst euch blendend verstanden haben!«
Anstatt zu antworten, zog Daniel sie an sich und küsste ihre Schläfe. »Gib endlich Ruhe, Hunt!«
Sie gab Ruhe.
* * *
iami empfing sie mit Floridas gleißender Sonne, einer hysterisch-begeisterten Vera und einem wie üblich recht wortkargen Colin.
Allerdings irrte Tina, wenn sie glaubte, man würde mit einem Fulltime-Animationsprogramm aufwarten. Ihre Mutter bestand auf einem Dinner und einen Strandbesuch. Den Rest der Zeit waren die beiden sich selbst überlassen.
Viele leidenschaftliche Stunden verbrachten Tina und Daniel in ihrem Hotelzimmer, schlenderten jedoch auch oft am Strand entlang und genossen die Sonne. Daniel gelang es mit einiger Mühe, Tina zu der einen oder anderen Sehenswürdigkeit zu schleifen, ohne dass die gleich wieder diesen besonders wütenden Blick aufsetzte.
Diesmal handelte es sich unverkennbar um einen Urlaub. Obwohl keiner der beiden ausufernd darüber nachdachte.
Gemeinsam gingen sie ins Theater und ins Kino, besuchten Disneyland, wanderten und statteten sogar den Everglades einen Besuch ab. Den sie allerdings vorzeitig abbrachen, weil sie von einer Invasion militanter Moskitos angegriffen wurden. Noch Stunden später fluchte Daniel leise vor sich hin, während sie
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