03 - Keiner wie Wir
Grinsen ähnelte einer schmerzverzerrten Grimasse, doch er ließ sich widerstandslos abführen. Angekommen am Ziel wollte Tina sich neben ihn setzen, aber Daniel zog sie auf seinen Schoß. »Keine Panik«, versicherte er ihr dabei. »Die Dinger brechen so schnell nicht zusammen. Jedenfalls, wenn du es bist. Ist auch nicht anders, als hätte ich einen besonders schweren Schlüsselbund in der Tasche und eine Flasche in der Ha...«
»Kannst du denn nicht endlich damit aufhören?«, stöhnte sie. »Ich esse doch, oder?«
Das konnte er nicht leugnen. Daniel hatte – ganz Perfektionist, der er nun einmal war – so etwas wie einen Anti-Diätplan für Tina erstellt. Ihr anfänglicher Argwohn war schnell verflogen, zumindest der größte Teil. Ganz würde sich ihr Misstrauen wohl nie legen – was in ihren Augen eine sehr gesunde und vernünftige Reaktion darstellte, um von diesem arroganten Mann nicht vollends vereinnahmt zu werden.
Mit Dickmachern jeglicher Art kannte sie sich hervorragend aus und davon hatte sie auf Daniels kindischem Plan beim besten (Un)Willen nichts ausmachen können. Der hatte das Teil übrigens mit bunten Obstmagneten an der Kühlschranktür befestigt!
Es handelte sich insgesamt nur um … mehr. Was Tina sich nach reiflicher Abwägung gefallen ließ. Wenn das erforderlich war, um ein Baby zu bekommen, musste sie eben eine Zeit lang damit leben.
Zärtlich berührten seine Lippen ihren Mund, kein echter Kuss, eher ein Streicheln. »Ich habe nichts gesagt.«
»Hmmmm … Dann leide ich neuerdings unter einem ziemlich ausgeprägten Tinnitus ...«
Was ihr ein leises, aber amüsiertes Lachen einbrachte. Seine schlechte Stimmung schien bereits vergessen, neuerdings hielten sich derartige Anfälle nie sehr lange. Seufzend legte sie einen Arm um seinen Hals und lehnte die Stirn an seine Wange. »Du bist unmöglich ...«
Erst nach einer ganzen Weile, die sie in einträchtigem Schweigen verbrachten, hob er wieder an. »Ich habe heute erfahren, wohin genau ich gehe.«
»Und?«
»Sudan ...«
Prompt nahm sie den Kopf zurück. »Was?«
Daniel begutachtete den grünen, gepflegten Rasen. »Yeah, Sudan.«
»Wohin dort genau?«
Diesmal riskierte er einen raschen Blick aus dem Augenwinkel. »Was ist los?«
»Wo?«
Unwirsch schüttelte er den Kopf. »Du missverstehst die Sachlage total! Egal, wo, wir sind sicher. Das ist ein humanitärer ...«
»Wo!« Inzwischen klang sie etwas bedrohlich.
Daniel seufzte. »Darfur ...«
»Vergiss es!«
Sie wollte aufstehen, wurde aber von ihm daran gehindert. »Das kann ich nicht!« Gnadenlos zwang er ihr Kinn herum, bis sie ihn ansehen musste.
So leicht gab die sich jedoch nicht geschlagen. Sie wehrte sich, versuchte tatsächlich, gegen seinen übermächtigen Griff anzukämpfen, als hätte sie bei einem Sieg auch sein Fortgehen verhindert. Nein! Tina wollte seine Argumente nicht hören und wenn sie noch so treffend ausfielen. Genau hier endete ihre Nächstenliebe. Sollten andere ihren Hintern riskieren, die weniger zu verlieren hatten!
Nicht er!
Kein Problem, sie war bereit zu spenden, zur Not die Hälfte ihres Besitzes. Ehrlich, Tina war bereit, alles Erforderliche zu tun, sich ab sofort an jedem Sonntag mit der Spendenbüchse in der Hand vor das Rockefeller-Center zu stellen oder auch auf jede andere, erdenkliche Art diesen unglücklichen Menschen zu helfen. Alles, aber er würde nicht dorthin gehen.
Leider war Tina weder dumm noch grausam, auch wusste sie ganz genau, was Verantwortung bedeutete. Und deshalb spürte sie ihren Widerstand bald erlahmen, obwohl sich alles in ihr dagegen aufbäumte. Schließlich holte sie tief Luft und unternahm verzweifelte Anstrengungen, ihre derzeit chaotischen Gedanken zu ordnen. »Okay ...« Ein erneutes Luftholen folgte. » Okay ...« Ein letztes Mal ließ sie die Luft besonders tief in ihre Lungen rauschen, dann stand ihr Entschluss und sie versuchte nicht länger, seinem Blick auszuweichen. »Ich begleite dich!«
» Was? Tina du weißt nicht, was dich dort erwartet! Du würdest nach einem Tag Schreikrämpfe bekommen!«
Ein Beitrag, der ihm ein denkbar abfälliges Schnauben einbrachte. »Du hast eindeutig keine Ahnung, wen du vor dir hast!«
»Ich hätte keine Zeit für dich!«
»Ist mir egal!«
Ohne Unterbrechung - der Kerl holte nicht mal Luft! - wechselte Daniel die Spur. »Was ist mit deinen Aufträgen? Bisher hatte ich immer den Eindruck, du würdest daran hängen.«
»Betriebsferien.«
»Tina ...« Daniel
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