03 - komplett
Upper Brook Street brachte.
„Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen?“, sagte Hugo.
„Überhaupt nicht, ich habe Sie erwartet“, erwiderte Adam, ohne dem Groll in der Stimme seines Gastes Beachtung zu schenken. In aller Seelenruhe kniff er ein Auge zu und zielte mit dem Queue auf die Kugel, die über den Billardtisch schoss und kurz darauf in einer der Taschen landete. Dann erst richtete er sich auf und bedachte den neben der Tür stehenden Hugo prüfend.
„Kommen Sie doch herein“, sagte er und entließ seinen Butler mit kurzem Nicken.
Entschlossen trat Hugo über die Schwelle. „Sie haben mich erwartet?“, fragte er überrascht und argwöhnisch zugleich, während er an den mit Eichenholz gefassten Billardtisch herantrat und die Zeitung auf das grüne Tuch warf. Mit einem Finger deutete er auf die Anzeige. „Dann ist das also ein Missverständnis? Vielleicht ein Scherz?“
„Weder noch“, antwortete Adam.
„Sie gehört mir, das wissen Sie!“, rief Hugo. „Sie können sie mir nicht stehlen! Das lasse ich nicht zu. Ich habe Ihnen von uns beiden bereits in Hertfordshire erzählt.“
Die letzte Äußerung brachte er schon ein wenig beherrschter hervor, wenn auch mit anklagender Stimme.
Adam spazierte um den Tisch herum zu ihm hinüber.
Abschätzend blickte Hugo ihn an. Lord Rockingham sah recht gleichgültig drein, seine ausdruckslose Miene gab keinen Aufschluss darüber, was er dachte. Dennoch war das Verhalten des Marquess aus irgendwelchen Gründen äußerst nervenaufreibend und bereitete ihm leichtes Unbehagen.
„Ich erinnere mich an das, was Sie damals sagten. Meine Verlobte hat die Sache jedoch richtiggestellt und mir von Ihnen erzählt.“ Nur einen Schritt von Hugo entfernt blieb Adam stehen.
Hugo ärgerte sich maßlos über das unbekümmerte Verhalten Lord Rockinghams.
Selbst ein solch von sich eingenommener Mensch sollte doch zumindest Gewissensbisse verspüren, wenn er einem anderen hinterlistig die Braut stahl. Aber Lord Rockingham sah ganz und gar nicht beschämt aus. Womöglich ist dies indes gar nicht so verwunderlich, dachte er dann. Sylvie Meredith mochte zwar ein dreistes Gör sein, aber es war undenkbar, dass sie einem Verehrer von Rockinghams Format gestehen würde, mit einem anderen im Wald ein Techtelmechtel gehabt zu haben.
Rockingham mochte zwar ein Frauenheld sein, aber selbst er würde gewiss vor dem Gedanken zurückschrecken, eine befleckte Frau zur Gattin zu nehmen.
Dennoch blieb die nagende Sorge, dass er sie unterschätzt hatte. Er hatte Sylvie nicht für schlau genug gehalten, ihrem bäuerlichen Liebhaber zugunsten eines einflussreichen Mannes den Laufpass zu geben, der in der Lage war, sie zu schützen.
Die Gecken, die bisher um sie herumscharwenzelt waren, hatten keine Gefahr dargestellt, denn sie hätten die Flucht ergriffen, sobald er erklärt hätte, dass sie ihm zugetan war. Vielleicht hätte dieser Tölpel Markham sich aus ritterlichen Gefühlen heraus nicht so leicht in die Flucht schlagen lassen, aber Hugo war sich sicher, dass er auch ihn bald hätte vertreiben können.
Sich Adams bohrenden Blicks bewusst, nahm Hugo eine Kugel vom Tisch. Bemüht, sich sorglos zu geben, ließ er sie über den grünen Filz rollen. „Ich nehme an, Sie hat Ihnen erzählt, dass ich ihr ... den Hof gemacht habe. Und das aus gutem Grund.“
Adam hob die Brauen und blickte ihn fragend an.
„Die Angelegenheit ist etwas heikel. Sagen wir einfach, ich habe versucht, ihren guten Ruf zu schützen, indem ich ihr meinen Namen geben wollte, bevor es Geschwätz gibt. Vielleicht ist es Ihnen nicht bewusst, dass sie im Ruf steht, etwas ...
nun sagen wir, ungestüm zu sein, und zu unüberlegtem Handeln neigt?“
„In welcher Hinsicht?“, fragte Adam ruhig.
Hugo zuckte die Schultern und breitete die Hände aus. „Sie werden wohl nicht erwarten, dass ein Gentleman solch delikate Einzelheiten über eine Dame äußert.“
„In der Tat nicht, aber ich habe ja auch keinen Gentleman, sondern Sie gefragt.“
Die vorsätzliche Beleidigung ließ Hugos Wangen flammend rot werden. Seine hasserfüllten Augen verengten sich, und ein spöttisches Lächeln verzog seinen Mund. Es war an der Zeit, dem stolzen Marquess mit einigen schmutzigen Tatsachen über seine Verlobte zu konfrontieren. Er freute sich schon darauf, ihm von dem Vorfall im Wald zu erzählen und wie es sich angefühlt hatte, ihre sich windenden Hüften unter sich zu spüren. Nur einen Augenblick später und er hätte ihr
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