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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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wenn diese Faust sich nach innen gewandt hatte? Gegen ihn selbst gerichtet war?
    Heather dachte an das in Vons Ohren geronnene Blut und daran, wie Von Dante am Flughafen Sea-Tac International die Kapuze vom Kopf gestreift und sein Gesicht mit beiden Händen umfasst hatte.
    Lass sie es sehen, kleiner Bruder.
    Die niemals endende Straße.
    Möglicherweise hatte sie nicht in Dantes Kopf fallen können, weil sie wie zuvor dafür schlafen musste. Oder unter Drogen stehen. Oder vielleicht war es nur ein Zufall gewesen.
    Moment mal. Unter Drogen.
    Dante war das letzte Mal voller Morphium gewesen. Er hatte vermutet, das Medikament habe möglicherweise seine Schilde geschwächt und es so ihrem träumenden Geist erlaubt, in ihn einzudringen. Oder vielleicht hatte auch sein opiumdurchtränktes Bewusstsein nach ihr gefasst und sie in seinen Alptraum gerissen.
    »Annie«, rief Heather. »Wirf mir den Morphiumbeutel und eine Flasche Wasser nach hinten.«
    Heather leerte die Spritze mit einem Daumendruck und zog dann die Nadel aus Dantes Hals. Sie steckte die Spritze in den Beutel zurück und beobachtete, wie sich Dantes Muskeln sichtbar entspannten. Auch seine Fäuste öffneten sich.
    Wieder schmiegte sie sich an ihn. Sein Körper fühlte sich heiß an wie ein Blechdach im August. Schweiß sammelte sich in ihrer Halskuhle, lief zwischen den Schulterblättern hinunter und benetzte ihr Gesicht.
    Angst kroch Heathers Rückgrat entlang. So heftiges Fieber konnte nicht gesund sein, ob man nun ein Nachtgeschöpf oder ein Sterblicher war. Sie öffnete die Flasche und spritzte Dante Wasser ins Gesicht. Fast erwartete sie, es würde verdampfen, sobald es seine Haut berührte. Es gab kein Zischen oder Dampfen, aber das Wasser verdunstete sofort.
    Sie zog den Kragen ihres T-Shirts vom Hals weg und kippte auch etwas Wasser zwischen ihre verschwitzten Brüste, ehe sie Dante mit dem Rest befeuchtete.
    Dann warf sie die leere Flasche auf den Boden. Entschlossen fasste sie nach Dantes Hand und schob ihre Finger zwischen seine.
    »Lass mich rein, Baptiste«, flüsterte sie und schloss die Augen.
    Etwas Heißes, Stacheliges – ein dorniges Lasso – legte sich um Heather und zog sich zu. Ihr wurde schlecht, und in ihrem Magen breitete sich Übelkeit aus.
    Dante riss sie hinein und schlug die Tür zu.

27
    WENN ES ABEND WIRD
    Rom · 26. März
    Renata hatte es sich auf einem schmiedeeisernen Stuhl mit Kissen auf ihrer Terrasse bequem gemacht und genoss das Mondlicht. Aus vollen Zügen nahm sie die Nacht in sich auf, die erste Frühlingsluft kühlte ihr Gesicht. Sie stellte sich den Geschmack von Salzwasser und den Sand der Mittelmeerküste vor, die etwa dreißig Kilometer entfernt war.
    Hinter ihrem weinbewachsenen, schwarzen Geländer war das betriebsame Rauschen der Stadt zu hören: lautes Hupen und quietschende Bremsen, das leise Knattern der Mofas, lachende und wütende Stimmen oder herzliche Begrüßungen. Die delikaten Gerüche von Garnelen, gegrillten Knoblauchhähnchen und frisch gebackenen Kuchen erfüllten die Luft.
    Renata träumte vor sich hin.
    Ein Blutgeborener. Vielleicht hatte sich sogar jene Gute-Nacht-Geschichte, die man immer nur im Flüsterton erzählte, erfüllt: ein gefallener Creawdwr . Trotzdem gehörte Dante ebenso zu den Vampiren wie zu den Gefallenen – ja, im Grunde war er mehr Vampir, da seine Mutter Vampirin gewesen war. Renata hielt an dem alten matriarchalischen Glauben fest, dass nur die Blutlinie der Mutter zählte.
    Giovanni tapste auf die Terrasse, fuhr sich mit beiden Händen durch sein burgunderrotes Haar, das vom Schlaf noch ganz zerzaust war. Der dunkle Schatten eines Dreitagebarts rahmte seine untere Gesichtshälfte ein. »Buona sera, bella«, grüßte er sie und machte es sich auf einem roten Sessel mit Rosenmuster bequem. Er trug eine enge dunkle Hose und ein weißes Tanktop.
    Renata schmunzelte. »Dich wollte ich sprechen.«
    Giovanni sah sie einen Augenblick lang an und drohte ihr dann mit dem Zeigefinger. »Ich kenne dieses Lächeln. Du willst etwas von mir.« Er drückte sich tiefer in den Sessel. »Ich bin noch nicht bereit für Bitten. Ich bin gerade erst aufgestanden.«
    »Ragazzo pigro«, neckte sie. »Das sagst du immer.«
    Ein Lachen zuckte um Giovannis Mund. »Stimmt.«
    Florentina, mollig und hübsch in ihrer weißen Schürze, das Haar zu einem ordentlichen schokoladenbraunen Knoten zusammengefasst, kam auf die Terrasse heraus. Sie begrüßte Giovanni nickend, wobei sie wie immer sein

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