03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
leidenschaftliches Lächeln ignorierte, und wandte dann ihre Aufmerksamkeit Renata zu.
»Möchten Sie Wein, Signora ?«
» Sì, Florentina, grazie. Merlot für uns beide, und bringen Sie mir das Telefon.«
Das junge sterbliche Dienstmädchen nickte und kehrte in die Küche zurück.
Giovannis Gesicht nahm einen sauren Ausdruck an, und er winkte abschätzig in Florentinas Richtung. »Sie muss lesbisch sein.«
» Una lesbica? Weil sie gegen deine Charmeoffensive immun ist? No, Vanni mio, sie hat einfach einen Freund, den sie liebt. Ihre Besonnenheit und ihr Instinkt haben sie alles wissen lassen, was sie über dich wissen muss.«
Diesmal winkte er abschätzig in Renatas Richtung. »Sie wusste von Anfang an, wer wir sind.«
»Das meine ich nicht«, antwortete sie. »Sie weiß, dass du mit Herzen spielst.«
Giovanni prustete. »Mit Herzen. Charmant formuliert, bella .«
Renata stellte ihre weiße Espressotasse auf die Untertasse, die einen Rosenrand hatte. Sie stand auf, ging zu Giovanni und setzte sich auf seinen Schoß. Ihr knielanger ultramarinblauer Morgenmantel glitt über ihre Schenkel. Sie hob sein Kinn mit dem Zeigefinger an, und der Schmollmund, den er gezogen hatte, verschwand.
»Bist du je in New Orleans gewesen, Giovanni?«, fragte sie.
Belustigung zeigte sich in seinen nussbraunen Augen, als hüpfe ein flacher Stein übers Wasser. »Nein. Aber ich habe das Gefühl, dass sich das bald ändern wird.«
»Der Jet wird noch heute für dich bereit sein. Ich will, dass du mit Guy Mauvais sprichst, dem Fürsten von New Orleans, um zu erfahren, was er über Dante weiß.«
»Ah.« Giovanni richtete sich in seinem Sessel auf, ohne Renata abzuschütteln. »Um ein Gefühl für den Blutgeborenen in seiner Heimatstadt zu bekommen, soll ich also mit denjenigen sprechen, die ihn kennen – sì ?«
»Ja, und um Baptiste zu treffen, sobald er zu Hause eintrifft. Ich habe sichergestellt, dass er und seine Freunde unbehelligt reisen können«, erklärte Renata. »Aber bevor ich mich an den Cercle wende, will ich Caterinas Beobachtungen verifizieren. Ich zweifle zwar keine Sekunde, dass sie alles glaubt, was sie mir erzählt hat, aber …«
»… sie ist eine Sterbliche«, beendete Giovanni den Satz für sie, »und ein Blutgeborener könnte sie problemlos hereinlegen, nicht wahr, bella ?«
Renata seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch die Locken. » Sì, esattamente, caro mio. Wenn man noch dazu bedenkt, was Caterina mir über die Folter und die Qualen erzählt hat, die Dante durch sterbliche Monster erleiden musste …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss einfach sicher sein.«
»Wie viel darf Mauvais wissen?«, fragte Giovanni und wickelte eine ihrer dunklen Strähnen um seinen Finger.
»Du kannst ansprechen, dass Dante ein Blutgeborener ist, aber das andere erwähnst du auf keinen Fall. Mauvais muss es nicht wissen.«
Er nickte, wobei sein Gesichtsausdruck nachdenklich wirkte. »Was soll ich zu Baptiste sagen?«
»Sag ihm die Wahrheit – dass du Caterinas frère du cœur bist.«
In diesem Augenblick kam Florentina wieder auf die Terrasse. Auf einem Holztablett mit zwei Griffen balancierte sie zwei halbgefüllte Weingläser. Daneben lag ein rubinrotes Mobiltelefon. Renata nahm den verführerischen Duft von schwarzen Kirschen und Pflaumen wahr, der ihr aus den beiden Gläsern entgegenwehte.
»Magnifico«, sagte Renata und nahm von dem Mädchen ein Glas und ihr Mobiltelefon entgegen. Giovanni murmelte ein Dankeschön.
Als Florentina wieder verschwunden war, meinte Renata: »Sobald es in New Orleans Abend wird, rufe ich Mauvais an und lasse ihn wissen, dass du auf dem Weg bist.«
»Va bene.« Giovanni nahm einen großen Schluck Wein. »Ich werde dann mal packen.«
Renata legte die Hand auf Giovannis Wange. Spürte die Stoppeln seines Dreitagebarts. » Grazie, caro mio. Sobald ich mehr von Caterina erfahre, lasse ich es dich wissen.« Sie beugte sich vor und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen. »Noch eines, Vanni …«
Er sah sie durch seine Wimpern hindurch an. »Sì, bella?«
»Mauvais sollte auf jeden Fall begreifen, dass Dante Schutz braucht.« Sie tätschelte ihm die Wange, während ein verschmitztes Lächeln über ihre Lippen huschte. »Rasier dich vorher. Diese Stoppeln könnten tödlich sein.«
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DER GROSSE ZERSTÖRER
Im Inneren · 26. März
Heather schlägt hart auf. Sie landet auf Händen und Knien in dem schwarzen Gras, dessen lange, dünne Halme schwer vor
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