03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
keiner von uns. Wir müssen nur gewährleisten, dass er das – so jung wie er ist – nicht herausfindet.«
»Ich werde mein Bestes tun«, erklärte Mauvais.
»Buono.« Giovanni lehnte sich vor und küsste Mauvais auf beide Wangen. »Dann lasse ich Sie jetzt gehen, damit Sie sich um diese Disziplinierung kümmern können, während ich Ihre wundervolle Stadt weiter erkunde.«
»Bonne nuit et bon appétit.«
Lachend schlenderte Giovanni davon, und Mauvais ging unter Deck, um endlich den trotzigen und respektlosen Blutgeborenen namens Dante Baptiste kennenzulernen.
Endlich konnte er Justines Durst nach Gerechtigkeit stillen.
Auf die Knie, petit . Hände auf den Rücken. Habe einen Überraschungsgast für dich.
Rotglühende Schmerzen bohrten sich in Dantes linkes Auge, und seine Erinnerung löste sich auf. Sein Lied loderte in ihm und ließ sein Herz vor Hitze fast zerspringen.
Am Rand seines Sichtfelds nahm er eine Bewegung wahr. Er fuhr herum. Blaue Funken stoben wärmend und elektrisierend aus seinen Fingern, als Laurent ihn am linken Oberarm packte.
Laurent erstarrte. In seinem Gesichtsausdruck spiegelte sich Verunsicherung. Blaue Flämmchen schimmerten in seinen Pupillen.
»Ich habe dich gewarnt«, sagte Dante und nahm Laurents Hand.
Habe einen Überraschungsgast für dich.
Die Vergangenheit ergriff Dante durch die Wände hindurch, die Lyons und die durchgeknallte Athena zerstört hatten. Diese gottverdammte Vergangenheit schlug immer und immer wieder mit Bildern und Flüstern und scharf einschneidenden Handschellen auf ihn ein.
Sie quälte ihn mit Jeanettes gedämpftem Schluchzen.
Du hast wohl geglaubt, ich merke nicht, wie du mit Mark und Jolie Jeanette unter den Decken spielst – was, Junge? O doch, ich hab es gemerkt, petit, und wie ich es gemerkt hab. Hier, ich schalte mal dieses Monitording an, und dann schauen wir uns das zusammen an.
Ein Baseballschläger aus Schmerz knallte gegen Dantes Bewusstsein. Sein Gesang zersprang in Tausende misstönende Noten. Endete.
Eine Faust schlug gegen seine Schläfe und ließ rote und orangefarbene Blitze vor seinen Augen explodieren. Die Welt verschwamm vor seinen Augen, als ob er sich unter Wasser befinden würde. Die Frau mit den Schwarzkirschenlippen stand vor ihrem Sessel und starrte ihn an.
Hände packten Dante und rissen seinen linken Arm hinter den Rücken. Seine Schulter begann, grausam zu schmerzen. Weitere Hände – noch ein Arsch oder auch zwei, die sie gerufen hatte – zwangen ihn auf die Knie. Eine Faust schlug auf seine Brust ein. Die Luft wich aus seiner Lunge. Dante versuchte, den Schlägen und Hieben auszuweichen, die wie Regen auf ihn niederprasselten, aber er vermochte nicht, sich zu befreien.
»Wie hat er das gemacht?«, wisperte einer. »Laurents Hand – sie ist weg.«
»Sie wird nachwachsen«, sagte Laurent mit bebender Stimme. »Oder?«
»Ich … ich weiß nicht. Ich weiß nicht, wie er das oder was er gemacht hat …«
»Er ist ein Blutgeborener, Justine.« Eine unbekannte, selbstbewusst klingende Stimme mischte sich in die Unterhaltung ein. »Er vermag vieles.«
Dante sah auf.
Ein hagerer Mann, der Mitte dreißig zu sein schien und einen geschmackvollen schiefergrauen Abendanzug trug, stand neben der Frau, die anscheinend Justine hieß. Ein dunkles Band hielt sein langes, weizenblondes Haar im Nacken zusammen, so dass man das scharfe, aristokratisch wirkende Gesicht und die durchdringenden blauen Augen gut sehen konnte.
Der Kretin Mauvais.
Ein belustigtes Lächeln huschte über die Lippen des alten Kreolen. »Wie ich sehe, hast du alle mit deinem Charme bezaubert. Schade, dass du uns so lange hast warten lassen, bis du uns mit deiner Gegenwart beehrt hast.«
»Was das betrifft – ihr könnt mich mal.«
»Wie gesagt: charmant. Offenbar ist eine kleine Lektion vonnöten. Wären Sie so nett, Payne?«
Der Junge braucht eine Lektion. Der braucht immer eine Lektion.
Payne kniete sich hinter Dante und riss dessen Arm noch weiter nach oben. Dann hängte er sein ganzes Gewicht daran, das – wenn man seinen Spitznamen Muskelmann bedachte – erheblich war. Dante merkte, wie seine Schultermuskeln zu reißen begannen. Ein unbeschreiblicher Schmerz schoss durch sein Gelenk. Er biss sich auf die Unterlippe, als er den Mund schloss. Kurz darauf schmeckte er Blut.
»Es reicht«, flüsterte Mauvais.
Payne lockerte seinen Griff, hielt Dantes Arm aber weiter nach oben gedreht. Auf Dantes Stirn stand Schweiß. Mauvais musterte ihn
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