03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
Dantes Bewusstsein. Er sprang auf, stolperte jedoch sogleich vor Schmerz, der wie ein gemeingefährlicher Molotow-Cocktail hinter seinen Augen explodierte. Dann brach er ab.
Die Verbindung zu Simone riss ab.
Dante sah seinen eigenen Schock in Vons Gesicht. »Sie ist tot.«
36
DER GESCHMACK SEINER TRÄNEN
New Orleans · 27. März
Flackernde Feuerwände hüllten das Haus ein. Einige alte Eichen im Garten hatten auch Feuer gefangen, da die glühende Hitze ihre Äste erfasst hatte. Gelbe und orangefarbene Lichter von Feuerwehrautos, Streifenwagen und einer Ambulanz erhellten die Nacht. Feuerwehrleute in Schutzanzügen mit gelben Warnstreifen richteten gewaltige Wasserstrahlen auf das Flammenmeer.
Heather schob die Tür des Vans auf und sprang heraus, ehe Von völlig angehalten hatte. Dichte, brennende Rauchwolken und der Geruch von verbranntem Holz und geschmolzenem Plastik stiegen ihr in Nase und Augen. Ohrenbetäubend laute Generatoren und laufende Maschinen ließen den Asphalt unter ihren Skechers erbeben.
Das Wasser lag als feuchter Dunst in der Luft.
Einige Leute standen in Grüppchen auf der anderen Straßenseite zusammen und beobachteten die Szene. Zwei junge Männer kauerten auf dem Bordstein: Trey und Silver.
Heathers Magen verkrampfte sich noch mehr, als sie sich nach Annie umsah. Sie entdeckte sie auf der Stoßstange des Krankenwagens, Eerie eng an die Brust gedrückt. Heather atmete auf.
»C’est bon, chérie«, sagte Dante, als er neben sie trat, und seine heisere Stimme spiegelte ihre Erleichterung wider. »Annie geht es gut, und Eerie- Minou auch.«
Heather spürte den Anflug seelenwunder Trauer in seinem Inneren. Sie vermutete, dass er seine Schilde verstärkt hatte – sowohl um sie zu schützen als auch, um etwas für sich sein zu können. Sie griff nach seiner Hand.
»Es tut mir so leid«, flüsterte sie und meinte es auch so. Insgeheim wünschte sie sich, mehr sagen zu können, was seinen Schmerz lindern würde.
Dante drückte ihre Hand und ließ dann los. »Ich weiß«, antwortete er flüsternd. »Merci.« Er ging die Straße hinunter zu Trey und Silver, die mit gesenkten Köpfen noch immer regungslos auf dem Bordstein saßen. Als Silver Dante sah, sprang er auf. Sein rußverschmiertes Gesicht wirkte völlig erschüttert und verzagt. Dante nahm ihn in die Arme.
Von blickte auf das brennende Haus. Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. Das Licht des Feuers und Schatten flackerten über sein Gesicht und spiegelten sich in den Gläsern seiner Sonnenbrille. Er ballte die Fäuste.
»Ich habe mich nicht von ihr verabschiedet. Schien nicht nötig zu sein, weißt du? Ich würde ja zurückkommen und …« Er brach ab. »Geh zu Annie, Püppchen. Ich komme schon klar. Na ja, nicht wirklich, aber man kann mich allein lassen.«
Heather umarmte den großen Nomad und drückte ihn an sich. »Ich spreche mit der Polizei. Das musst du nicht tun«, sagte sie.
»Erklär ihnen, dass das Haus Lucien gehört und er irgendwo in Russland auf Geschäftsreise ist. Er wird sie kontaktieren, sobald er zurück ist. Wenn sie sich nach Simone erkundigen – Trey ist ihr einziger Verwandter. Sie dürfen auf keinen Fall mit Dante sprechen. Er ist viel zu aufgewühlt und würde vermutlich irgendwas Dummes tun oder sagen, und sie würden ihn verhaften.«
»Gut«, antwortete sie und ließ Von los. Dann eilte sie zum Krankenwagen.
Eerie richtete seine funkelnden Augen auf Heather. Im Licht der Straßenlaterne leuchteten sie fast golden. Er maunzte. Annie sah auf. Ihr weißes Gesicht war rußverschmiert.
»Simone hat es nicht mehr nach draußen geschafft«, sagte sie mit rauchig-heiserer Stimme. »Trey und Silver haben versucht, nochmal reinzugehen und sie zu suchen, aber die Flammen …« Sie schüttelte den Kopf. »Es war schon zu schlimm.«
Heather setzte sich auf die Stoßstange neben Annie. »Gib mir Eerie, damit sich die Sanitäter um deinen Arm kümmern können.« Sie nahm Annie den Kater ab, und er machte es sich auf ihrem Schoß bequem. »Wie geht es ihr?«, fragte sie den Sanitäter, der Annie zu untersuchen begann.
»Verbrennungen ersten und zweiten Grades an den Händen und Armen«, antwortete er. »Außerdem hat sie etwas Rauch eingeatmet und steht unter Schock. Aber es ist zum Glück nichts Schlimmes. Sie sollten sie ins Krankenhaus bringen, wenn wir hier fertig sind.«
»Das werde ich«, antwortete Heather, die erneut erleichtert aufatmete. Sie musterte Eerie. Sein Fell war zum Teil etwas angekokelt,
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