03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
zwingen konnte, Renatas Wunsch zu folgen. Oder ob sie das überhaupt wollte.
Caterina fasste nach ihrer Browning und zog sie aus dem Hosenbund. Sie legte die Hand mit der Waffe auf ihren Oberschenkel und musterte sie.
Was sie auf dem Hügel gesehen und miterlebt hatte … Bilder von Dantes Taten segelten wie Möwen durch ihr Bewusstsein.
Dante krümmt sich auf dem Teppich und ringt zitternd vor Entkräftung und Schmerz um Luft. Blaue Funken umgeben seine Hände und verwandeln alles, was sie berühren.
Der Boden wellt sich und wird zu einem Waldboden voller Kiefernnadeln, einem dichten Unterholz und blauen Wildblümchen. Blaue Dornenranken gleiten durchs Zimmer.
Blaue Lichtblitze dringen aus dem Haus, aus den zerbrochenen Fensterscheiben und der weit offen stehenden Tür, als Heather und Von, der Dante auf der Schulter trägt, aus dem bebenden, wackelnden Gebäude rennen.
Lauter Flügelschlag lässt Caterina aufblicken. Über ihr stürzen und schweben Gestalten aus dem bewölkten Regenhimmel herab. Sie zeichnen sich deutlich vor einem leuchtenden Dämmerlicht ab – Polarlicht, wo keines sein sollte. Die Nacht rauscht von Flügeln. Unwirkliche Musik durchdringt die Luft, als die Gefallenen Dante Baptiste zu Ehren zu singen beginnen.
Sie singen, um ihren jungen Creawdwr heimzubegleiten .
Doch Dante hatte die Gefallenen, noch während sie für ihn sangen, mit blauen Blitzen in Bann geschlagen und in Stein verwandelt – selbst als sie zu fliehen versuchten und zu spät verstanden, dass er ihnen den Tod ihres Vaters zum Vorwurf machte.
Caterina erinnerte sich noch an die Worte Vons: Lucien bat mich, Dante vor den Gefallenen zu beschützen.
Das war ein weiteres Wunder: ein Llygad , der aktiv wurde, statt unbeteiligter Beobachter zu bleiben. Wie Caterina erst vor wenigen Stunden erleben durfte, hatte Von seine Unparteilichkeit aufgegeben und sich ganz in Dante Baptistes Dienst gestellt – entgegen allen Gesetzen der Llygaid .
Sie seufzte und lehnte sich zurück. Es gab so viele Fragen, die sie Dante und Von stellen wollte, auch wenn ihr klar war, dass Dante wahrscheinlich keine Antworten für sie hatte – war sein Bewusstsein doch von menschlichen Monstern zerstört, seine Vergangenheit zerschmettert und dann tief in ihm vergraben worden. Sie versuchte, nicht an seine Anfälle oder das, was sie bedeuten mochten, zu denken.
Was Von anging … nun, das hing ganz davon ab, wie sehr beziehungsweise ob er ihr vertraute.
Ehrlich gesagt war es wahrscheinlich das Beste, wenn sie so wenig wie möglich wusste. Schließlich hatte sie vor, in die Schattenabteilung zurückzukehren. Wenn ihren Vorgesetzten etwas seltsam oder unklar erschien, wenn sie mit ihnen sprach, dann würde sie sich eventuell einem Vernehmungsbeamten wie Teodoro Díon gegenüber sehen, der ihr Bewusstsein zerstören würde, nachdem er ihr entlockt hatte, was sie wusste. Sie würde als sabbernde Idiotin zurückbleiben.
Wenn sie Pech hatte.
Caterina schüttelte sich. Es überlief sie eiskalt. Sie hielt die Browning fest umschlossen. Ihre kalten, nassen Klamotten würden sie schon wachhalten. Ein weiterer Energydrink würde höchstwahrscheinlich auch nicht schaden. In weniger als vier Stunden konnte sie endlich schlafen.
Sie und Heather mussten all ihre Sinne beisammenhalten und hellwach sein, um sich dem stellen zu können, was sie erwartete, wenn die Sonne sank und es im Zimmer wieder dunkel wurde.
Das Licht, das von draußen die Tür umrahmte, verschwand. Caterina sprang auf und riss die Browning hoch. Adrenalin pumpte durch ihren Körper und ließ ihr Herz abrupt schneller schlagen. Sie hielt den Blick auf die Tür gerichtet und hob die Waffe auf Kopfhöhe.
Blaue Funken schossen wie bei einem winzigen Feuerwerk durch den Schlitz für die Schlüsselkarte. Caterinas Herz raste in ihrer Brust. Noch immer hatte sie die Waffe gezückt, auch wenn sie inzwischen vermutete, dass eine Kugel das, was sich auf der anderen Seite der Tür befand, nicht aufhalten würde.
Die Tür ging so weit auf, wie das bei vorgelegter Kette möglich war. Wieder folgte ein Schauer aus blauen Funken. Die Kette fiel zu Boden, wo sie dampfend und geschmolzen liegen blieb. Caterina sah aus dem Augenwinkel, dass Heather ebenfalls wach war und ihre Browning auf das richtete, was da hereinkam.
Die Tür ging weiter auf. Doch es wehten nur Nebel, Regen und grünes Laub herein. Ein seltsamer warmer Lufthauch erfüllte das Zimmer. Caterinas Finger krümmte sich. Sie konnte sich
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