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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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fragte Hekate und nahm die Teekanne in die Hand.
    »Wein wäre besser«, antwortete er und legte sich hin. Mit der Hand bedeckte er seine Augen.
    »Stimmt«, sprach sie.
    Lucien lauschte ihren leisen Schritten, als sie die Teekanne wieder auf das Tischchen stellte. Einige Minuten später vernahm er das Klappern von Schuhen auf dem Marmorboden. Eine Dienerin brachte eine Karaffe Wein. Er hörte, wie die Flüssigkeit in ein Glas rann.
    Warum hatte Dante Lilith versteinert? Hatte er Liliths Schutz abgelehnt, weil er noch wütend auf Lucien war? Oder hatte sie keine Gelegenheit gehabt, überhaupt mit ihm zu sprechen?
    Trotz Gabriels Drohung, ihn dazu zu zwingen zuzusehen, wie Dante gefesselt wurde, vermutete Lucien, dass der aufgeblasene Aingeal in Wahrheit hoffte, man würde den Creawdwr erst finden, nachdem Gehenna und Lucien vergangen waren.
    Ansonsten würde Dantes Energie das Land neu beleben und seine, aber auch Luciens Lebensgeister wieder kräftigen. Gabriel musste dann Lucien entweder umbringen, um ihn loszuwerden, oder den Creawdwr dazu überreden, ihn seinerseits aufzulösen.
    Gabriel glaubte zweifellos, dass man Dante dazu bringen konnte, ein neues Gehenna zu erschaffen – eines, das ein junger, kraftvoller Creawdwr geschaffen hatte und das weder den Stempel noch die Eigenarten des früheren Erschaffers in sich trug. Eine neue Zeit sollte für die Elohim anbrechen.
    Lucien musste an Gabriels Worte denken: »Er ist verletzt – vielleicht aufgrund einer durchtrennten Verbindung.«
    Wie schwer hatte er seinem Kind geschadet, als er es schützen wollte?
    Der warme Duft von Apfelblüten und fruchtigem Wein stieg Lucien in die Nase. Er hob den Arm von den Augen und nahm das feucht beschlagene Glas entgegen, das Hekate ihm gab. »Danke.«
    Sie nickte und nippte von ihrem Glas mit Rotwein. Dann warf sie Lucien unter ihren langen, silberfrostigen Wimpern einen Seitenblick zu. »Meine Mutter hat dich ewig gehasst«, murmelte sie, »und auch Gabriel hat sich sehr bemüht sicherzustellen, dass ich dich verachte.«
    »Aber das tust du nicht?«
    »Der Feind meines Feindes ist mein Freund«, erwiderte Hekate, ohne den Blick abzuwenden.
    Lucien lachte. »Du bist wahrhaft die Tochter deiner Mutter.« Er nahm einen langen, kühlenden Schluck Wein und schmeckte dabei neben Granatapfelsaft die beißende Säure der Limetten.
    »Ich bin nicht wie Lilith. Ich interessiere mich nicht im Geringsten für Macht. Ich verstehe nicht, wie sich jemand danach sehnen kann, ein sterbendes Land zu regieren.«
    »Es war nicht immer dem Untergang geweiht«, meinte Lucien.
    »Aber ich kenne es nur so – ein sterbendes Land, ein fassungsloses Volk, andauernde Kriege.«
    Lucien war ernüchtert. Also doch eine Agentin Gabriels. Allerdings eine strahlende, verführerische, wenn vielleicht auch etwas ungeschickt.
    »Um das alles zu verbessern oder zu verändern, bedarf es nur eines Creawdwrs «, bemerkte er tonlos. »Aber ich weiß nicht, wo er ist, und es interessiert mich auch nicht.«
    Hekates Wangen röteten sich. »Das habe ich nicht gemeint.«
    Lucien lachte. »Was hat Gabriel dir aufgetragen? Was sollst du mir entlocken? Vielleicht hättest du vorher üben sollen.«
    Ihr anmutiges Gesicht wirkte empört und ärgerlich. »Ich spreche nicht für Gabriel«, antwortete sie und hob ihr Kinn. »Ich spreche nur für mich selbst.«
    Ja, sie war durch und durch Liliths Tochter, und trotzdem …
    Hekate trat zu der Bank mit den lila Kissen und setzte sich. Sie hielt das stiellose Weinglas in beiden Händen. »Ich war fast mein ganzes Leben lang Gabriels Geisel«, erläuterte sie leise. »Man hat mich gut behandelt. Mir hat es an nichts gefehlt. Außer an Freiheit. Gabriel hätte mich sicher daran gehindert, in die Welt der Sterblichen zu fliegen, um diese kennenzulernen. Aber bis ich zurückgekehrt wäre, hätte er meine Eltern an Haken in Sheol gehängt.«
    Lucien setzte sich auf. »Das wusste ich nicht.«
    Eine Geisel, um sicherzustellen, dass sich Lilith und der Morgenstern benahmen, wie Gabriel es wollte. Doch das erklärte nicht, warum Lilith die Existenz Hekates nie erwähnt hatte.
    Ein düsteres Szenario formte sich in seinem Geist. Vielleicht hat sie mir nie von ihr erzählt, weil sie Dante gegen ihre Tochter auszutauschen hoffte. Jedes Wort, das über ihre vollen Lippen kam, war eine Lüge, dachte er.
    Lilith der Lügen.
    Zorn begann, sich in Luciens Bauch zusammenzubrauen. Er kippte den Rest des Weines in einem Zug hinunter.
    »Ich denke,

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