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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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der Creawdwr ist tatsächlich dein Sohn«, sagte Hekate und sah Lucien aus ihren veilchenblauen Augen fragend an. »Ich glaube, dass alles, was du in Sheol und von Gabriel ertragen hast, für deinen Sohn war. Ich glaube, dass du ihn vor Aingeals wie Gabriel und meinem Vater beschützen willst, und ich denke, dass du deine Verbindung zu ihm getrennt hast, um Gabriel daran zu hindern, ihn aufzuspüren.«
    Lucien schwieg.
    Hekate trank ihren Wein aus und stellte das Glas auf den Marmorboden. Sie erhob sich, wobei ihr hyazinthblaues Gewand wie flüssige Seide über ihre Kurven floss, und kehrte zur Brüstung zurück.
    »Meine Calon-Cyfaill , Jvala, war unter den Gesandten, die den Erschaffer willkommen heißen sollten«, sagte sie. »Auch sie schweigt nun – wie meine Mutter.«
    »Warum erzählst du mir das?«, wollte Lucien wissen.
    Hekate wandte sich zu ihm um. Eine schmale Hand lag noch immer auf der verzierten Marmorbalustrade. »Ich würde alles tun, um Jvala zu finden und zu befreien. Ich würde auch alles tun, damit Lilith wieder zu Fleisch und Blut wird – trotz der vielen harten Worte, die zwischen uns gefallen sind.«
    Lucien zwang sich erneut zum Aufstehen. Sein Herz schlug wieder eine Weile heftig in seiner Brust, ehe es sich beruhigte. Er schritt über die Terrasse und trat neben Hekate an die Brüstung. Sie blickte zu ihm hoch, so dass er die Entschlossenheit in ihren Augen erkennen konnte – eine tief verwurzelte Entschlossenheit.
    »Ich glaube dir.«
    »Wenn der Creawdwr dein Sohn ist, weißt du, wo man ihn finden und wie man mit ihm reden kann«, sagte sie. »Wenn die durchtrennte Verbindung ihn verletzt hat, kannst du ihn wieder ins Gleichgewicht bringen. Alles, was ich will, sind meine Mutter und Jvala.«
    »Ob der Erschaffer mein Sohn ist oder nicht, ist egal«, erwiderte Lucien. »Man hält mich hier gefangen, ich bin an Gehenna gebunden. Ich kann dir nicht helfen, selbst wenn ich wollte.«
    »Wenn du mir hilfst, Lilith und Jvala zu finden, werde ich dir bei deiner Flucht helfen«, erklärte Hekate, deren musikalische Stimme dringlich klang. »Du wirst zwar weiter mit dem Schicksal Gehennas verbunden sein, weil dich Gabriels Zauber daran fesselt, aber wenigstens werden wir frei sein.«
    »Für Gabriel ist es schwer, Lilith oder Luzifer zu bestrafen, wenn die beiden in der Welt der Sterblichen sind«, sprach Lucien. Er neigte den Kopf und musterte Hekate sorgfältig.
    Vielleicht war sie doch geschulter im Aushecken von Plänen, als er ihr zuerst zugetraut hatte. Vielleicht hatte sie nur so getan, als sei sie ungeschickt.
    »Woher willst du wissen, dass ich dich nicht im Stich lasse, sobald wir in der Welt der Sterblichen angekommen sind?«, fragte er.
    »Eine gute, direkte Frage.« Hekate sah ihn an. Während sie überlegte, klopfte sie mit dem Zeigefinger leicht auf ihr Kinn. »Ich glaube, ich müsste dich mit einem Geas belegen.«
    Lucien nickte. »Da ich mir auch sicher sein müsste, dass ich deine Absichten kenne, müsste auch ich dich mit einem Geas belegen.«
    Hekates Augen weiteten sich. Ein Lächeln huschte über Luciens Antlitz. Sie hatte nicht alles bedacht. Eine echte Taktikerin hätte das getan. Es sprach für sie, dass sie das übersehen hatte.
    Lucien zuckte die Achseln. »Wie kann ich dir sonst trauen?«
    Hekate sog tief die nach Myrrhe duftende Luft ein, ohne den Blick von Lucien abzuwenden. Dann senkte sie ihre Schilde. Wieder hob sie ihr Kinn, als wolle sie ihm bedeuten, es ja nicht zu wagen, ihr Geschenk abzulehnen – ihr schutzloses Bewusstsein.
    Doch er vermochte nicht, in ihr Bewusstsein zu tauchen. Dazu war er zu schwach, und seine Schilde hielten nichts mehr ab. Falls er es doch tat, würde Hekate Dante in seinen Gedanken entdecken und seine Angst um sein Kind erkennen.
    »Nenne deinen Geas «, sagte er.
    »Es wäre dir untersagt, von meiner Seite zu weichen, und deiner?«
    »Dir wäre verboten, jemanden zu meinem Sohn zu führen oder seinen Aufenthaltsort zu enthüllen.«
    »Einverstanden«, antwortete Hekate atemlos. »Also wirklich dein Sohn. Ich wusste es.«
    Lucien legte einen Finger auf ihre Lippen. »Sage das nie mehr, ja denke es nicht einmal.«
    Sie schob den Finger beiseite. »Das werde ich nicht.«
    »Dann akzeptiere ich deine Offerte und deine Bedingungen.«
    Ein gut gelauntes Lächeln erhellte Hekates Antlitz, ehe sie überrascht um Luft rang. Auf ihrem hübschen Gesicht spiegelte sich Verblüffung wider und ließ ihre veilchenblauen, golden gefleckten Augen

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