03 - Nur ein einziger Biss
glaube, es wäre klug, Unterstützung anzufordern, bevor wir uns näher heranwagen.«
Mit einem Nicken zog Viper sein Mobiltelefon aus der Tasche und klappte es auf. »Verdammt.«
Styx runzelte die Stirn. »Was gibt es?«
»Der Akku ist leer.«
»Und er war geladen, als wir Chicago verließen?«
»Ja.« Viper steckte das nutzlose Handy zurück in die Tasche. »Aber es ist nicht so ungewöhnlich, dass die moderne Technik durch die Kräfte eines Vampirs in Mitleidenschaft gezogen wird.«
Das entsprach der Wahrheit. Der frühere Anasso hatte ganze Stromnetze kollabieren lassen, wenn er die Geduld verlor, und Styx konnte sich kaum in demselben Zimmer mit einem Fernsehgerät aufhalten, ohne dass es von selbst von einem Programm zum anderen umschaltete. Es war also nicht weiter eigenartig, wenn ein Vampir Akkumulatoren die Energie entzog.
Trotzdem brachte das Wissen darum, dass sie nun keine Unterstützung anfordern konnten, Styx’ Instinkte vor Unbehagen zum Prickeln. »Mir gefällt das nicht«, murmelte er.
»Was nun?«, fragte Viper.
Die Vernunft verlangte, dass sie nach Chicago zurückkehrten und genauer über die sonderbare Situation nachdachten. Es war mehr als töricht, sich in eine Falle treiben zu lassen, einfach nur, weil sie ungeduldig waren. Konnten sie es andererseits riskieren, Desmond die Gelegenheit zu geben, sich davonzuschleichen und sogar noch mehr Schäden zu verursachen? Was würde geschehen, wenn er sein Gemetzel auch auf die Vampire ausdehnte? Styx hätte keine andere Wahl, als einen Clankrieg zu fordern.
Mit grimmiger Entschlossenheit dachte Styx nach. Er würde das Haus nicht betreten, ohne zu wissen, was er im Inneren vorfände. Die einzige Möglichkeit bestand darin, Desmond und seine Kameraden hinauszujagen.
»Nun versuchen wir die Falle zuschnappen zu lassen, ohne uns dabei erwischen zu lassen«, sagte er schließlich.
Viper forschte in seiner Miene, die von wilder Entschlossenheit kündete. »Hast du einen Plan?«
»Tatsächlich habe ich die Absicht, Darcys Methode zu verwenden.«
»Ob das so sinnvoll ist?«
»Sie trat den Beweis an, dass die beste Vorgehensweise, einen Vampir abzulenken, darin besteht, ein Haus in Brand zu setzen.«
»Ah.« Viper zeigte sich weniger begeistert. »Ein Feuer wird gewiss ihre Aufmerksamkeit erwecken, doch es dürfte wohl kaum die beste Methode sein, Freunde zu gewinnen und Vampire zu beeinflussen.«
»Ich hege kein Interesse daran, Freunde zu gewinnen.« Styx’ Tonfall war ausgesprochen eisig. »Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass man meinen Gesetzen gehorcht.«
»Gesprochen wie ein wahrer Anasso«, meinte Viper mit einem leichten Lächeln.
Styx warf seinem Freund einen finsteren Blick zu. »Du solltest dich daran erinnern,Viper, dass du derjenige warst, der mich zwang, diese Stellung zu übernehmen.«
»Der einzige Grund dafür bestand darin, dass ich nicht das Risiko eingehen wollte, diese Aufgabe am Hals zu haben.«
»Herzlichen Dank, mein Freund.«
»Es war mir ein Vergnügen.« Viper richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Haus in ihrer Nähe, und ein ernster Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich nehme nicht an, dass du zufällig ein Feuerzeug oder Streichhölzer bei dir trägst, oder?«
»Das wird nicht notwendig sein. Alles, was ich benötige, ist die Stelle, an der der Strom ins Haus führt.«
»Das sollte recht einfach sein.« Viper zögerte nicht. Er erhob sich und steuerte auf die Rückseite des Hauses zu. »Hier entlang.«
Styx folgte dem anderen Vampir auf den Fersen, und gemeinsam glitten sie vollkommen lautlos durch die kalte Nachtluft. Sie wirbelten nicht einmal eine Schneeflocke
auf, als sie die kurze Distanz bis zum Hinterhof überwanden.
Ausnahmsweise war das Glück auf Styx’ Seite, und er machte ohne Schwierigkeiten den Sicherungskasten ausfindig, der sich in der Nähe einer kleinen Veranda befand. Er machte sich nicht die Mühe, den Kasten zu öffnen, sondern legte stattdessen links und rechts eine Hand darauf, bevor er seine Macht durch das Metall strömen ließ, bis hin zu den verborgenen Stromkreisunterbrechern.
»Tritt zurück!«, befahl er, als er spürte, wie sich das Metall unter seiner Berührung erhitzte.
Viper war klug genug, seinen Worten nicht zu widersprechen, sondern einfach zu tun, wie ihm geheißen war.
Styx konnte nicht im eigentlichen Sinn Feuer erzeugen, doch er konnte die Leitungen erhitzen, bis sie schmolzen. Er wollte nicht, dass Viper verletzt wurde, falls
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