03 - Nur ein einziger Biss
befohlen hätte, sich in den Tunneln zu verstecken, bis ihr Chef eliminiert ist.«
»Eliminiert?« Darcy rümpfte die Nase. Werwölfin oder nicht, sie würde sich nie an dieses beiläufige Töten gewöhnen. »Bäh.«
Levet ließ ein freches Lächeln aufblitzen. »Umgelegt? Abgemurkst? Zur großen Blutbank verschwunden …«
»Levet!«, zischte sie, huschte zur Tür und öffnete sie. Die beiden Vampire standen tatsächlich direkt davor, die bleichen Gesichter ausdruckslos und unbewegt.
Wie zwei Schaufensterpuppen, dachte sie mit einem kleinen Schauder. Aus irgendeinem Grund beunruhigte sie die Anwesenheit der Vampire. Als ob sich hinter diesen starren Gesichtern etwas zusammenbraute, das niemand erfahren sollte.
Darcys Hand umklammerte den Türgriff fester, während sie gegen den seltsamen Wunsch ankämpfte, die Tür zuzuschlagen. Sie benahm sich nicht nur albern, sondern abgesehen davon würde eine einfache Tür einen entschlossenen Vampir nicht aufhalten können. Also zwang sie sich zu lächeln.
»Ja?«
Sie verbeugten sich gleichzeitig, auch wenn die große, dunkelhaarige Frau es schaffte, sich schneller wieder aufzurichten als der massige blonde Hüne.
»Gebieterin, vergebt uns diese Störung«, sagte sie mit kühler, ausdrucksloser Stimme.
Gebieterin? Das war ja mal wieder etwas ganz Neues. »Sie stören nicht. Kann ich Ihnen helfen?«
Der große Mann, der einen langen geflochtenen Zopf
trug und ein breites Gesicht hatte, machte einen winzigen Schritt auf sie zu. »Wir haben eine Nachricht vom Anasso erhalten.«
Darcy hob eine Hand, um sie an ihr heftig schlagendes Herz zu pressen. »Von Styx?«
»Ja.«
»Er ist hier?«
»Nein, er nahm sich den Verräter vor und ist nun in sein Versteck zurückgekehrt«, erklärte der Mann, wobei sein Ton so ausdruckslos war wie sein Gesicht. »Er wünscht, dass wir Euch zu ihm begleiten.«
Darcy wunderte sich. Es war nicht Styx’ Art, andere zu schicken, damit sie seine Interessen vertraten. Insbesondere, wenn es um sie ging. Wenn er sie in seiner Nähe haben wollte, dann kam er zu ihr und schickte niemanden, um sie zu holen wie einen Hund.
»Warum ist er nicht einfach zurückgekommen und hat mich selbst abgeholt?«, wollte sie wissen.
Der blonde Hüne wirkte für einen Moment verwirrt. Als ob diese Frage für sein armes Hirn zu schwer zu verarbeiten sei.
Mühelos sprang die Frau für ihn in die Bresche. »Ich fürchte, er wurde … während des Kampfes verwundet«, sagte sie.
»Verwundet?« Darcys Knie wurden weich, und eine dunkle Woge der Panik drohte ihr den Verstand zu vernebeln. Styx verwundet? Nein. O Gott, nein! Sie musste …
Während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und genau zu überlegen, was sie tun musste, wurde ihre Panik von dem merkwürdigen Gefühl überlagert, dass hier etwas nicht stimmte. Dass sie es mit absoluter Gewissheit wüsste , wenn Styx verletzt wäre.
Wenn sie an Styx dachte, spürte sie im Moment eine Art Vibration. Wie das Summen einer ärgerlichen Biene. Anscheinend war er wütend und aufgelöst. Aber sie konnte keinen physischen Schmerz fühlen, der von ihm ausging.
Eine raue Hand berührte sie am Arm, und sie blickte nach unten in Levets besorgte Augen.
»Geht es dir gut, Darcy?«, fragte er.
»Ja … ich …« Sie schüttelte den Kopf und zwang sich, ihre Aufmerksamkeit wieder den wartenden Vampiren zuzuwenden. »Wie schlimm ist er verletzt?«
Die Frau hob eine schlanke Hand. »Das kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass es sein Wunsch ist, Ihr möget zu ihm kommen.«
Levets Finger drückten Darcys Arm. »Keine Angst, chérie ! Ich werde mit dir kommen.«
»Nein.«
Darcy sah den großen Mann überrascht an. »Warum nicht?«
»Der Meister sagte nichts davon, dass Ihr den Gargylen mitbringen sollt. Ihr müsst allein mitkommen.«
Okay, jetzt fing ihr innerer Anzeiger für Schwachsinn allmählich an auszuschlagen. Wenn Styx verwundet war, warum sollte er dann nicht hierher zurückkommen? Nicht nur dass Dante hier war, es gab auch eine Göttin im Haus. An welchem Ort sollte er besser geschützt sein? Und selbst wenn er sich in einem anderen Versteck befand, warum sollte er diese beiden Vampire damit beauftragen, sie zu ihm zu bringen? Er hatte fünf Raben, die sie kannte und denen sie vertraut hätte, wenn sie sie hätte begleiten sollen.
Darcy wich im Schneckentempo zurück und umklammerte
die Tür mit der Hand. »Wo sind denn Shay und Abby?«
Es folgte eine kleine Pause, bevor die Frau wieder zu sprechen
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