03 - Nur ein einziger Biss
du es dann geschafft, zur Dame zu werden, wenn du gar nicht auf der anderen Seite angekommen bist?«
Levet flatterte mit den Flügeln, wodurch die Spielsteine vom Spielbrett quer über das Bett flogen. »Dame, pah! So ein dummes Spiel«, beschwerte er sich, hüpfte vom Bett und lief im Zimmer herum. »Was wir brauchen, ist eine wirkliche Herausforderung!«
Darcy sammelte geistesabwesend die Spielsteine ein und legte sie wieder in den Karton. Ihrem Kameraden warf sie einen misstrauischen Blick zu. Sie wusste nicht viel über Gargylen, aber sie vermutete, dass Levets Vorstellung von einer Herausforderung und ihre eigene davon Welten auseinanderlagen.
»Was für eine Art von Herausforderung?«
»Irgendetwas, wofür wirkliche Fähigkeiten nötig sind. Etwas, was sowohl eine scharfe Intelligenz erfordert als auch das Können eines gut geschulten Athleten.« Er wanderte pausenlos durch den Raum, bis er mit einem Fingerschnippen anhielt. Das war sicher gar nicht so einfach bei Fingern, die so dick und knotig waren wie seine. »Ich hab’s!«
Darcy stellte das Damespiel beiseite und rutschte an den Bettrand. »Ich habe fast Angst zu fragen.«
»Bowling.«
Darcy sah ihn überrascht an und lachte dann auf. »Du meine Güte. Soll das ein Witz sein?«
»Warum denn?« Levet warf sich in die Brust. »Bowling ist ein uralter und sehr edler Sport. Das Spiel der Könige!«
»Ich dachte, das wäre Schach.«
Levet hob überlegen die Brauen. »Und wie viele Könige kennst du?«
Könige? Nun, mindestens zehn. Schließlich hingen die Royals ja ständig in Gothic-Bars und billigen Pensionen herum. »Lass mich mal überlegen. Hmmm …« Darcy tat so, als denke sie nach. »Das sind insgesamt … kein Einziger! Na so was.«
Levet hüpfte verschmitzt von einen Fuß auf den anderen. »Ich hingegen kenne Hunderte von Königen! Und einige von ihnen auf ziemlich intime Weise.«
Darcy hielt eine Hand hoch. »Okay, das reicht! Danke, Levet.«
»Sehr witzig.« Levet rollte mit den Augen. »Mit ›intim‹ meine ich, dass ich ihre Schlösser mehrere Jahrhunderte lang mit meiner Anwesenheit beehrte. Du wärest erstaunt, was ein unternehmungslustiger Dämon lernen kann, wenn er vor einem Schlafzimmerfenster sitzt.«
Darcy verzog das Gesicht. »Ich kann es mir vorstellen.«
»Wenn es natürlich um die Königinnen geht, nun ja, lass uns einfach sagen, dass meine Intimität …«
»Das reicht jetzt wirklich«, unterbrach ihn Darcy entschieden. Sie war nicht in der Stimmung für einen detaillierten Bericht über Gargylen-Sex. »Ich gehe nicht bowlen.«
Levet stemmte die Hände in die Hüften und schob seine Unterlippe vor. Na toll. Ein schmollender Dämon in ihrem Zimmer.
»Hast du es schon mal ausprobiert?«, fragte er.
Darcy zitterte, bevor sie die verräterische Reaktion unterdrücken konnte. »Ja, als ich ein Teenager war.«
Levet, der mühelos ihre unglücklichen Erinnerungen spüren konnte, ging mit neugierigem Gesichtsausdruck auf sie zu. »Was ist geschehen?«
»Die erste Kugel, die ich geworfen habe, durchbrach die Rückwand der Bahn.« Sie lächelte mit grimmigem Humor. »Der Manager bat mich, sofort zu gehen, und kurz darauf haben meine Pflegeeltern das Gleiche getan.«
Levet gab einen kleinen Laut von sich, und seine hübschen Flügel hingen plötzlich bedauernd herunter. »Oh, Darcy, das tut mir leid.«
Sie zuckte die Achseln. »So ist das Leben.«
»Ja.« Er verzog das Gesicht. »Leider.«
Darcy kicherte leicht und schüttelte die hässliche Erinnerung ab. Irgendwie sahen die Dinge gar nicht mehr so schlimm aus, wenn Levet in der Nähe war.
Als sie gerade kurz davor war, eine Partie »Himmel und Hölle« oder »Schmeiß den Gargylen vom Dach, um zu schauen, ob er wirklich fliegen kann« vorzuschlagen, fühlte Darcy, wie ihr ein seltsames Prickeln über den Rücken lief. Sie wandte sich zur Tür, absolut sicher, dass jemand durch den Flur in ihre Richtung lief. Zwei Jemande. Beides Vampire.
Sie konnte sie … riechen, verdammt. Sogar durch die dicken Wände und die schwere Tür hindurch. Offensichtlich hatte sie zu viel Zeit in der Gesellschaft von Dämonen verbracht. »Da kommt jemand«, murmelte sie leise.
Levet schloss kurz die Augen, bevor er sie wieder öffnete. »Die beiden Vampire, die Styx unter seinen Schutz gestellt hat.«
Seine Nase war trotzdem immer noch besser als ihre
eigene. Oder vielleicht verfügte er über andere magische Methoden, um durch Wände zu sehen.
»Ich dachte, dass Dante ihnen
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