03 - Nur ein einziger Biss
er deinen Wert kennen würde, würde er dich mit ziemlicher Sicherheit töten.«
Das war wirklich das Letzte, was ihr noch gefehlt hatte! »Ich weiß nicht, was Sie mit ›Wert‹ meinen. Ich bin nur eine ungebildete Barkeeperin mit weniger als fünfzig Dollar auf der Bank.«
In den dunklen Augen lag eine Hitze, die mehr als nur ein bisschen beunruhigend war. »O nein, cara , du bist mit Sicherheit unbezahlbar.«
»Warum? Warum ich? Hat es etwas mit meinem Blut zu tun?«
»Es hat alles mit deinem Blut zu tun.«
Darcy hielt den Atem an, und ihr lastendes Unbehagen war augenblicklich vergessen. »Wissen Sie etwas über meine Eltern?«
Ohne Vorwarnung hatte er sich auf sie zu bewegt und umfasste ihr Gesicht mit den Händen. »Ich werde dir alles erzählen, sobald du dich in meiner Obhut befindest«, versprach er ihr.
Seine Berührung war erstaunlich sanft, aber Darcy schlug seine Hände ungeduldig weg. »Hören Sie damit auf!«
Er lächelte nur und ging rückwärts zur Tür. »Wenn du die Wahrheit über deine Vergangenheit wissen willst, musst du zu mir kommen, Darcy. Du wirst in einigen Tagen eine Nachricht mit einem Plan von mir erhalten, der dir bei der Flucht helfen soll. Bis dahin.« Er verbeugte sich leicht und trat durch die Türöffnung. »Ach, und cara ?«
»Was?«
»Du wirst noch einmal duschen müssen. Vampire verfügen über die außergewöhnliche Fähigkeit, Werwölfe zu riechen …«
Und damit war er verschwunden.
Salvatore schlüpfte durch die Schatten. In ihm brodelte die Enttäuschung. Nichts funktionierte so, wie es sollte.
Er hatte der Suche nach Darcy dreißig Jahre gewidmet. Dreißig gottverdammte Jahre . Und als es ihm dann endlich gelungen war, sie aufzuspüren, wurde sie ihm von dreckigen Vampiren vor der Nase weggeschnappt. Das war genug, um jeden Werwolf zum Fauchen und Knurren zu bringen! Und nun, nachdem er alles riskiert hatte, um sie heimlich mitzunehmen, war er gezwungen, das abgelegene Anwesen allein zu verlassen.
Was zum Teufel stimmte nicht mit dieser Frau? Sie hätte doch eigentlich große Angst davor haben sollen, von einem Vampir gefangen gehalten zu werden. Sie hätte sich doch eigentlich in einer Ecke verkriechen und einfach nur darauf warten sollen, gerettet zu werden. Und zwar von ihm.
Aber sie hatte keine Angst gehabt. Als Rassewolf konnte er jede ihrer Gemütsbewegungen riechen, und obwohl sie verwirrt und verständlicherweise vorsichtig gewesen war, hatte sie anscheinend nicht den panischen Drang verspürt zu fliehen. Tatsächlich hatte es nur ein paar Augenblicke gedauert, bis er zu der Überzeugung gekommen war, dass sie sich gegen jeden Versuch, sie gewaltsam aus dem Haus zu bringen, sträuben würde. Und er würde sich den Zorn einer Horde wütender Vampire zuziehen.
Salvatore war ein mächtiger Werwolf. Vielleicht der mächtigste Rassewolf seit Jahrhunderten. Aber nicht einmal er konnte es mit einem Dutzend Vampiren aufnehmen. Nicht, wenn einer von ihnen der mächtige Anasso war. Und was noch viel wichtiger war: Er konnte es sich nicht leisten, Darcy aufs Spiel zu setzen. Sie war der Schlüssel zu all seinen Plänen. Nun stand er mit leeren Händen da - dafür würde jemand büßen müssen! Und den Anfang würde Styx machen, der verdammte Herr und Meister des Universums!
KAPITEL 6
S tyx durchmaß mit seinen Schritten die Küche und achtete dabei sorgsam darauf, seinen Blick davon abzuhalten, dauernd zu dem kleinen Tisch in der Zimmermitte zu wandern.
Dabei war mit dem Tisch alles in Ordnung. Er war sogar perfekt: Styx hatte die vegetarische Lasagne und das Knoblauchbrot ganz genau so erhitzt, wie die Haushälterin es ihm erklärt hatte. Der Rotwein atmete. Und Styx hatte sogar die Kerzen so arrangiert, dass sie überall im Raum einen sanften, beruhigenden Schein verbreiteten. Und genau das war es, was ihn so beunruhigte. Es sah exakt so aus, wie er es sich gewünscht hatte. Romantisch. Er schüttelte den Kopf und blickte zum hundertsten Mal durch die leere Türöffnung.
Es gab keine Erklärung für sein eigenartiges Verhalten. Es konnte sich dabei nicht nur um Begierde handeln - würde er nur Sex und Blut wollen, könnte er sie mit Leichtigkeit mit seinem Geist in seinen Bann ziehen und sich das nehmen.
Genau das hatten Vampire seit Anbeginn der Zeit getan.
Aber es gehörte ganz bestimmt nicht zu den Gewohnheiten eines Vampirs, einen dermaßen großen Aufwand zu
betreiben und sich übertriebene Sorgen um alles zu machen …
Zum Glück suchte
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