03 - Nur ein einziger Biss
ja morgen Nacht, dass ich dir einen Schneemann baue und nackt um ihn herumtanze!«
Es folgte ein ersticktes Lachen von Darcy, und Styx gelang es, den Drang zu unterdrücken, den aufdringlichen Dämon durch das nächste Fenster zu werfen. So lästig er den Gargylen auch fand, er konnte dennoch nicht leugnen, dass dieser den perfekten Zeitpunkt gewählt hatte. Wer wäre wohl besser geeignet gewesen, um Darcy abzulenken?
»Ich kann dir bedenkenlos zusichern, Levet, ich werde niemals wünschen, dass du nackt herumtanzt - ob nun im Schnee oder nicht«, meinte er gedehnt, während er sich einen Schritt von Darcy entfernte. »Aber du kannst für mich meinen Gast unterhalten. Ich fürchte, ich kann meine dringenden Geschäfte nicht länger verschieben.«
Styx verbeugte sich leicht vor der verblüfften Darcy, bevor er den Wintergarten durchquerte und durch die geöffnete Tür schlüpfte. Er spürte, wie sie ihm mit ihren Blicken verfolgte, aber er ignorierte ihr Misstrauen und ihre Verwirrung, trat in den Flur und winkte den wartenden Raben herbei.
DeAngelo glitt aus der Dunkelheit und verneigte sich leicht. »Meister?«
»Ich möchte, dass du unseren Gast bewachst.«
»Gewiss.«
»Und sage Santiago, er möge die Anzahl der Wachtposten auf dem Gelände erhöhen.«
Das bleiche Gesicht, das beinahe völlig unter der Kapuze der Robe verschwand, ließ einen Anflug von Überraschung erkennen. »Fürchtet Ihr etwa, dass wir möglicherweise angegriffen werden?«
»Ich weiß noch nicht, was die Werwölfe planen.« Styx’ Gesicht war wie versteinert von dem Zorn, der tief in ihm kochte. »Aber ich versichere dir, dass es meine Absicht ist,
es herauszufinden. Bis dahin darfst du Darcy nicht aus den Augen lassen!«
Darcy blieb verblüfft im Wintergarten zurück, nachdem der große, unberechenbare Vampir so plötzlich den Raum verlassen hatte.
Sie war ganz sicher keine Vampirexpertin. Aber sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, die Körpersprache anderer zu deuten, und sie konnte nicht leugnen, dass ihr Geiselnehmer vor Wut angespannt gewesen war.
»Störe ich?«
»Wie bitte?« Darcy wandte den Kopf und stellte fest, dass der Gargyle sich neben sie gestellt hatte. »Oh … nein, überhaupt nicht.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn Sie ihm folgen möchten, habe ich nichts dagegen. Ich bin an Frauen gewöhnt, die von Vampiren in den Bann gezogen wurden. Das scheint das traurige Schicksal meines Lebens zu sein.«
Darcy merkte, dass sie lächelte. Nachdem sie den Schock überwunden hatte, dass sich ein kaum einen Meter großer Gargyle in ihrer Nähe herumtrieb, fand sie ihn auf seltsame Weise charmant.
»Ich freue mich sehr, mit Ihnen hier zu sein, Monsieur Levet«, meinte sie und klopfte ihm auf die Schulter. Allerdings zog sie die Hand hastig wieder zurück, als sie fühlte, wie kalt und feucht seine graue Haut war. »Oh, Sie sind nass!«
»Natürlich bin ich nass. Ich bin im Schnee herumgestapft.« Er zeigte mit dem Finger in ihre Richtung. »Und alles Ihretwegen.«
»Meinetwegen?« Darcy blinzelte überrascht. »Warum?«
»Ihr so ungeheuer charmanter Vampir bestand felsenfest darauf, dass Sie keinen weiteren Moment ohne Ihre kostbaren Pflanzen auskommen würden und Ihre komplette Garderobe, die, nebenbei bemerkt, nicht gerade umfangreich ist. Wir müssen Sie mal in ein Einkaufszentrum bringen, ma belle ! Ohne jeden Zweifel könnte Mr. Großund-Dunkel schnell überzeugt werden, Ihnen seine Kreditkarte zu geben.«
Darcy bemühte sich, seinen streitlustigen Worten zu folgen, und ignorierte seine beleidigende Bemerkung über ihre wenigen Kleidungsstücke.
»Pflanzen? Wovon reden Sie?«
»Der große Meister bestand darauf, dass ich in Ihre Wohnung gehe und Ihre Pflanzen hole, aber hat er auch nur einen Gedanken an den armen Kerl verschwendet, den er in die Kälte und den Schnee geschickt hat? Non !« Levet rümpfte leicht die Nase. »In seinen Augen bin ich nicht mehr als ein erbärmlicher Diener.«
»Styx hat Sie losgeschickt, um meine Pflanzen zu holen?«
Der Dämon seufzte schwer. »Ich spreche doch Ihre Sprache, oder etwa nicht?«
Darcy drehte sich abrupt um und wanderte durch den leeren Raum. »Warum macht er denn so was?«
Der Gargyle lachte kurz auf. »Wenn Sie das nicht wissen - ich werde es Ihnen bestimmt nicht erklären! Es wäre mir weitaus lieber, Sie würden glauben, er sei ein herzloses Monster.«
Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich in Darcy aus, während sie weiterhin
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