03 - Nur ein einziger Biss
gelegentlich ausbrachen. Das bedeutete jedoch nicht, dass ein abtrünniger Vampir nicht zu dem Schluss kommen konnte, seine Qualitäten als Anführer ließen sich durch einen Pflock ins Herz verbessern. Er regierte mit eiserner Faust, und mehr als nur ein paar seiner Untertanen waren nicht immer erfreut über die Gesetze, die er erließ.
Ah, welche Freuden doch darin lagen, Meister zu sein! Styx bereitete sich darauf vor zuzuschlagen, als der Vampir ihm so nahe kam, dass er den vertrauten Geruch erkannte.
Er murmelte einen Fluch, ließ den Dolch zurück in seinen Stiefel gleiten und trat aus der Dunkelheit, um seinem lästigen Freund entgegenzutreten.
»Viper!« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Was für eine unangenehme Überraschung.«
Der silberhaarige Vampir blieb stehen und verbeugte sich tief. In seiner Jacke aus goldenem Satin, die ihm bis zu den Knien reichte, und der schwarzen Samthose hätte er lächerlich aussehen können, aber wie immer gelang es dem Dämon, äußerst elegant zu wirken. »Guten Abend, Altehrwürdiger.«
»Nenne mich nicht so«, knurrte Styx. »Was tust du hier?«
Viper trat einen Schritt vor, und seine Miene wurde ernst. »Ich bin deinetwegen hier.«
»Woher wusstest du, dass ich hier sein würde?«
Viper schwieg einen Augenblick, bevor er tief Luft holte. »DeAngelo war besorgt.«
»Er hat dich benachrichtigt?« Styx schüttelte hitzig den Kopf. Er hatte jeden der Raben selbst verwandelt. Ihre Loyalität stand außer Frage. »Nein. Das würde er nicht wagen.«
»Welche andere Wahl hatte er denn?«, fragte Viper. »Du hast das Anwesen ganz offensichtlich in gereizter Stimmung verlassen, ohne eine deiner Wachen mitzunehmen.«
In gereizter Stimmung? Styx richtete sich zu seiner vollen Größe auf bei dieser Unterstellung. Er verlor niemals die Geduld. Und falls es doch vorkam, war niemand imstande, seine Stimmung zu deuten. Niemals würde er sich dazu herablassen, in einer Art von kindischem Wutanfall herumzutrampeln. Unvermittelt verzog er das Gesicht,
als ihm klar wurde, dass er genau das getan hatte. Bis hin zu dem Herumtrampeln.Verdammt!
Das alles war Darcy Smiths Schuld. Sie allein hatte es geschafft, an der eisernen Selbstbeherrschung zu rütteln, die er in Hunderten und Aberhunderten von Jahren immer mehr verfeinert hatte.
»Ich benötige kein Kindermädchen, Viper«, gab er zurück.
»Nein.« Viper betrachtete ihn unverwandt. »Was du benötigst, ist Schutz.«
»Vor einem Rudel Wolfstölen?« Styx’ Nasenflügel blähten sich. Sein Stolz war verletzt. »So gering denkst du von mir?«
»Dies hat nichts mit den Werwölfen zu tun.« Viper legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du bist nicht länger irgendein Vampir, Styx. Du bist unser Anführer, und DeAngelo ist dein Stellvertreter. Er wäre kein Rabe, wenn er keine Maßnahmen ergriffen hätte, um für deine Sicherheit zu sorgen.«
Styx wollte eigentlich Einwände vorbringen. In dieser Nacht fühlte er sich nicht wie der Meister aller Vampire. Er fühlte sich vor allem wie ein Mann. Ein Mann, der einen anderen Mann zu Brei schlagen wollte. Es war eine Nacht des Testosterons, nicht der Politik.
Unglücklicherweise hatte DeAngelo das Recht gehabt, so zu handeln. Er hatte nicht wissen können, dass Styx nichts Gefährlicheres plante als einen kleinen Streit mit einem Rudel Hunde.
»Nun gut«, räumte Styx schließlich widerwillig ein. »Du kannst hierbleiben und dem Moder beim Wachsen zusehen, wenn du das wünschst.« Er schüttelte die Hand seines Freundes ab und trat einen Schritt vor, nur um dadurch
aufgehalten zu werden, dass Viper ihm mit einer eleganten Bewegung den Weg verstellte.
»Ist es deine Absicht, Verhandlungen mit Salvatore zu beginnen?«, verlangte der jüngere Vampir zu wissen.
»Muss ich dir nun auch meine Vorhaben offenbaren?«, fuhr Styx ihn an.
»Es ist eine einfache Frage.« Vipers Augen verengten sich. »Bist du hier, um mit den Werwölfen zu verhandeln?«
Styx fauchte leise. Er musste sich vor niemandem verantworten. Nicht einmal vor diesem mächtigen Clanchef, bei dem es sich zufällig auch um seinen Freund handelte.
»Ich bin hier, um Salvatore verständlich zu machen, dass sein nächster Versuch, in mein Territorium einzudringen, sein letzter sein wird.«
»Er war auf dem Anwesen?«, fragte Viper überrascht.
Kein Wunder, dass er erstaunt war: Nur die sehr Mutigen oder sehr Törichten wagten es, das Versteck eines Vampirs zu betreten.
»Er schlich sich in Darcys Zimmer,
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