03 - Nur ein einziger Biss
mich, dass Menschen ein starkes Bedürfnis nach Familie besitzen. Sie scheint ihnen ein Gefühl des Trostes und der Sicherheit zu vermitteln.«
Familie? Wozu benötigte Darcy eine Familie? Und noch viel weniger brauchte sie eine Familie, die sich dann nicht um sie kümmern konnte, wenn sie am dringendsten danach verlangte. Überdies hatte sie doch nun ihn und seine Raben, die ihr Trost und Sicherheit geben konnten.
»Darcy ist dabei alle in Gefahr zu bringen, sogar sich selbst, nur wegen eines lächerlichen Bildes!«
»Für sie ist es anscheinend nicht so lächerlich.«
Styx wandte den Kopf, um seinen Freund mit einem wilden Blick zu durchbohren. »Ich gestatte nicht, dass sie auf Salvatore reinfällt! Es steht zu vieles auf dem Spiel.«
»Du sprichst von dem Vertrag zwischen den Werwölfen und den Vampiren?«
»Davon … und natürlich von Darcys eigener Sicherheit.«
»Ah.« Viper verzog das Gesicht. »Natürlich.«
»Stimmt etwas nicht?«
»Ich nehme nicht an, dass Darcy im Augenblick sonderlich glücklich über dich ist?«
Nun war es an Styx, das Gesicht zu verziehen. »Ganz und gar nicht.«
»Du solltest sie besser genau im Auge behalten, alter Freund!«, warnte ihn Viper. »Ich spüre, dass unter ihrem süßen Lächeln ein eiserner Wille liegt. Wenn sie sich dazu entschließen sollte, sich davonzuschleichen, wird es nicht leicht sein, sie aufzuhalten.«
Styx schloss die Augen, als eine Woge der Qual ihm fast den Magen umdrehte. »Das ist nicht zu befürchten.«
»Du bist dir deines Charmes sehr sicher.« »Es ist nicht mein Charme, dessen ich mir sicher bin. Ich habe Schritte unternommen, um dafür zu sorgen, dass sie nichts Übereiltes tun wird.« Sein kalter Tonfall verriet keine der Emotionen, die ihn quälten.
»Welche Art von Schritten?« Viper gab ein leises Fauchen von sich. »Styx? Hast du ihr Gedächtnis verändert?«
Verdammt, warum klang Viper so schockiert? Vampire taten diese Dinge seit Anbeginn der Zeit. »Es war die einzige vernünftige Lösung.«
»Zum Teufel.« Viper schüttelte langsam den Kopf. »Du spielst ein gefährliches Spiel.«
»Es ist kein Spiel.«
»Nein, es ist kein Spiel. Es ist eine Sache, einen Fremden in deinen Bann zu ziehen, aber eine ganz andere, deine Kräfte auf eine Frau auszuüben, die du in dein Bett geholt hast.«
Mit steifen Bewegungen nahm Styx seinen Umhang und legte ihn um seine Schultern.
Er musste nicht daran erinnert werden, dass er Darcys Vertrauen unverfroren ausgenutzt hatte. Oder daran, dass er, während sie sich nicht an den vergangenen Abend erinnern würde, bis in alle Ewigkeit von seiner Erinnerung gequält werden würde.
»Ich habe nur das getan, was notwendig war.«
Er hatte soeben die Tür erreicht, als Vipers sanfte Worte ihn erreichten. »Vielleicht, doch wenn Darcy die Wahrheit herausfindet, dann wirst du es bitter büßen.«
KAPITEL 12
E s war fast Mitternacht, als Darcy aufwachte und sich merkwürdig desorientiert fühlte. Nein, es war mehr als desorientiert, das wurde ihr klar, während sie duschte und sich Jeans und Sweatshirt anzog. In ihrem Kopf herrschte eine Benommenheit, als habe jemand ihn mit Watte vollgestopft.
Das war seltsam, wenn man bedachte, dass sie keinen Kater haben konnte. Sie trank keinen Alkohol (ziemlich ironisch angesichts der Tatsache, dass sie Barkeeperin war). Und sie hatte auch nicht das Gefühl, sich eine Erkältung eingefangen zu haben. Konnte es sein, dass das Blut, das sie Styx gespendet hatte, anfing, seinen Tribut zu fordern?
Beunruhigt durch die leichten Kopfschmerzen und das nagende Gefühl, dass irgendetwas nicht ganz in Ordnung war, ging Darcy die Treppe hinunter. Zweifellos waren eine gute Mahlzeit und etwas frische Luft alles, was sie brauchte.
Und vielleicht ein Vampirkuss oder zwei. Dieser Gedanke reichte, um ihr Blut zu erwärmen und ihr ein schwaches Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
Da glitt eine vertraute schweigende Gestalt aus den Schatten am Fuß der Treppe.
»Guten Abend, DeAngelo.«
Der Dämon machte eine kleine Verbeugung, die Darcy jedes Mal wieder überraschte. Obwohl Vampire sich an die gewaltigen Veränderungen, die sie im Lauf der Jahrhunderte wohl erlebten, anzupassen schienen, behielten sie auch ein paar der altertümlichen Manieren bei, die es heutzutage nur noch selten gab.
»Lady Darcy.«
Lady. Sie fuhr sich mit der Hand reumütig durch ihr kurzes Stachelhaar. Nicht sehr passend. »Haben Sie Levet oder Styx gesehen?«
Der Dämon richtete sich wieder
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