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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Lakaien
begegnet, als dieser meinen Hund spazierenführte, und sah sofort, dass das Tier
krank war. Er hat mir eine Tinktur für ihn gebracht. Er kam zusammen mit Lord
Vere.«
    »Hm!« machte die
Baroness. »Lord Vere ist in Ordnung. Eine gute Familie und sehr vermögend.«
    »Und Lord
Huntingdon?«
    »Ein schamloser
Draufgänger, meine Liebe, den Sie sich vom Leibe halten müssen. Sehen Sie
Belinda Romney da drüben? Nein, nein, die, die mit dem langen Elend dort tanzt?
Nun, Mrs. Romney ist seine Mätresse - erst seit kurzem. Er hat ihr die
Smaragde geschenkt, weil sie so gut zu ihren Augen passen.«
    Harriet schaute
sich Mrs. Romney an. Sie war eine üppige Brünette mit zarter Haut und
schelmischen Augen. Ihr Kleid war an einer Seite gerafft, so dass es die
pinkfarbenen Strümpfe enthüllte, und es war aus so dünnem Material, dass man
unschwer erkennen konnte, dass die Strümpfe das einzige waren, was sie darunter
trug.
    »Und was hält Mr.
Romney von der Verbindung?« fragte Harriet.
    »Er ist vor zwei
Jahren gestorben und hat ihr nichts als Schulden hinterlassen. Deshalb ist
Huntingdon für sie ein ausgesprochener Glücksfall, wo er doch erst vor kurzem
in die Hauptstadt gekommen ist. Er ist immer freigebig zu seinen Mätressen
gewesen, das muss man dem Mann lassen.«
    Harriet fühlte sich
sehr niedergeschlagen. Obwohl sie es sich schon gedacht hatte, dass er ein
Wüstling sei, hatte sie doch gehofft, eines Besseren belehrt zu werden.
Schließlich hatte er Beauty geholfen, und das hätte ja der Beweis für ein gutes
Herz sein können. Aber Harriet fiel es jetzt sehr schwer, ihn für gut zu
halten. Mrs. Romney war als arme Witwe zurückgeblieben und hatte offenbar
dringend Geld gebraucht, und der Marquis hatte ihre Notlage ausgenutzt.
    An Harriets anderer
Seite saß Mrs. Cramp, die zwei hoffnungsvolle Töchter zum Ballfest begleitet hatte.
Sie kamen häufig herbeigesprungen, um mit ihrer Mama zu plaudern, sie zu
fragen, ob es ihr gutging, und ihr von ihren Tanzpartnern zu erzählen. Sogar
die Enkelin der Baroness, Amelia, kam zwischen den Tänzen, um mit ihrer
Großmutter zu schwatzen. Aber weder Sarah noch Annabelle kamen in Harriets
Nähe, ja, sie schauten nicht einmal herüber zu ihr.
    »Da kommen
Huntingdon und Vere«, sagte Mrs. Cramp plötzlich. »Es ist wirklich kein Wunder,
dass die Frauen Huntingdon zu Füßen liegen! Zu schade, dass er ein notorischer
Schürzenjäger ist.« »Ja«, stimmte Harriet ein bisschen traurig zu. Denn als der
Marquis den Ballsaal betrat, sah er genauso aus, wie sich jede Frau ihren
Helden erträumt, angefangen bei seinem schönen Gesicht über die schlanke Taille
bis hinunter zu seinen wohlgeformten Beinen. Seine elegante Kleidung zeugte von
exquisitem Geschmack. Die leichte Bräunung seines Gesichts war nicht der Tönung
mit Walnusssaft zu verdanken, und auch seine Hände waren nicht gefärbt, wie die
manch anderer Herren, die die Handrücken mit weißer Bleifarbe bestrichen und
die Innenflächen mit Koschenille zartrosa färbten.
    Lord Vere wäre am
liebsten auf der Stelle zu Harriet hinübergegangen, aber er hatte Pech -
ein Herr hielt ihn am Ärmel fest und begann dem verärgerten Lord einen langen
und langweiligen Bericht über das, was Brummell zu Lord Alvanley gesagt hatte,
zu erstatten. Lord Vere hörte schlechtgelaunt mit halbem Ohr zu, während er
beobachtete, wie der Marquis lässig um den Tanzboden herumschlenderte und auf
Harriet zuging. »Er hat zu mir gesagt, dass er nichts mit ihr zu tun haben
will«, murrte Lord Vere.
    »Wer? Was?« wollte
der langweilige Gentleman wissen, seine Erzählung kurz unterbrechend.
    »Was
will Huntingdon?« fragte Mrs. Cramp. Harriet schaute rechtzeitig genug auf, um
den Marquis auf sich zukommen zu sehen. Sie schlug die Augen aber gleich wieder
nieder und betrachtete eingehend das Bild auf ihrem Fächer. Als er schließlich
vor ihr stand, musterte sie interessiert die Schuhspitzen des Marquis.
    »Tanzen Sie nicht,
Miss Metcalf?« fragte er.
    Harriet richtete
die blauen Augen auf ihn. »Nein, Mylord, ich habe hier die Pflichten einer
Anstandsdame zu erfüllen,«
    Die Baroness
Villiers und Mrs. Cramp tauschten über Harriets Kopf hinweg Blicke aus. Sie
hielten beide dieses neue Mitglied ihrer Kreise für ein bezauberndes kleines
Ding. Huntingdon war ein Wüstling mit der Moral eines Straßenkaters, aber es
war doch eine Schande, dass die kleine Miss Metcalf überhaupt keine Freude
haben sollte. Sie war bestimmt genauso jung wie die

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