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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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die Sprache, und die
Waschfrauen erlitten Fehlgeburten.«
    Neben Brummells
Halsbinden erregten die des Marquis den Neid der eleganten Welt; und im
Gegensatz zu Brummell fiel es dem Marquis gewöhnlich nicht schwer, den
gestärkten Stoff in Falten zu legen, die wie ein Kunstwerk eines Bildhauers
aussahen. Aber heute hatte ihn aus irgendeinem Grund die magische Kraft seiner
Hände verlassen. Er gab Harriet Metcalf die Schuld daran. Er konnte sie nicht
aus seinen Gedanken verbannen. Ich werde älter, dachte er erbittert, als er die
nächste misslungene Halsbinde auf den Boden warf. Er hatte eine kluge, witzige
und gut zu ihm passende Mätresse; sein Vermögen erlaubte ihm zu reisen; er
hatte in Amerika hart gearbeitet. und lange von den oberflächlichen Genüssen
der Londoner Saison geträumt; und er war ganz bestimmt erfahren genug, sich
nicht von einer Unschuld vom Lande mit blonden Haaren und großen blauen Augen
bezaubern zu lassen. Harriet Metcalf - davon war er überzeugt -
gehörte zu dieser ganz seltenen Sorte von Frauen, die herzensgut sind, und es
gab bestimmt nichts Langweiligeres als das. Dennoch konnte er ihre Sanftheit,
ihre Weiblichkeit und die Rundung ihres Busens nicht vergessen. Ihre angenehme
Stimme klang ihm in den Ohren. - Er hatte beschlossen, sie auf dem Ball
zu ignorieren. Eigentlich wollte er nicht einmal auf diesen verfluchten Ball
gehen, aber er hatte Lady Phillips - die darüber überaus erfreut war -
eigens einen Besuch abgestattet, um ihr zu erklären, dass er doch kommen würde,
und er hatte Lord Vere versprochen, ihn zu begleiten. jetzt beschloss er, dass
es vielleicht das beste sei, Miss Metcalf ausfindig zu machen, mit ihr zu
sprechen, festzustellen, dass sie genauso dumm und langweilig war, wie er sie
sich bei näherer Bekanntschaft vorstellte, und dann würde der morgige Ausflug
diesem seltsamen frühlingshaften Sehnen sicherlich ein Ende bereiten.

    Um zehn Uhr abends saß Harriet bescheiden
mit den anderen Anstandsdamen an der Wand des Ballsaals. Sie war recht
zufrieden damit. Als Wächterin über zwei, junge Damen mit durchaus beachtlicher
Mitgift wurde sie in der Mitte der anderen Damen willkommen geheißen und mit
den neuesten Klatschgeschichten versorgt. Es ging das Gerücht, dass der König
wieder in die Zwangsjacke gesteckt worden sei, und jetzt würde sicherlich der
arme Prinz Regent werden. Aber King George hatte sich schließlich eingebildet,
er sei ein Quäker und war in Quäkerkleidung herumgelaufen. Und er hatte sich
lange Zeit nicht rasiert und sah aus wie Mr. Kemble als König Lear. Was denn
Miss Metcalf von der Mode halte, zu Hause nur Schürzen über dem Unterkleid zu
tragen?
    Harriet unterhielt
sich prächtig und merkte gar nicht, wie viel Aufmerksamkeit ihre blendende
Erscheinung erregte. Zahlreiche Herren hätten sich ihr gerne genähert, aber sie
schien so ins Gespräch versunken mit dieser furchteinflößenden Gruppe von alten
Dragonern, dass sie es nicht wagten. Neben Harriet saß die Baroness Villiers,
eine barsche, reizbare alte Dame, deren leichtsinnige Enkeltochter gerade auf
dem Tanzboden über die Füße eines Gardeoffiziers fiel und sich ausschüttete vor
Lachen.
    »Ich wünschte, sie
würde sich nicht so benehmen«, sagte die Baroness ärgerlich. »Ihre Mädchen
benehmen sich wie Engel. Ich wünschte, meine Amelia würde sie sich zum Vorbild
nehmen.«
    »Amelia scheint den
Herren zu gefallen«, erwiderte Harriet. »Sie hat so ein fröhliches, natürliches
Wesen.« Sie verstummte, als Sarah und Annabelle in ihr Blickfeld gerieten.
Harriet musste zugeben, dass die beiden gut aussahen, auch wenn es ihr lieber
gewesen wäre, wenn Pastellfarben, die ihnen gar nicht standen, nicht ganz so
modern gewesen wären. Sarah war in Blau und Annabelle in Rosa. Sarah hatte eine
schöne Saphirkette umgelegt, und Annabelle trug ein Diamantkollier. Sie
kokettierten mit ihren Partner genauso, wie es sich gehörte - ihre
Augenlider und Fächer flatterten um die Wette.
    Was für zwei
Schauspielerinnen sie doch sind, sinnierte Harriet, und dann erschrak sie über
ihre eigenen Gedanken. London macht mich irgendwie unbarmherzig, schalt sie
sich. Sie wandte sich wieder der Baroness zu und musste zu ihrem Entsetzen
feststellen, dass sie sich bei dem Wunsch ertappte, die Dame möge sich
rasieren, denn der graue Schnurrbart und der leichte Backenbart der Baroness
brachten sie aus der Fassung.
    »Heute hat mich der
Marquis of Huntingdon besucht«, erzählte Harriet. »Er war meinem

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