03 - Saison der Eifersucht
Kavaliere zur Seite hatten, die sie zum Supper führten.
Sie hätten sich
sehr gewundert, wenn sie gewusst hätten, dass Harriet bei dem Gedanken, mit
Lord Huntingdon zu Abend essen zu müssen, ganz unglücklich war. Harriet war
froh gewesen, dass die Schritte des munteren Volkstanzes ein Gespräch unmöglich
gemacht hatten. jetzt aber musste sie aus dem einfachen Grund, weil er beim
letzten Tanz vor dem Supper ihr Partner gewesen war, mit ihm zu Tisch gehen.
Zum Glück war er ohnehin für keines der Mädchen eine passende Partie. Sie hätte
nie mehr ein ruhiges Gewissen gehabt, wenn sie Sarah oder Annabelle zu solch
einem gerissenen Eroberertyp verholfen hätte.
Der Marquis
musterte ihr niedergeschlagenes Gesicht und merkte, wie wütend er wurde. Er
hatte noch nie so viele Umstände wegen eines Frauenzimmers gemacht, und statt
dass Miss Metcalf sich überaus geehrt fühlte, blickte sie drein, als ob er sie
zum Galgen und nicht auf einem eleganten Ball zum Supper führte. Seine Mätresse
durchbohrte ihn mit Blicken, und er wußte, dass ihm eine stürmische Szene
bevorstand. Er wünschte, er hätte sie der Obhut des alten Lord Brothers
überlassen. Belinda war köstlich, aber sie wurde zunehmend eifersüchtiger.
Der Speisesaal war
in indischem Stil dekoriert, mit herrlichen Seidenstoffen drapiert und mit
großen Palmen geschmückt.
Er war erfüllt von
Stimmengewirr. Harriet blickte auf die Auswahl an Delikatessen auf ihrem Teller
und spürte, dass sie nichts davon hinunterbringen konnte. Sie war sich der
Augen des Marquis, die auf ihr ruhten, zu sehr bewußt. Sie war sich auch der
Stärke seiner Persönlichkeit bewußt, einer Persönlichkeit, die sie beherrschen
zu wollen schien. Harriet war daran gewöhnt, bevormundet zu werden. Ihre Eltern
hatten sie fest am Gängelband gehalten, und nach ihrem Tod hatte es sich Sir
Benjamin angewöhnt, ihr Vorschriften zu machen. Sogar Josephine - Miss
Spencer hatte Harriet gelegentlich liebevoll als Gänschen bezeichnet und sich
eingemischt, um ihre Angelegenheiten für sie zu erledigen. Aber seit sie in
London war, hatte ihr der Wunsch, für Sarah und Annabelle das Beste zu
erreichen, neuen Mut und Unabhängigkeit gegeben. Obwohl sie es selbst noch gar
nicht recht wußte, war sie nahe daran, zu entdecken, dass sie es vorzog, ihre
Entschlüsse selbständig zu fassen.
»Woher kommen Sie,
Miss Metcalf?« hörte sie den Marquis fragen.
»Aus Upper Marcham,
einem kleinen Dorf in Barshire.«
»Und haben Sie dort
viel Abwechslung?«
»Nicht, seitdem
meine Eltern gestorben sind, was vor etwa sieben Jahren war«, sagte Harriet.
»Vorher haben sie mich zu Gesellschaften nach Barminster mitgenommen.«
»Es erstaunt mich,
dass Sie noch unverheiratet sind.«
Ihre blauen Augen
blickten ihn ohne Scheu, aber ein wenig verwundert über seine Offenheit an.
»Das ist ganz einfach, Sir«, sagte sie, »ich habe keine Mitgift.«
»Und ich hätte
gedacht, Ihr Gesicht sei Mitgift genug«, erwiderte er. Sein Ton war warmherzig
und spöttisch zugleich; der Ton eines erfahrenen Verführers, dachte Harriet.
»Das Gesicht allein
genügt nicht, Mylord«, sagte sie abweisend.
»Kommen Sie, ich
kann nicht glauben, dass nie jemand um Ihre Hand angehalten hat.«
»Ja, schon, als
meine Eltern noch lebten, aber Mama hat sie für unpassend gehalten.«
»Und Sie?«
Harriet schaute ihn
überrascht an. »Ich habe g-gar nichts gemeint«, stammelte sie. »Man muss
immer das Urteil seiner Eltern ehren.«
»Auch wenn das
Gefühl im Spiel ist?«
»Ich glaube nicht,
dass Gefühle viel mit der Ehe zu tun haben«, erwiderte Harriet. »Eine Lady muss
einen passenden Mann heiraten. Wenn auch ihr Herz ja sagt, dann kann sie sich
glücklich preisen.«
»Aber Sie scheinen
nicht der Ansicht zu Sein, dass es viele solcher glücklichen Frauen gibt?«
»Nein, Liebe
scheint man eher außerhalb der Ehe zu finden wie in Ihrem Fall.«
Sie wurde über und
über rot.
»Wein, Miss
Metcalf?« fragte er scheinbar unberührt, während er innerlich kochte. Aber er
war schließlich selbst schuld. Das kam dabei heraus, wenn man Schönheiten vom
Lande zu Unverschämtheiten ermutigte. Es war jedoch gar nicht so einfach, lange
wütend auf sie zu sein, wenn sie so beschämt und niedergeschlagen dreinsah. Die
seltene Kombination von Unschuld und Sinnlichkeit erregte seine Sinne immer
mehr. Aber er würde sich nicht darauf einlassen. Er wollte nicht heiraten. Er
war vor langer Zeit einmal verheiratet gewesen, mit der hübschen
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