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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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nicht
beabsichtigte, Rache an ihr zu nehmen und sie zu ruinieren. Das blasse
Sonnenlicht schien auf die glänzenden Kutschen und die glitzernden Juwelen ihrer
Insassen. Es gab so vieles zu sehen, und es war angenehm, in einer gut
gepolsterten Kutsche zu sitzen, die Wärme der Frühlingsluft zu spüren und nach
dem langen, trüben Winter den Duft der Blüten einzuatmen.
    Harriets Gedanken
wandten sich wieder dem Marquis zu. Es war schade, dass er als Ehegatte so
unpassend war, aber wenn er sich einem der Mädchen erklärte, dann würde sie
ihre Erlaubnis geben müssen. Sarah konnte sich einen Frauenhelden als Ehemann
sehr wohl vorstellen und würde sich nach der Hochzeit wahrscheinlich wie die
meisten Frauen ihrer Kreise verhalten, nämlich sich den Unbesonnenheiten ihres
Ehemannes gegenüber blindstellen.
    Aber für mich wäre
das nichts, dachte Harriet mit einem Lächeln. Sie schaute dem Marquis ins
Gesicht und fuhr zusammen, als sie dem ärgerlichen Blick seiner Augen
begegnete.
    Der Marquis war
wütend auf Harriet. Er fand, dass sie sich ihren Schützlingen gegenüber zwar
sehr nett benahm, aber was für ein Recht hatte Miss Metcalf, ihn nicht nur
vollständig zu ignorieren, sondern mit diesem albernen Lächeln auf ihrem dummen
Gesicht dazusitzen, genau als ob sie von jemand anderem träumte?
    Harriet senkte die
Augen vor seinem Blick und saß da, schüchtern und nachgiebig, ein getreues
Abbild fügsamer und begehrenswerter Weiblichkeit. Gegen seinen Willen erregte
sie seine Sinne, er schaute sie an und fragte sich, wie sie nackt aussah. Seine
Gedanken schockierten ihn. Das Problem war, sagte er sich, dass Harriet Metcalf
mit ihrer lieben, unschuldigen Art, ihrer weichen, leicht zu beeinflussenden
Nachgiebigkeit und der bekümmerten Verletzlichkeit in diesen großen blauen
Augen sämtliche primitiven Lustgefühle in seiner Männerbrust weckte.
    Nun, Gilbert hatte
sich bestimmt auch Hals über Kopf in sie verliebt, aber doch auf eine ganz
romantische Weise. Und er gönnte Gilbert sein Glück. Er, Huntingdon, würde ihm
nicht im Wege stehen. Annabelle hatte sich gerade an einem Wortspiel versucht,
und ,Sarah reagierte mit krampfhaften Kicheranfällen. Der Marquis lächelte und
sagte, solche Schönheit, die noch dazu mit Witz gepaart sei, werfe ihn geradezu
um. Sarah schlug ihm scherzhaft mit dem Fächer auf das Handgelenk, und sie und
Annabelle setzten ihre Lachsalven fort.
    jämmerliche,
langweilige kleine Wesen, dachte der Marquis. Aber waren sie wirklich so
schrecklich? Sie benahmen sich ganz so, wie er es von den jungen Damen der
guten Gesellschaft kannte. Lebendigkeit und Geist und ein gewisses Maß an
Ungezwungenheit waren nur bei der Halbwelt zu finden. Von der eigenen Frau
erwartete man nicht, dass sie hinging und so offen und grausam ehrlich wie
Harriet Metcalf sprach.
    Er sah es jetzt
ganz deutlich vor Augen: »Guten Morgen, meine Liebe. Hast du gut geschlafen?« -
»Nein, Huntingdon, du hast so gewaltig geschnarcht, dass mir der Kopf brummt.« -
»Ich muss jetzt in den Club, mein Herzchen. Ich habe Brummell eine
Revanchepartie Pikett versprochen,« - »Du gehst keineswegs in deinen
Club, Mylord, du besuchst deine halbseidene Mätresse, die du dir schon seit
geraumer Zeit hältst.«
    »Habe ich etwas
gesagt, das ich nicht hätte sagen sollen?« fragte Sarah und lugte unter dem
breiten Schirm ihres Kapotthutes hervor wie ein Frettchen aus seiner Höhle.
»Sie sehen so ärgerlich aus.«
    »Ich glaube, meine
Milz ist nicht ganz in Ordnung.«
    Sowohl Sarah als
auch Annabelle brachten murmelnd ihr Mitgefühl zum Ausdruck. Alles, was nicht
ganz in Ordnung war, wurde auf Störungen der Milz geschoben.
    Sogar Harriet
zeigte ein gewisses Interesse. »Meine Freundin, Miss Spencer, leidet schwer
daran«, sagte sie. »Sie ist nach Bath gegangen, um eine Kur zu machen, und sie
sagte, das Wasser sei sehr wirksam.«
    »Vielen Dank«,
entgegnete der Marquis trocken. »Wenn mein Problem schlimmer wird, werde ich
mich nach Bath begeben.«
    Harriet senkte die
Augen wieder vor seinem Raubtierblick; sie konnte schließlich nicht wissen,
dass sie in der Vorstellung des Marquis eben ihren ersten Ehestreit gehabt
hatten.
    Neben ihrer Kutsche
blieben andere Kutschen zu einer kurzen Begrüßung stehen. Zuerst Lord und Lady
Phillips, dann die Baroness Villiers, dann Mrs. Cramp mit ihren Töchtern, und
dann niemand anderer als die Countess Lieven, eine der gefürchtetsten
Schirmherrinnen von Almack's Modeball. Harriet wappnete sich

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