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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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unglücklich.«
    »Natürlich«, sagte
der Marquis zynisch. »Sie muss doch befürchten, dass ich mich in der
Gesellschaft über ihr unmögliches Benehmen auslasse, und das würde ganz
sicherlich bedeuten, dass die beiden reizlosen Debütantinnen, die sie da hat,
nicht mehr gesellschaftsfähig wären.«
    »Aber das wirst du
nicht tun!« rief Lord Vere. »Miss Metcalf ist an unsere Art zu leben nicht
gewöhnt. Auf dem Land ist es nicht üblich, seine Mätresse in aller
Öffentlichkeit zur Schau zu stellen.«
    »Wann warst du
zuletzt auf dem Land, mein lieber Junge?« fragte der Marquis. »Die Wälder und
Haine Englands wimmeln nur so von Halbweltdamen. Man kann nicht einmal ein
friedliches Dinner mit einer Jagdgesellschaft genießen, ohne dass irgendein
Flittchen ans Fenster des Speiseraums klopft und einem lauthals ihre Gunst
anbietet.«
    »Aber sie ist so
unschuldig, so verletzlich ...«
    »Dann muss sie
lernen, andere nicht zu verletzen. Es ist nur menschlich, Vergeltung zu üben.«
    »Aber du wirst es
nicht tun!«
    »Nein, keineswegs.
Wenn dieser Nachmittag vorbei ist, wird Miss Metcalf Luft für mich sein.«

Sechstes Kapitel

    Harriet war mit den Nerven völlig am Ende,
als der Zeitpunkt, an dem der Marquis of Huntingdon eintreffen wollte, näher
rückte. Sie war jetzt sicher, dass er nicht kommen würde.
    Sarah und Annabelle
saßen in dünnen Musselinkleidern mit Schleifen und modischen Kapotthüten da.
    »Sag mir eins,
Sarah«, unternahm Harriet einen schüchternen Vorstoß, »wärst du furchtbar
enttäuscht, wenn Lord Huntingdon nicht kommen würde?«
    »Du Dummchen.
Natürlich kommt er, was soll das?«
    Harriet warf einen
nervösen Blick auf die Uhr. Es war eine Minute vor drei Viertel fünf. Sie holte
tief Atem. »Heute ist eine ganz unglückselige Geschichte passiert -«
    »Da ist er!« rief
Sarah und eilte zum Fenster.
    Harriet stand auf
und streifte sich dabei die Handschuhe über. »Wir müssen gleich hinausgehen«,
sagte sie. »Die Herren mögen es nicht, wenn ihre Pferde lange stehen müssen.«
    Der Marquis hatte
seinen Kutscher auf dem Kutschbock sitzen, da er beschlossen hatte, die
Ausfahrt nach allen Regeln der Kunst zu gestalten. Harriet saß, wie es ihrer
Rolle als Anstandsdame entsprach, mit dem Rücken zu den Pferden, während Sarah,
Annabelle und der Marquis ihr gegenüber saßen.
    Er hatte das
Gefühl, er sollte den Platz wechseln und sich neben Miss Metcalf setzen, aber
er war überzeugt, dass das sehr viel Gerede und Proteste von Seiten der Damen
auslösen würde. Sarah und Annabelle merkten zu spät, dass es sich als Nachteil
erwies, dass sie die besten Sitze eingenommen hatten. Zwar rahmten sie den
Marquis ein, aber die modischen Krempen ihrer Kapotthüte wirkten wie
Scheuklappen, so dass sie sich jedes Mal mit dem ganzen Körper herumdrehen
mussten, wenn sie nur einen Blick auf Lord Huntingdons Gesicht werfen wollten.
    Harriet, die einen
reizenden kleinen Strohhut trug mit einem Hauch von Schleier, der gegen ihr
Gesicht flatterte, hatte dagegen freie und ungetrübte Sicht auf den Marquis.
    »Das Wetter ist
sehr schön, nicht wahr?« sagte sie.
    »Ja, wirklich«,
sagte er gleichmütig. »Ich vertraue darauf, dass es keine weiteren Stürme oder
Unwetter geben wird.«
    Ich kann Ihnen
versichern, Mylord«, sagte Harriet, schaute ihm dabei aber nicht in die Augen,
»dass Sie nicht befürchten müssen, dass sich das Wetter wieder verschlechtert.«
    »Gut«, sagte er mit
einem plötzlichen hinreißenden Lächeln. Sarah zappelte ärgerlich herum. Wie
langweilig Harriet doch war! Ließ sich endlos über das Wetter aus.
    »Haben Sie Mrs.
Siddons in >Das Mädchen vom Lande< gesehen?« fragte sie den Marquis.
    Er begann, ihnen seine
Meinung über das Stück und Mrs. Siddons schauspielerische Leistung
darzulegen. Sarah und Annabelle hingen an seinen Lippen und saugten jedes seiner
Worte in sich hinein. Harriet seufzte vor Erleichterung und wandte ihre
Aufmerksamkeit der Umgebung zu, da sie die Aussicht nun unbeschwert genießen
konnte. Sie hatte wirklich sehr viel Glück, dass ihre Schützlinge so wohl
erzogen waren. Der Marquis brauchte nicht zu befürchten, dass eine von ihnen
irgendwelche unhöflichen Bemerkungen machte. Und so blickte Harriet zufrieden
in die Baumkronen mit den ersten zarten Blättern hinauf, als die Kutsche unter
den Bäumen im Hyde Park dahinrollte, und träumte davon, für Sarah und Annabelle
eine Doppelhochzeit auszurichten. Sie wußte auf einmal, dass der Marquis

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