03 - Sarggeflüster
Hochzeits-Fantasic.
Der mit den weißen Tauben und den rosafarbenen Rosen überall und der Eisskulptur, die wie meine geliebte Hobo Bag von Salvatore Ferragamo aussieht. Für die Frauen würde es den Super Luster Lipgloss von MAC als kleines Geschenk geben, und für die Männer Minifläschchen von Ralph Lauren. Eine von Pferden gezogene Kutsche. Eine Torte mit mehreren Stockwerken in Zartrosa, mit essbaren, silbernen Schleifen und Schnallen.
Ich weiß, ich weiß. Ich bin ein Vampir und kann keine feste Nahrung zu mir nehmen. Warum zum Teufel stelle ich mir also eine Hochzeitstorte vor? Aber sie duften so köstlich, und eine Hochzeit ohne Torte ist keine richtige Hochzeit.
Da ich hoffte, eines Tages einmal mein eigenes Dam-Dam-Da-Dam zu erleben, freute ich mich ganz schrecklich für Mandy. Ich brachte Killer zu mir nach Hause - mit einer Untertasse Milch und einigen Zeitungsschichten - und nahm mir ein Taxi zu der Adresse, die mir meine zukünftige Schwägerin auf dem Handy hinterlassen hatte.
„Aber das hier ist Queens“, sagte ich zum Fahrer, als er schließlich vor dem kleinen Geschäft anhielt, das zwischen einer vietnamesischen Bäckerei und einer Pizzeria angesiedelt war, weit, weit entfernt von Vera oder Lázaro oder Jim Hjelm oder irgendeinem der anderen prominenten Designer hochwertiger Brautmode.
„Das ist die Adresse, Lady. Das macht fünfzehn Dollar.“ Er blickte in den Rückspiegel und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. „Es sei denn, Sie möchten in einer anderen Währung zahlen.“
Nein, also wirklich. Aber so ist nun mal das Leben eines Vampirs mit mucho Sexappeal und wirklich tollen Accessoires.
„Hier ist ein Zwanziger.“ Ich reichte ihm das Geld.
Er machte ein langes Gesicht. „Sind Sie sicher?“
Ich starrte ihm in die Augen und sah mehr, als ich jemals von Wally Gillespie alias Minnie Me wissen wollte.
„Behalten Sie den Rest.“ Ich glitt vom Rücksitz. „Und sollten Sie sich entscheiden, diese Penisvergrößerung tatsächlich durchführen zu lassen“, ich reichte ihm eine Dead End Dating-Visitenkarte, „dann rufen Sie mich an. Ich finde mit Gewissheit jemanden für Sie.“
Ihm blieb der Mund offen stehen, aber ich wandte mich ab, noch bevor er etwas sagen konnte.
Ich ging die paar Meter bis zur Schaufensterscheibe, auf der die Worte Wedding Wonderland in weißen Neonbuchstaben prangten. Als ich die Tür aufzog, fand ich mich im Nu von riesigen, bauschigen Kleidern, falschen Blumen und dem Duft nach Potpourri umgeben. Eine Instrumentalversion von „You Light Up My Life“ dröhnte aus einem CD-Player in der Ecke.
Mandy und eine älter aussehende Frau mit dem gleichen roten Haar und demselben verwirrten Gesichtsausdruck saßen auf einem weißen Samtsofa vor einem Beistelltischchen voller Hochzeitsmagazine.
„O gut“, quietschte Mandy. „Du bist da. Mom, sie ist da!“
Ich hatte Harriet Dupree schon einmal getroffen, als ich eine Babyparty für Viola und die übrigen sechsundzwanzig schwangeren Werwölfinnen vorbereitete, nachdem ich ihnen ihre Partner für die Mondfinsternis besorgt hatte. Mandy hatte angeboten, mir zu helfen, und ihre Mutter hatte anlässlich der großen Feier diverse Servierplatten (und unzählige Hähnchenflügel) vorbeigebracht. Sie war dann noch ein Weilchen dort geblieben, hatte über sämtliche Baby-Geschenke gebührend gestaunt und mir erzählt, wie entzückend ich sei und was für ein Schatz und wie wundervoll. Und dass sie einfach nicht - ich wiederhole: NICHT - verstehen könne, dass nicht schon längst ein Mann aufgetaucht war und sich mich geschnappt habe.
Ich weiß. Geht mir genauso.
Jedenfalls mochte ich sie seitdem.
„Lil!“ Die ältere Dupree legte beide Arme um mich und erdrückte mich mit ihrer Umarmung fast. „Es ist so schön, dich wiederzusehen.“
„Das finde ich auch.“
„Na gut, Ladies.“ Klatsch, klatsch. „Da nun alle anwesend sind, wollen wir mal anfangen. Es macht mir nichts aus, länger im Geschäft zu bleiben, aber ich habe zwei Pudel und einen Pitbull, die zu Hause auf ihr Abendessen warten.“
Ich drehte mich um und erblickte die Besitzerin des Ladens. Sie hatte hellblond gebleichtes Haar, genug Augen-Make-up, um Marilyn Manson zu beeindrucken, und blutrote Fingernägel, die ungefähr sieben Zentimeter lang waren. Sie trug eine Brille mit Goldrand, die an einer Kette um ihren Hals hing, und hellroten Lippenstift. Eng anliegende schwarze Leggings spannten sich über ihre Hüften, und ein Top mit
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