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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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Kehle hinauf. Die Gedanken verschwammen wieder.
    Erinnerungen regten sich, und Bilder huschten vor meinem inneren Auge vorbei, bis das Gefühl erstarb und es mir erneut gelang, meinen Blick auf das Fenster zu richten.
    Die Lichter tanzten, und in der Ferne, jenseits des Donnerns meines Herzschlags, hörte ich das Lachen. Die Musik. Gelegentlich das Klingeln eines Spielautomaten.
    Feuer peitschte meine Fußsohle, ich biss mir auf die Lippe. Blut spritzte mir in den Mund, glitt die Kehle hinunter, weckte den Hunger.
    „Du fühlst es wieder, nicht wahr?“ Der Schatten kam näher, versperrte den Blick auf das Fenster. „Die Agonie?“ Eine weitere Berührung und ich fauchte. „Ja, du fühlst es.
    Es dreht und windet sich in dir, wie ein kalter, glitschiger Dämon, der dich von innen heraus zerfrisst. Es nagt an dir, bis nichts als eine leere Hülle von dem, was du einst warst, übrig bleibt. Bis du nur noch aufgeben willst.“
    Ich knirschte mit den Zähnen, um das Trommelfeuer des Schmerzes zu überstehen.
    Wut durchströmte mich, der primitive Instinkt zu töten, statt getötet zu werden, und meine Lippen zogen sich zurück, meine Fänge fuhren aus. Ich wollte ihn zerfetzen. Ich hätte es auch getan, aber er hatte zu viele Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    „So ist's richtig, Vampir. Zeig mir dein wahres Gesicht. Du bist ein durch und durch böser Bastard. Es spielt keine Rolle, wieviele Verbrecher du erledigst oder wie viel Gutes du der Welt tust. Du wirst deiner wahren Natur niemals entkommen. Du bist ein Tier, das die Schwachen schändet und plündert. Ein Mörder. Du wirst dich niemals ändern.“ Kalter, fauliger Atem strich über mein Ohr, als er sich zu mir herabbeugte. „Ich werde es nicht zulassen... „
    Jetzt wäre ein wirklich guter Zeitpunkt aufzuwachen.
    Der Gedanke drängte sich an der Dunkelheit vorbei, die mich umfasste. Meine Augen öffneten sich schlagartig. Aber da war nur noch mehr Dunkelheit.
    Pechschwarz. Erdrückend.
    „Ich werde es nicht zulassen... „
    Die Stimme hallte durch meinen Kopf, und ich geriet in Panik. „Du und welche Armee?“ Ich trat um mich, kratzte und saß auf einmal kerzengerade in meinem Bett.
    Federn regneten auf mich herab, während mich die Realität einholte und mir klar wurde, dass ich gar nicht in irgendeinem kalten, feuchten Kerker um mein Leben kämpfte.
    Stattdessen hatte ich mir eine Schlacht mit meinem Lieblingskissen und einer Daunendecke geliefert.
    Offensichtlich hatte ich gewonnen.
    Mein panischer Blick zuckte durch das Zimmer, nahm die vertrauten dunklen Jalousien in sich auf, die Kirschholzkommode, die magere Katze, die auf meinem Lieblingsteppich saß und mich anstarrte, als sei ich Bugs Bunny, Daffy und Sylvester in einer Person.
    Mein Herz beruhigte sich ein klein wenig.
    O-kay. Ein Traum. Das war's. Nur ein guter alter Albtraum. Nichts, weswegen ich ausrasten müsste.
    Das redete ich mir ein, aber tief im Inneren fühlte ich, dass es sich um weit mehr handelte. In meinem Inneren und mit meinen Füßen.
    Ich zog eine meiner schmerzenden Extremitäten hoch und starrte auf die Fußsohle. Eine entzündete rote Furche starrte zurück; der Beweis, dass die letzten paar Minuten wesentlich mehr gewesen waren als das Ergebnis meines Entschlusses, noch ein ganzes Glas eiskaltes Blut hinunterzukippen, bevor ich mich aufs Ohr legte. Ich kontrollierte meinen anderen Fuß. Dasselbe Mal. Derselbe Schmerz.
    Was zum Teufel ging hier vor?
    Vorsichtig schob ich meine Beine über den Bettrand, ich zuckte zusammen, als meine wunden Füße auf dem geflochtenen Teppich aufkamen. Meine Handgelenke schmerzten, und der Rücken tat mir weh. Die Rippen fühlten sich an, als ob mir jemand ein paar Dutzend Mal kräftig in die Seiten getreten hätte.
    Ich schloss die Augen und ging den Traum oder auch die mögliche Entführung durch Außerirdische noch einmal in Gedanken durch. (Sie müssen schon ein bisschen Verständnis für mich haben, in Ordnung? Ich hätte eigentlich noch drei Stunden Schlaf vor mir gehabt, und mein Gehirn war etwas umnebelt.)
    Kalte Steinplatte. Höhnische Stimme. Folter. Ty.
    Mit einem Mal war mir alles klar, meine Lider klappten ruckartig hoch. Ich sprang auf die Füße, und ein stechender Schmerz durchzuckte mich. Nichts im Vergleich zu dem, was Ty durchgemacht hatte.
    Was ich durchgemacht hatte.
    Er war in Gedanken mit mir verschmolzen. Oder ich war in Gedanken mit ihm verschmolzen.
    Wie dem auch war, wir waren gemeinsam dort gewesen. Sehend.

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