03 - Sarggeflüster
Sommer.
Er zuckte die Achseln. „Ich habe auf die meisten Fragen im Fragebogen einfach mit einem Vielleicht geantwortet - das liegt daran, dass ich nicht allzu viele Frauen kenne, die sich leicht entscheiden können. Und zack! Hier bin ich mit all den anderen Tussis und warte auf ein Interview vor der Kamera.“
Ich selbst konnte mich an keine einzige der Fragen erinnern. Zu sehr war ich damit beschäftigt gewesen, die an Liebeskummer leidende Produktionsassistentin einzuschätzen, die die Fragebögen austeilte. In Gedanken war ich meine Datenbank durchgegangen, auf der Suche nach dem perfekten Mann, der an die Stelle dieses untreuen Mistkerls treten könnte, der sie für ein Unterwäschemodel namens Shag verlassen hatte. Nachdem er mit ihrem Lieblings-Stringtanga Verkleiden gespielt hatte.
Was war bloß mit diesen Kerlen los? War denen denn nichts mehr heilig?
„Ich schätze, Sie haben Glück gehabt“, sagte ich zu John. Er tippte sich an die Schläfe. „Dabei geht's ausschließlich ums Know-how.“ „Na klar doch.“
„Okay, ich hab wohl mächtig Schwein gehabt gestern. Aber heute ist das was ganz anderes, da gehe ich kein Risiko ein. Ich bin perfekt vorbereitet und fest entschlossen durchzuhalten. Wenn sie in die nächste Runde kommt, dann schaffe ich das auch, und wenn ich jede einzelne verdammte Frau, die vor mir auf der Liste steht, im Armdrücken schlagen muss.“
„Erstaunlich, wie so ein Paar falsche Möpse das Selbstvertrauen anheben können.“
„Da sagen Sie was. Ich war ja zuerst ein bisschen geschockt, aber dann habe ich sie angezogen und zack! Meine Kleider passten besser, und ich sah tatsächlich richtig heiß aus. Zumindest hat Ross das gesagt.“
„Und wer ist Ross?“
„Niemand. Nur eine Angestellte in unserem Büro.“
Mein Instinkt meldete sich lautstark zu Wort. „Sie ist wohl nicht zufällig verheiratet, oder?“
„Nee, sie sieht auch nicht gerade toll aus. Aber nett ist sie. Es macht Spaß, sich mit ihr zu unterhalten. Jeden Freitagabend gehen wir zusammen aus, auf eine Pizza und ein Bier.“
Wirklich niedlich. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Ein festes Date?“
„So ist das nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir sind nur Freunde. Sie ist nicht mein Typ.“
Ich hatte aber das Gefühl, sie war haargenau sein Typ. Er, wie so ziemlich jedes andere vollkommen ahnungslose männliche Wesen da draußen in der Welt der Dates, wusste es nur nicht. Noch nicht.
„Warum verteilen Sie und die Zwillinge nicht mal das hier für mich?“ Bevor er antworten konnte, stopfte ich ihm eine Handvoll Dead End Dating-Visitenkarten in die Hand und formte Verschwinden Sie mit den Lippen.
„Ich weiß nicht. Ich bin eigentlich kein guter Verkäufer.“
„Sie haben Titten, John. Sie können alles tun.“
Er schien nachzudenken. „Okay, ich versuch's mal. Was soll ich sagen?“
„Erzählen Sie einfach nur eine nette Geschichte darüber, dass Sie jetzt glücklich verheiratet sind dank mir und meinen Mitarbeitern und dass Sie uns jedem nur wärmstens empfehlen können.“
„Aber ich bewerbe mich doch gerade für eine Datingshow.“
„Erzählen Sie ihnen einfach, dass Sie für eine Cousine hier sind, die leider nicht kommen konnte, wegen akutem Blinddarm oder einem blutenden Magengeschwür oder sonst irgendetwas Grauenhaftem, und dass Sie in Ihrer Ehe furchtbar glücklich sind, und das verdanken Sie einzig und allein DED.
Das werden sie schlucken.“
Er wirkte skeptisch. „Ich sollte doch wohl besser Fotos machen.“ Er hielt einen Schlüsselanhänger mit Leopardenmuster hoch. „Ich nehme zwar alles auf Video auf, aber ich mache zusätzlich noch ein paar Bilder, nur zur Sicherheit.“
„Dann verteilen Sie die Karten eben in der Nähe Ihrer Verdächtigen.“ Ich versetzte ihm einen sanften Schubser.
„Ich meine, das könnte funktionieren.“ Er bewegte sich mit unsicherem Gang auf eine Gruppe von Frauen zu, und ich nahm mir vor, Ross' Nachnamen herauszufinden.
Die folgende Viertelstunde verbrachte ich damit, Visitenkarten auszutauschen und meine Partnervermittlung anzupreisen. Genau genommen war ich sogar so beschäftigt, dass ich nicht mal mitbekam, dass mein Name aufgerufen wurde, bis John mir den Ellbogen in die Seite stieß und auf einen verärgerten Produktionsassistenten deutete.
„Lil Marchette?“, fragte der Mann, als ich auf ihn zuging und ihm mein strahlendstes Lächeln schenkte.
„Genau die.“
„Ich rufe Sie jetzt schon seit fünf Minuten auf.“ Und
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