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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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Fühlend.
    „Heilige Scheiße.“
    Ich wagte einen Schritt und konnte gerade noch einen Schmerzensschrei unterdrücken. Ich erwog schon, in die Küche zu schweben, wo ich meine Handtasche hatte liegen lassen, entschied dann aber, dass das zu viel Aufwand wäre. Also ließ ich mich wieder aufs Bett sinken, konzentrierte mich auf die teure Clutch und befahl ihr gedanklich, sich um die Ecke herum direkt auf mich zuzubewegen.
    Einige Sekunden später hatte ich Ashs Visitenkarte gefunden und mir mein Handy vom Nachttisch geschnappt. Hastig tippte ich die Nummer ein und wartete darauf, dass er sich meldete.
    „Ich bin gerade beschäftigt“, ertönte die tiefe Stimme. „Hinterlassen Sie eine Nachricht ...“ Piep.
    „Ich bin's, Lil. Lil Marchette. Ich muss so schnell wie möglich mit Ihnen reden.“ Ich hinterließ meine Nummer und drückte die „Auflegen“-Taste.
    Dann saß ich einige Minuten einfach nur da, versuchte, das Telefon durch meinen Willen dazu zu bringen zu klingeln, aber nichts geschah.
    Jetzt reg dich gefälligst mal ab. Er wird schon noch anrufen, und dann kannst du ihm erzählen... , was eigentlich?
    Es war ja nicht so, als ob ich eine Adresse samt Wegbeschreibung empfangen hätte, als ich mit Ty verbunden war. Nein, das Einzige, worüber ich verfügte, war eine aus dem Zusammenhang gerissene Unterhaltung, eine halbwegs anständige Ansicht von irgendeinem Keller und ein echt seltsamer Geruch; eine Mischung von Senf und Diesel und dann noch ein klebrig süßer Duft, der mir den Magen umdrehte. Also so gut wie nichts.
    Aber zumindest wusste ich jetzt, warum Ty mir nicht geantwortet hatte, als ich ihn gerufen hatte. Er war (a) zu sehr damit beschäftigt, gefoltert zu werden, und (b) er hatte mich nicht bei sich haben wollen.

9

    Ich wusste nicht, ob ich da Mitleid empfinden oder gekränkt sein sollte.
    Also entschied ich mich für beides und blinzelte angesichts eines plötzlichen Ansturms von Tränen, die mir in den Augen brannten.
    Ich würde NICHT weinen. Mit Weinen erreichte man gar nichts. Und davon abgesehen würde ich dann eher wie ein riesiges Marshmallow als wie ein waschechter Übervampir aussehen.
    So weit würde es nicht kommen.
    Die nächsten fünfzehn Minuten verbrachte ich damit, nicht zu weinen, bis ich schließlich ein letztes Mal schniefte und mir über die Augen fuhr. So. Ich fühlte mich schon ein bisschen besser. Immer noch einsam und hilflos, aber damit würde ich schon fertig werden. Ich drehte mich um und wischte die herumliegenden Federn auf den Boden, wo sie auf das nächste Großreinemachen warten konnten. (Für den Fall, dass Sie es noch nicht gemerkt haben: Ich stehe nicht so furchtbar auf Hausarbeit und würde eher einen babyblauen Polyesterhosenanzug tragen, als mich mit wie auch immer gearteten häuslichen Aktivitäten zu beschäftigen.)
    Miau... Killers sanfte Stimme zog meine Aufmerksamkeit auf sich, und mein Blick fuhr zu dem Platz vor meinem Bett, wo er mitten in einem Haufen Gänsedaunen saß. Ich runzelte die Stirn. „Solltest du nicht eigentlich im Badezimmer sein?“
    Versuch du doch mal, dich an eine Toilette zu kuscheln. Er sah mich an und blinzelte. Ich brauch ein bisschen Liebe.
    Er wirkte schon ein wenig traurig.
    Da er mir keine weiteren Geschenke hinterlassen hatte - jedenfalls keine, die ich bei einem flüchtigen Blick durch das Zimmer entdecken konnte -, beschloss ich, dass es ja nicht schaden könnte, wenn ich ihn hochhob und vielleicht am Fußende des Bettes liegen ließe. Schließlich hatte er ein Bad (Mrs Janske) und einen Spritzer Chanel (moi) erhalten. Also gab es wirklich keinen Grund, ihn zu den kalten, düsteren Badezimmerfliesen zu verdonnern. Abgesehen davon hatte ich nicht vor, in absehbarer Zeit der Vernachlässigung von Tieren beschuldigt zu werden.
    Auf gar keinen Fall war mir die Idee, ihn hochzuheben, deshalb gekommen, weil ich mich einsam fühlte. Und hilflos. Und verängstigt.
    Ich schnappte ihn mir und stopfte ihn neben mich ins Bett.
    Und dann tat ich das Einzige, was ich tun konnte, da es immer noch mitten am Tag und ich ein Vampir war (bisher hat noch niemand einen Sunblocker erfunden, der stark genug gewesen wäre, mich davor zu bewahren, in Flammen aufzugehen): Ich kuschelte mich an Killer und verbrachte die nächsten drei Stunden damit, die Uhr zu beobachten und mir Sorgen zu machen.
    „Lassen Sie uns noch mal alles durchgehen.“ Ash saß in meinem Büro bei Dead End Dating - wobei sein kräftiger Körper fast den Ledersessel

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