03 - Sarggeflüster
meine Ruhe gehabt. Ich lächelte. Jetzt waren es sieben.
„Remy kommt etwas später. Er leistet uns beim Abendessen Gesellschaft“, informierte mich meine Mutter und wischte damit mit einem Schlag das Lächeln von meinem Gesicht. „Er ist dein Date für heute Abend.“
Sagte sie gerade Remy?
Mein Herz tat einen Sprung, und wenn ich kein perfekter, überheblicher, gebürtiger weiblicher Vampir gewesen wäre, hätte ich schwören können, dass ich fühlte, wie mir der Schweiß auf der Stirn ausbrach.
Nicht Reim).
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag den Jungen. Was gebürtige männliche Vampire betrifft, so war er noch einer der erträglichsten. Ich war in der alten Heimat gemeinsam mit ihm aufgewachsen. Wir hatten „Verbinde die Blutstropfen“ gespielt und unsere menschlichen Kindermädchen gejagt und gelegentlich das ein oder andere Dörfchen terrorisiert. Wenn ich ihn heutzutage auch nicht mehr allzu oft sah - ich lebte in Manhattan und er sorgte als Polizeichef in Fairfield für Recht und Ordnung -, so hatten wir doch immer noch eine Menge gemeinsam. Vor allem war es vollkommen okay, wenn ich ihm mal eine Abfuhr erteilte, weil ich wusste, dass er mich nicht auf diese Art und Weise mochte.
Zumindest hatte ich das angenommen, bis ich dann vor ein paar Monaten um ein Haar nähere Bekanntschaft mit dem Gefängnis gemacht hätte. Er hatte mir aus der Patsche geholfen, und ich hatte ihm sozusagen einen Gefallen versprochen, und, na ja, diese Schuld war bis heute noch nicht beglichen worden. Und wann immer er mich jetzt ansah, fragte ich mich zwangsläufig, ob er sich mich wohl gerade nackt vorstellte.
Vor allem, seit ich begonnen hatte, mir ihn nackt vorzustellen.
„Also, wo ist sie?“ Meine Mutter stellte sich neben mich und erledigte mit ihrer Frage höchst effektiv sämtliche Ängste, die ich wegen Remys bevorstehender Ankunft gehegt hatte.
„Genau da.“ Ich zeigte auf die andere Seite hinüber, wo Max meiner besten Freundin gerade einen Drink einschenkte. Inzwischen bemühten sich alle anderen, möglichst beeindruckt auszusehen, während mein Väterchen seinen neuesten Twist and Curl demonstrierte und sich über den Fehlschlag seines Attentats auf Viola mittels Gewehr beklagte.
„... versucht, sie von verschiedenen Angriffspunkten aus zu erledigen. Wer hätte denn ahnen können, dass sich diese Frau dermaßen schnell bewegen kann?“, erzählte er meinem Bruder Hob.
„Sie ist ein Werwolf, Dad. Die haben nun mal schnelle Reflexe.“
„Ich hatte fünf Schmorbraten zur Ablenkung eingesetzt, und trotzdem ist sie jeder einzelnen Kugel ausgewichen.“
„Sie haben wirklich auf jemanden geschossen?“, fragte Mandy. „Ist das nicht versuchter Mord?“
„Nicht während der Jagdsaison“, informierte Jack sie.
„Aber das ist Nina“, murmelte meine Mutter. „Sie ist wohl kaum die Richtige für Jack.“
„Warum nicht? Gebürtiger Vampir. Eindrucksvoller Orgasmusquotient. Tolle Schuhe. Mörderwimpern.“ Nina hatte sich für den Christina-Aguilera-Look entschieden, einschließlich bunter Wimpern, die glitzerten, wenn sie blinzelte.
„Ich finde, ich hab genau ins Schwarze getroffen.“
„Aber ihr kennt euch schon, seit ihr noch in Unterhosen herumgelaufen seid.“
Danke, Ma, für dieses tolle Bild. „Sieh es doch mal so: Sie weiß schon, was für ein Arsch er ist, dann gibt es in ein paar Jahrhunderten keine böse Überraschung.“
Sie schien nachzudenken. „Das ist wahr. Ich nehme an, es könnte funktionieren.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Alles ist besser als diese Maxie.“
„Mandy.“
„Wie auch immer.“
„Außerdem will ich ja Nina und Jack gar nicht wirklich verkuppeln. Das soll nur seinen Appetit anregen, damit er dann für die tatsächlichen Kandidatinnen bereit ist.“
„Du hast also schon andere geeignete Frauen für die Dinnerparty gefunden?“
„Ob ich schon andere gefunden habe?“ Ich schnaubte. „Ich bin ein Profi, Mutter, eine detailversessene Perfektionistin, die stets bestens vorbereitet ist und nichts dem Zufall überlässt. Selbstverständlich habe ich schon andere.“
Zumindest hoffte ich verzweifelt, dass das baldigst der Fall sein würde. „Du bezahlst mir gutes Geld, und ich halte, was ich verspreche.“
„Wenn sie eigentlich als Zukünftige für Jack vorgesehen ist, wieso flirtet sie dann mit Max?“ Sie beäugte die Blondine, die sich gerade nach vorn beugte und eine vollendet manikürte Hand auf seinen Arm legte.
„Das ist kein Flirt.
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