03 - Sarggeflüster
attraktiv?“
Lass mich mal nachdenken. Nina beherrscht den aufrechten Gang, sie trinkt Blut und hat eine Vagina. „Er betet dich an.“
„Wirklich? Hat er das gesagt?“
„Nicht direkt, aber ich kenne doch meinen Bruder. Vertrau mir, er würde dich jederzeit vernaschen.“
„Ausgezeichnet. Vielleicht komme ich zur nächsten Jagd wieder mit.“
„Diesen Sonntag gehen wir nicht auf die Jagd. Ich meine, wahrscheinlich schon (nachdem wir jetzt seit über dreihundert Jahren nicht ein einziges Wochenende NICHT gejagt hatten und mein Vater ein großer Verfechter von Traditionen war), aber erst nach der Dinnerparty meiner Mom.“
„Ich komme.“
„Du bist aber gar nicht eingeladen. Es sei denn“, fügte ich hinzu, nachdem ich blitzschnell nachgedacht hatte, „ich kann die Sonnenbrille behalten.“
„Aber die hab ich mir verdient“, jammerte sie.
„Stimmt, aber ich werde sie mir zurückverdienen, indem ich auf meinen Platz am Esstisch verzichte, damit du neben Rob sitzen kannst.“
„Abgemacht.“
„Das ist ein Witz, oder?“
„Nein. Behalt sie. Hör mal, ich muss jetzt Schluss machen. An der Anmeldung steht eine ganz schön lange Schlange. Es gibt einen Kongress in der Stadt -
Liebesromanautoren oder so was. Ich seh dich dann morgen mit meiner Jacke.“ Klick.
Ich drückte auf die Taste und starrte das Telefon ungläubig an.
Es konnte nicht wahr sein, es konnte einfach nicht wahr sein, dass sie gerade eben eine Badgley Mischka's für einen popeligen Orgasmus aufgegeben hatte, oder von mir aus auch für zehn. Genau wie ich und einige wenige megaheiße weibliche Vampire hatte Nina einen beeindruckenden zweistelligen Orgasmusquotienten. Designermode nahm bei uns den ersten Platz ein; Sexspielehen aller Art kamen knapp dahinter. Niemals umgekehrt.
Es sei denn ...
Ein Lächeln überzog mein Gesicht.
„Nina mag Rob“, vertraute ich Killer an, der auf meinem Schoß saß, den Kopf auf mein Knie gelegt. „Ist das nicht toll? Vielleicht tun sie sich zusammen, und ich werde Tante.“
Ich stellte mir vor, wie ich ein Dutzend kleine Robs und Ninas durch das Kaufhaus - Barney's - führte (in meinem Lieblingschiffonkleid von Rebecca Taylor), und das Lächeln verschwand. Es handelte sich um Chiffon. Reagierte überaus empfindlich auf Fingerabdrücke und ungeschickte kleine Hände, die an ihm zerrten und zogen und rrrritschl
O nein, das würden sie nicht!
Das würden sie nicht. Ich atmete tief ein, um mein wild schlagendes Herz zu beruhigen. Da war ich doch wohl ein bisschen sehr voreilig. Ich verdrängte dieses Bild und stellte mir stattdessen vor, wie Nina und Rob einander anbetend in die Augen schauten (nachdem sie mir einen dicken fetten Scheck für meine Dienste ausgestellt hatten) und „Ich will“ sagten. Schon viel besser.
Ich seufzte und Killer miaute.
Ich genoss diese Welle der Zufriedenheit noch ein Weilchen länger, bevor ich wieder in einem Meer von Scheiße landete.
Es war mitten in der Nacht. Ich war ein heißer, sexy Vampyr und ich war schrecklich allein (abgesehen von Killer, aber den zählte ich nicht mit, denn dann hätte ich mich gleich noch viel schlechter gefühlt, weil in meinem Bad ein Riesenhaufen von gebrauchter Katzenstreu darauf wartete, dass ich mich endlich aufraffte). Meine beiden besten Freundinnen hatten jemanden gefunden (Nina Eins hatte Rob - irgendwie -, und Nina Zwei hatte ihren Gefährten, Wilson). Jack hatte Mandy. Max hatte sämtliche Partygirls von Manhattan, einschließlich eine der Hiltons (aber das wissen Sie nicht von mir).
Nächsten Freitagabend würde Word Suze haben. Meine Mutter hatte meinen Vater. Und ich hatte fantabulöses Haar.
Jepp, mein Leben nach dem Tode war vollkommen sinnlos.
Miau.
Killers leiser Ruf drängte sich in meine Gedanken; ich blickte zu ihm hinunter und sah, wie er mich mit seinen grünen Augen ohne zu blinzeln anstarrte.
Hast du dir jetzt endlich genug leidgetan? Du hast doch keine Ahnung, was echte Verzweiflung ist, oder hast du schon mal halb verhungert in einer Seitengasse festgesteckt, zusammen mit einem Pitbull namens Big Boy?
Da war was Wahres dran.
Ich bemühte mich, diese Weltuntergangsstimmung zu verdrängen und mich stattdessen auf die Suche nach einem passenden Restaurant zu machen, in das Word Suze ausführen könnte. Ich googelte und scrollte mich durch die verschiedenen Möglichkeiten. Sollten sie lieber was Gehobenes wählen oder etwas Zwangloses?
Die Frage ging mir nicht mehr aus dem Kopf und erinnerte
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