03 - Sarggeflüster
Herzen, da weiß ich es.“
Ich lächelte. „Das ist es, worauf es ankommt.“
Auf einmal schien sie sich der Tränen bewusst zu werden, die ihr über das Gesicht strömten. Sie schniefte und wischte sich die Wangen. „Weißt du was, du hast recht. Wen interessiert es schon, ob ich ein scheußliches Kleid anhabe oder Chili esse am wichtigsten Tag in meinem Leben? Ich heirate den Vampir, den ich liebe. Dafür brauchen wir kein Schickimicki-Hotel oder eine ausgefallene Zeremonie. Wir brauchen auch keine Geschenke für die Gäste -
diese Mandeln in den süßen kleinen Satinbeuteln. Wir brauchen nur uns.“
Ja, ja.
Ich wischte verstohlen eine Träne fort, die mir über meine eigene Wange lief.
„Du wirst aber kein scheußliches Kleid anhaben oder in einem fettigen Fast-Food-Restaurant den Bund fürs Leben schließen.“ Ich schniefte. „Und auf überhaupt gar keinen Fall gehst du in deinem weißen Kleid auch nur in die Nähe einer Platte mit Pommes und Chili und Käse.“ Ich stellte mich aufrecht vor sie hin. „Nicht, wenn ich es verhindern kann. Du wirst deine Traumhoch-zeit bekommen.“
„Wirklich?“ In ihren Augen glitzerte eine neue Hoffnung auf, und ich nickte.
Was soll ich sagen? Ich steh nun mal einfach auf Hochzeiten.
„Du bist wirklich großartig, Lil. Ich bin so froh, dass wir bald Schwestern sind.“ Sie schien ihre Entschlossenheit wiederzufinden, während sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht wischte. „Also, was machen wir?“
Ich verdrängte meine eigenen verrückten Ideen von Liebe und Hochzeit und Ty und setzte mein überzeugendstes Lächeln auf. „Du brauchst dich um gar nichts zu kümmern. Probier jetzt noch in Ruhe den Rest an und überlass die Einzelheiten ruhig mir.“
12
Nachdem wir bei Wedding Wonderland fertig waren, nahm ich mir ein Taxi und ließ mich auf dem kürzesten Weg nach Hause fahren. Ich trank ein Glas frisch in der Mikrowelle aufgewärmtes Blut, gab Killer eine Dose Katzenfutter zu fressen und verbrachte die nächsten Stunden am Computer, wo ich nach Alternativen wegen des Hochzeitskleid-Problems suchte. Als ich einigermaßen sicher war, dass ich mir einen funktionierenden Plan ausgedacht hatte, nahm ich das nächste Problem in Angriff: den Ort für die Zeremonie.
„Du musst mir einen Gefallen tun“, sagte ich zu Nina Eins, sobald sie sich auf ihrem Handy gemeldet hatte.
„Ich brauche meine Jacke. Und meine Sonnenbrille.“
„Die kannst du beide haben, wenn du mir diesen einen winzig kleinen Gefallen tust.“
„Ich will Remy nicht haben. Er ist ja nett und so, aber ich bin noch nicht dazu bereit, ein paar neue kleine gebürtige Vampire zu produzieren, und seine Mutter ist sogar noch schlimmer als deine.“
Ach, wirklich? „Das hat gar nichts mit Remy zu tun. Ich brauche einen Ballsaal.“ Ich erklärte ihr die Lage mit Mandy und beendete das Ganze mit einem dramatischen: „Wenn du das für mich tust, werd ich alles tun.“
„Der Bajra-Kaschmirschal?“
„Ich dachte eher an so etwas wie meinen Erstgeborenen. Meinen zweiten von mir aus auch, wenn ihr die Parkgebühren zurückerstattet.“
„Tut mir sehr leid, aber ich ziehe eine sofortige Entlohnung vor. Sagen wir mal, noch in diesem Jahrhundert.“
„Na vielen Dank.“ Ich schloss die Augen und stellte mir mein absolutes Lieblingsaccessoire aller Zeiten vor. Zumindest bis Hermes in drei Monaten, zwei Tagen und sechzehn Stunden mit der neuen Herbstkollektion herauskam. „Okay“, sagte ich schnell, bevor ich es mir noch anders überlegte.
„Er gehört dir.“
„Wirklich?“
„Ich hab's dir doch gesagt, oder nicht?“
„Ich werd mal in unseren Terminplan schauen und sehen, wen wir rausschmeißen können.“ Sie verstummte und ich hörte ihre Finger über die Tastatur fliegen. „Das wird schwierig. Wir haben schon ein Bankett für die Anwaltsvereinigung an diesem Abend.“ Weiter wurde getippt, und meine Beklommenheit nahm noch um einiges zu.
„Vielleicht rufe ich lieber Lola an und frage, ob sie irgendwas im Plaza machen kann“, sagte ich. Sobald die Worte draußen waren, hörten die Finger am anderen Ende der Leitung auf zu tippen, und die Erde drehte sich nicht weiter.
Lola Bettancourt Camden war die Tochter des Grundstücksmagnaten und gebürtigen Vampirs extraordinaire Hamilton Camden. Ihr und Ninas Vater konkurrierten regelmäßig um dieselben hochpreisigen Grundstücke. Nach dem gestrigen Aufkauf des Chase-Bank-Gebäudes war Hamilton in Führung gegangen, während
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