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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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überreichte, und ich verspürte doch tatsächlich so was wie prickelnde Vorfreude.
    Er mochte mich.
    Nicht dass ich wollte, dass er mich mochte.
    Und genau das war der entscheidende Punkt. Ich sandte eindeutig meine „Du magst mich nicht"-Schwingungen aus, und trotzdem fuhr er voll auf mich ab und bettelte mich an, mich später noch mit ihm zu treffen. (Schon gut, alles klar. Ich weiß, dass es nicht ganz genau so gewesen ist, aber ich bin diejenige, die die Geschichte erzählt, und ich sage, er bettelte mich ohne jeden Zweifel an.)
    Ich war ja so was von heiß.
    Zu schade, dass er nicht ein gewisser gewandelter Vampir war, der sich seinen Lebensunterhalt damit verdiente, Zungen verspeisende Kriminelle zu jagen.
    Dieser Gedanke rührte wieder alle möglichen Visionen von Ty auf, und ziemlich rasch veränderte sich meine Gefühlslage von total high zu richtig angewidert. Vor allem als wir uns alle zum Abendessen niederließen und ich gezwungen war, in einem Teller voll von gegrilltem Lachs und Wildreis herumzustochern.
    Ich nahm etwas von dem Essen auf die Gabel, legte es wieder zurück und tat sogar so, als würde ich ein paar Bissen zu mir nehmen, die ich aber schleunigst in meine Serviette spuckte, indem ich meine ultraschnellen Reflexe und gelegentlich ein „Sehen Sie nur! Mr Weather hat gerade seine Hose verloren!“ einsetzte.
    Ich beobachtete das Tanzen von Johns Adamsapfel, da regte sich Hunger in mir. Ich hätte eindeutig mehr als ein einziges Glas AB positiv zu mir nehmen sollen, bevor ich das Haus verließ.
    Also nahm ich meine ganze Selbstbeherrschung zusammen, unterdrückte mein Verlangen und stürzte ein weiteres Glas Wein hinunter. Endlich hatte ich das Dinner überstanden und sog den Duft von Schokoladenkuchen mit Himbeersoße ein, als John mir den Ellenbogen in die Rippen rammte.
    „Sehen Sie nur, sehen Sie nur! Sie tanzt!“
    Ich richtete die Aufmerksamkeit auf die mikroskopisch kleine Tanzfläche und die große Blondine, die sich in deren Mitte aufreizend hin und her wiegte. Sie trug hochhackige Wildlederstiefel, ein superkurzes Minikleid und eine verführerische Miene, die ganz klar ausdrückte, was sie in diesem Augenblick fühlte; und, so viel kann ich Ihnen sagen, Schmerz war das jedenfalls nicht.
    Neben mir rastete John fast aus. Er hob immer wieder seine Clutch in die Höhe und murmelte irgendetwas in den Verschluss.
    „Verdauungsbeschwerden“, sagte ich hastig, als ihn die andere Frau an unserem Tisch unverblümt anstarrte. „Sie muss Tabletten nehmen, aber nichts scheint zu helfen. Ihr Arzt hat vorgeschlagen, es mit Meditieren zu versuchen, um die Schmerzen zu bekämpfen. Und die Tasche ist ihr Kristallisationspunkt. Gut so“, ich massierte ihm den Rücken, „konzentrier dich. Singe. So ist es recht.“
    Da Johns Konkurrent um die allgemeine Aufmerksamkeit das Dessert war, schluckte unsere Tischgenossin die Erklärung ziemlich schnell und widmete sich dann wieder voll und ganz dem Schokoladenkuchen, den sie ebenfalls rasch verschluckte.
    Hören Sie endlich auf, sich wie ein Vollidiot zu benehmen! Ich sandte die Gedankenbotschaft aus, aber da er mich gerade nicht ansah, musste ich auf eine andere Supervampirtechnik zurückgreifen. Ich klopfte ihm auf den Kopf.
    „Was?“
    „Sie machen sich vollkommen lächerlich. Hören Sie sofort damit auf, in Ihre Handtasche zu murmeln.“
    „Aber ich brauche ein paar gute Bilder, komplett mit meinen Anmerkungen.“ Er grinste. „Das ist es. Jetzt ist mir die Beförderung sicher.“
    „Aber erst, nachdem Sie in die Klapse eingewiesen wurden.“ Ich zeigte in Richtung Tanzfläche. „Warum stehen Sie nicht auf? Gehen ein bisschen rum.
    Vielleicht finden Sie ja auch noch einen besseren Blickwinkel.“
    „Gute Idee.“ Er sprang auf. „Beförderung, ich komme.“
    Ich beobachtete ihn, wie er sich an den Wänden des Speisesaals entlang vorwärtsbewegte. Er zögerte. Er tarnte sich hinter einem wuchernden Ficus.
    Er stellte sich hinter einen Kellner mit einem großen Wasserkrug. Aber ganz egal, wohin er auch ging, er schien nirgendwo freie Sicht zu haben und bewegte sich immer weiter, umkreiste die Tanzfläche, bis er schließlich auf der anderen Seite des Saales stand.
    Ich bemerkte die Frustration, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, als er versuchte, durch die anderen Tänzerinnen an sein Objekt heranzuzoomen. Es klappte einfach nicht. So würde das nichts werden mit seinem Schnappschuss.
    Von wegen.
    Entschlossenheit leuchtete in

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