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03 - Sarggeflüster

03 - Sarggeflüster

Titel: 03 - Sarggeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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nicht. Es sei denn“, fügte er hinzu, „ich muss. Schließlich habe ich einen Job zu erledigen. Und, wie sagt man so schön, die Pflicht geht vor.“
    Ahm, ja, schon klar.
    Ich nahm mir vor, Rosie schnellstmöglich anzurufen und sie für mein John-Schumacker-Partnerin-Suchprojekt zu gewinnen, bevor er noch von der reinen Bewunderung aus der Ferne zum Angriff überging und mich nach Tipps für Frisur und Kleidung fragte.
    Ich sah zu, wie Mr Weather in den Saal schwebte, sein Markenzeichen, das Lächeln, unverrückbar ins Gesicht gemeißelt; die Augen strahlten einen raubtierhaften Glanz aus, zugleich aber auch genau die richtige Menge Bescheidenheit, als er diesen Harem attraktiver Frauen in sich aufsog.
    Dicht auf den Fersen folgte ihm ein Produktionsassistent, dessen Arme von langstieligen roten Rosen überquollen. Manhattans Most Wanted lächelte, zog eine Blume aus dem Strauß und überreichte sie der ersten Frau, der er begegnete. Dieses Verfahren wiederholte er bei jeder Begegnung - und mehrere Minuten vergingen.
    Nach zehn Minuten und drei Bewerberinnen hatte ich es satt, mir dieses Ritual anzusehen, und holte mir ein Glas Wein von der Bar. Ich weiß, ich weiß. Die Anonymen Alkoholiker lassen grüßen. Aber ich brauchte unbedingt irgendwas, das mich davon abhielt, die Wände hochzugehen, während ich darauf wartete, dass die Reihe endlich an mich kam. Ich versuchte, mich mit ein paar der anderen Frauen zu unterhalten, aber ihre ganze Aufmerksamkeit schien sich ausschließlich auf den Mann zu richten, der sich da gerade durch den Speisesaal arbeitete.
    Während John sich zielstrebig seiner Betrugsverdächtigen näherte (zumindest war das die Ausrede, mit der er rechtfertigte, sich auf dem kürzesten Weg in Richtung Junggeselle der Stunde zu begeben), trank ich mein erstes Glas aus und holte mir ein neues, und dann setzte ich mich an einen kleinen Tisch in einer abgelegenen Ecke, weil ich das Stehen satthatte. Ich war bei meinem dritten Glas und schnippte mit den Fingern zu einer leicht misstönenden Version von KC and the Sunshine Bands „Get Down Tonight“, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
    „Hallo.“ Die Stimme war tief. Weich. Und so verdammt nervtötend. Mich gibt es jetzt schon seit ungefähr fünfhundert Jahren, Ladys, das heißt, ich habe schon so ziemlich jede Anmache gehört, kenne jeden einzelnen aalglatten Trick. Es reicht wohl, wenn ich sage, dass ich niemand war, bei dem man sich leicht einschmeicheln konnte, darum hatte ich ja auch die One-Night-Stands zugunsten der Suche nach meinem Seelengefährten aufgegeben.
    Ich drehte mich um, unsere Blicke trafen sich, und sofort strömten mir sämtliche Fakten durch den Kopf.
    Mark Williams. Stinkreich. Betrachtete sich gerne selbst im Spiegel. Stinkreich.
    Betrachtete gerne sein Haar. Stinkreich. Bewunderte gerne seine Brustmuskeln. Stinkreich. Aß gerne in Fünf-Sterne-Restaurants und bewunderte gerne seinen Hintern. Stinkreich. Ließ sich gerne die Zähne bleichen. Stinkreich.
    Er lächelte und erwartete offenbar, dass ich jetzt alles gab, um in die nächste Runde zu kommen. Aber ich hatte ja nicht mal in diese gewollt, also verengte ich die Augen und starrte auf seinen Mund. „Kronen oder Veneers?“
    „Wie bitte?“
    „Offensichtlich haben Sie eine ganze Reihe zahnärztlicher Behandlungen hinter sich. Haben Sie sich die eigenen Zähne überkronen lassen oder sich gleich einen ganz neuen Satz gegönnt?“
    Erwirkte für die Dauer dreier ganzer Herzschläge fassungslos, bevor sich seine Miene zu einem weiteren Lächeln verzog. „Sie sind die Komische.“
    „Wie bitte?“
    „Ihre Aufzeichnung hat mir gefallen.“ „Tatsächlich?“
    Leise lachend schüttelte er den Kopf. „Dicke Bohnen“, grunzte er, „das war echt klasse.“
    Ich weiß. MT Weather und Grunzen, aber genauso war es. Laut. Ehrlich. Und in totalem Gegensatz zu meiner Theorie über seine Erziehung unter Vampiren.
    „Sie haben wirklich einen wunderbaren Sinn für Humor.“
    „Hab ich das?“
    Er nickte, und als er lächelte, erschien sein Gesicht weicher, authentischer.
    „Ich würde mich furchtbar gerne noch ein bisschen mit Ihnen unterhalten, aber ich muss jetzt erst mal die Runde machen.“
    „Nein, nein, das verstehe ich schon.“
    „Vielleicht können wir später noch reden? Sie wissen schon, uns ein paar Minuten Zeit nehmen, um uns richtig kennenzulernen. Nur wir beide.“
    „Auf jeden Fall.“ Meine Hand schloss sich um die Rose, die er mir

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