03 - Sarggeflüster
aus, als hätte jemand den dicken, fetten Stubentiger getreten, der auf ihrer Couch lag. „Finden Sie wirklich?“
„Nein“, warf ich ein. „Ich meine, klar, in ihren Augen schon, aber du weißt doch - jedem das Seine. Du findest es wunderschön, und darum ist es das auch. Aber du trägst es ja nicht, Mandy soll es tragen, und ihr gefällt es nun mal einfach nicht.“ Ich starrte Esther in die Augen. „Sie ist nun mal keine solche Frau wie du“, versicherte ich dem gewandelten Vampir. „Sie würde mit diesem Look… einfach nicht durchkommen.“
Sie schien nachzudenken. „Nicht jeder ist für Petticoats geschaffen“, gab sie schließlich zu.
„Genau, und darum möchten wir gerne, dass du sie wegnimmst und den Rock etwas enger machst.“
„Aber“, begann sie und biss sich dann auf die Lippe. Sie warf einen Blick auf Mandy, die jetzt aussah, als ob jemand in Wirklichkeit sie und nicht die Katze getreten hätte. In ihren Augen flackerte Mitgefühl auf. „Ich glaube, ich könnte wenigstens einen von den Petticoats heraustrennen.“
„Wirklich?“ Mandy schien Hoffnung zu schöpfen, und Esther nickte.
„Vielleicht sogar zwei.“ Sie musterte das Kleid noch einmal genauer und fuhr mit der Hand unter die vielen Stoffschichten. „Aber ich will euch keine falschen Hoffnungen machen. Ich bin nicht sicher, ob wir den Rock enger machen können, ohne das Gesamtbild des Kleides entscheidend zu verändern, und das würde ich nicht tun.“ Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ich diese kostbare Kreation so verunstalten würde.“
Ich wartete darauf, dass putzige Vögelchen zu singen anfingen und eine Wolke von Feenstaub auf uns herabregnete.
Stattdessen klingelte mein Handy. „Tu einfach, was du kannst“, sagte ich ihr, bevor ich mich meldete und zum fünften Mal Suzes Adresse wiederholte.
„Jetzt hör endlich mit diesen Anrufen auf und GEH ZU DEINEM DATE!“
„Ja, ja, ist ja schon gut“, murmelte Word, und dann war die Leitung tot. Ich drückte die Taste zum Beenden des Gesprächs, ließ das Handy wieder in meine Tasche gleiten und versicherte Esther, wie dankbar wir ihr für ihre Hilfe waren. „Tu einfach, was du kannst“, wiederholte ich noch einmal.
Sie willigte halbherzig ein, wenn sie auch nach wie vor nicht überzeugt schien. Mandy und ich nahmen ein Taxi zum Leichenschauhaus. Mandy hatte heute Nacht Dienst, und ich setzte sie dort ab und fuhr weiter.
„Du siehst heute aber ganz schön farbenfroh aus“, sagte Mandy, während wir die 57th Street hinunterrauschten. „Und glitzernd.“
Ich war mit einem leuchtend pinkfarbenen Chanel-Kleid, einer silbernen Handtasche von Louis Vuitton, Manolo-Blahnik-Stilettos und genügend Schmuck, um den durchschnittlichen Mafia-Auftragsmörder zu übertrumpfen, aufs Ganze gegangen. Beim Make-up hatte ich mich für eine Mischung von Fairytopia Barbie und Lil' Kim entschieden. Glitzernder Lidschatten. Jede Menge Eyeliner. Auf den Lippen Sparkling Ruby von MAC, Pink-Obsession-Glitzer-Rouge und Dazzling-Dust-Nagellack.
„Damit will ich ein Statement abgeben“, erklärte ich ihr.
„Und lautet das zufällig Mach mich nicht an - ich bin gerade voll auf Acid?“
„Nimm nicht mich - ich bin die, die sich immer auf jedes Foto drängt.“
Sie zuckte die Achseln. „Das hätte ich als Nächstes geraten. Also, was glaubst du, wird aus dem Kleid werden?“, fragte Mandy.
„Fragst du die realistische Lil oder die optimistische Lil?“ „Es gibt keine realistische Lil.“
„Also Tür Nummer zwei. Lass mich mal sehen... Esther wird endlich klar, dass das Kleid eine abscheuliche Monstrosität ist, und da sie eine eingefleischte Romantikerin ist, die von ihrer eigenen Hochzeit träumt, wird sie alles daransetzen, dass deine so besonders wie nur möglich wird. Sie wird Tag und Nacht arbeiten, bis das Kleid ein wahrer Traum an Liebreiz und Anmut ist. Du wirst mit einem Lächeln im Gesicht den Gang entlang schreiten und, Ich will' sagen, und mein Bruder und du, ihr werdet bis ans Ende aller Tage glücklich miteinander sein.“
„Sie wird die Schleifen nicht abtrennen, oder?“
„Keine Chance.“
Sie schien zu überlegen. „Das ist wirklich hoffnungslos, oder? Dein Bruder und ich ...“ Sie erstickte ein Schluchzen. „Wir werden es nicht schaffen.“
„Das ist doch verrückt. Ihr beide seid ein tolles Paar. Ihr lebt zusammen. Du nimmst ihn, wie er ist, und er dich, wie du bist. Es macht dir nichts aus, dass
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