03 - Sarggeflüster
was. Kommt dir das bekannt vor?“
Meine Gedanken gingen rasch die ganze Szene noch mal durch, aber ich erinnerte mich an nichts Konkretes. „Vielleicht. Ich bin nicht sicher.“
„Na, dann denk mal drüber nach und ruf mich an, wenn es zu einer weiteren Verbindung kommt oder du dich an etwas erinnerst. Und nur zu deiner Information: Wirf schon mal deinen Computer an. Du bekommst bald neue Kundschaft.“
Das munterte mich auf, trotz meiner Angst. „Du fühlst dich einsam und bist bereit, eine feste Beziehung einzugehen?“
„Nein, aber Moe und Debbie hatten letzte Nacht so tollen Sex, dass sie beschlossen hat, sich nicht mehr mit irgendwelchen Losern zufriedenzugeben.
Sie gibt den Job auf und will das College wieder ganztägig besuchen. Und sie will sich von Ihnen einen Partner vermitteln lassen.“
„Toll“, sagte ich, aber eigentlich fühlte ich mich gar nicht dementsprechend. In Gedanken ging ich immer noch die Episode mit Ty und dem Schatten durch.
„Es gibt auch Finderlohn.“
„Sex?“
Im Nu war's vorbei mit meiner Angst, ich runzelte die Stirn. „Was ist das bloß immer mit euch Männern und Sex?“ „Sex regiert die Welt, Herzliebchen.“
„Sagt ein Mann. Ein kostenloses Profil und ein Partnervorschlag. Und dazu gebe ich noch ein Dutzend Donuts. Nimm es oder lass es.“
„Debbie kann das kostenlose Profil haben. Sie kann's brauchen, denn sie hat's nicht so dicke.“ „Und was ist mit den Donuts?“ „Ein Mann kann gar nicht zu viele Donuts haben.“ Ich konnte nicht widerstehen. „Ein Mann oder ein Dämon?“
Er lachte leise in sich hinein. „Das weißt du immer noch nicht?“
„Ich setze mein Geld auf den Dämon.“
„Denk noch mal nach“, sagte er, „und ruf mich an.“
„Ich hab schon nachgedacht… und ich hab sogar die Geschöpfe der Hölle gegoogelt. Du hast alle typischen Eigenschaften: gutes Aussehen, glühende Augen, Sex-Appeal. Entweder das oder du nimmst irgendwelche neuen Pheromone, die dich für das andere Geschlecht unwiderstehlich machen.“
„Ich meinte eigentlich, denk noch mal über Ty und den Mann nach, der bei ihm war.“
„Oh.“ Ich schob sämtliche Gedanken beiseite, die mir das Hirn verstopften, und stellte mir Tys Gesicht vor.
„Schau mal, ob dir noch was einfällt.“
„Mach ich.“ Und das tat ich auch während der restlichen Nacht und des größten Teils des nächsten Tages. Das heißt, natürlich nur, bis ich mit dem Putzen anfing.
Ich weiß, ich weiß. Rutschte ich da etwa immer näher an den Abgrund häuslichen Unrats heran, so tief, dass ich nie wieder würde herauskommen können? Schon möglich, aber ich konnte offenbar nichts dagegen tun. Ich brauchte eine Ablenkung. Dazu kam noch die Tatsache, dass sich Word in meinem Bad und auf meiner Couch befunden hatte und ich eine Frau mit einer Mission war.
Als der nächste Abend aufzog, war meine Wohnung makellos und ich todmüde. Nein, wirklich. So sehr, dass ich ernsthaft in Erwägung zog, die Produzenten von Manhattans Most Wanted anzurufen und ihnen zu erzählen, ich hätte mir einen gefährlichen Bazillus eingefangen und befände mich im Krankenhaus unter Quarantäne.
Aber andererseits konnte ich nicht einfach nicht auftauchen, ohne ernsthaft Verdacht zu erregen, wegen all dem, was während der fatalen Dinner-Kreuzfahrt passiert war. Eine Reporterin war mir ja schon auf den Fersen, da wollte ich nicht noch mehr Staub aufwirbeln. Ich meine, also wirklich. Welche normale, voll zurechnungsfähige Frau würde sich die Chance entgehen lassen, sich Manhattans schärfsten Wetterfrosch zu angeln? Eben. Darum musste ich hingehen. Sonst würde am Ende noch jemand Verdacht schöpfen, bei mir handle es sich nicht um eine normale, voll zurechnungsfähige Frau. Das wiederum würde Vinnie und seinen Bruder aus ihrem Bau locken, und ich müsste tief in die Tasche greifen, um sie mit jeder Menge Textmarkern und Kopierpapier zufriedenzustellen.
Also blieb mir nur die eine Wahl: Ich musste auftauchen, mich unbeliebt machen und Mr. Weather auf diese Weise dazu bringen, mich rauszuwerfen.
Darauf würde ich dann gemäß den Regeln solcher Reality-TV-Shows reagieren, also laut weinen und so tun, als ob ich zutiefst verletzt worden wäre, da ich mich natürlich nach drei Pseudo-Verabredungen unsterblich in den Kerl verliebt hatte. Entweder das oder ich könnte auch schimpfen und rumpöbeln. Obwohl - das könnte dann zu einer Ich-liebe-Lil-Serie führen und wäre meiner Familie wohl auf gar keinen Fall
Weitere Kostenlose Bücher