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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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und eine Lederhose. Sein schwarzes Haar war zu einem kurzen Pferdeschwanz zurückgebunden und bereits von einigen grauen Strähnen durchzogen, obwohl er in der Blüte seiner Jahre zu stehen schien. Seine ganze Erscheinung umgab etwas Düsteres. Er musterte den Mann vor
    ihm mit einem festen, ruhigen Blick. »Erlaubt mir, Euer Gedächtnis aufzufrischen«, sagte der Dolchträger. »Ihr habt den jungen Mann dort angestoßen«, er deutete mit einem Nicken auf Ghensh, »und ihn dabei um seine Geldbörse erleichtert.«
    »Im Namen der Mutter!«, rief Ghensh, nachdem er an seiner Taille genestelt hatte. »Sie ist weg!« Der Dieb lächelte dünn. »Ah, Ihr meint die Börse, die ich auf dem Boden gefunden habe. Ich wollte sie dem Schankwirt aushändigen, aber jetzt bin ich ja in der glücklichen Lage, sie ihrem rechtmäßigen Besitzer persönlich überreichen zu können!«
    Er ließ die Geldbörse in die ausgestreckte Hand des empörten Ghensh fallen, verneigte sich und verschwand in der Menge. Während die Gäste aufgeregt murmelten, bedankte sich Ghensh bei dem Fremden, der seine Worte mit einem knappen Nicken quittierte und sich dann wieder seinem Bier widmete. Tashil grinste und drehte sich um. Zu ihrer Überraschung sah sie, dass Calabos seine Kapuze übergestreift und tief ins Gesicht gezogen hatte, während er an ihrer Schulter vorbeischaute.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte sie.
    »Das könnt Ihr wohl laut sagen«, murmelte er. »Ich bleibe selten ruhig, wenn ein Gesicht aus der Vergangenheit urplötzlich mitten in einer gut besuchten Schänke auftaucht.«
    »Ah, Ihr meint den Herrn mit dem raschen Dolch.«
    Er nickte. »Er heißt Corlek Ondene, so wahr ich lebe.«
    Tashil zuckte mit den Schultern. »Wer ist das?«
    »Vor zehn Jahren war er der jüngste Soldat, der jemals in der Ehernen Garde des Kaisers zum Hauptmann befördert wurde. Obwohl er ein außerordentlich guter Krieger war, verhielt er sich in anderen Dingen äußerst leichtsinnig. Er verfiel der Tochter des Kaisers und wohnte ihr bei…«
    »Aber doch wohl mit ihrem Einverständnis?«, fragte Tashil schelmisch.
    »Zweifellos. Als Magramon davon erfuhr, schwor er, Ondene persönlich den Kopf abzuschneiden, allerdings erst, nachdem er sein Jagdmesser an seinem Gemächt gewetzt hätte.«
    Tashil war gleichzeitig entsetzt und amüsiert. »Wie ist er entkommen?«
    »Jemand aus dem Palast hat ihn gewarnt und ihm geholfen, von einem der Wachtürme zu klettern. Ein anderer hat ihn aus Sejeend geschmuggelt. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gesehen oder gehört, aber die Konsequenzen seines Handelns beschäftigten die Stadt noch Monate, ja sogar Jahre. Habt Ihr schon einmal von dem Drama
Der Prozess des Aetheon
gehört? Von Momas Gobryn?«
    »Ich kenne den Titel, aber ich habe es weder gelesen, noch jemals eine Aufführung gesehen.« Calabos lächelte spröde. »Das konntet Ihr auch nicht, jedenfalls nicht zu Magramons Lebzeiten. Gobryn hat es als eine Allegorie auf Ondenes Narretei verfasst…«
    Calabos hielt plötzlich inne, senkte den Kopf und ließ die Kapuze ganz über sein Gesicht fallen. Bevor Tashil etwas sagen konnte, schob sich Corlek Ondene an ihnen vorbei zur Tür. Er trug einen mitgenommenen, breitkrempigen Hut, und obwohl er keinen von ihnen direkt ansah, bemerkte Tashil den Ausdruck trostloser Verzweiflung auf seinem Gesicht, als er sie passierte. Er strahlte noch etwas anderes aus, etwas Bedrohliches, was ihr einen Schauder über den Rücken trieb, als habe sie ein eiskalter Hauch berührt. Sie erkannte an Calabos' Miene, dass auch er das empfunden hatte. Sein bärtiges Gesicht wirkte fast gehetzt, doch seine Augen funkelten glühend.
    »Was war das?«, sagte sie leise, als Ondene die Tür erreichte und hinaustrat.
    Calabos schwieg eine Weile und holte dann tief Luft.
    »Eine Vorahnung«, erklärte er. »Ondene läuft in sein Verderben. Kommt!«
    Er stand abrupt auf, nahm hastig seinen Spazierstock vom Tisch und marschierte zur Tür. Tashil stürzte ihr Bier hinunter und ging ihm rasch hinterher.
    Der kalte, dichte Nebel vom Fluss quoll durch die engen Gassen und verstärkte Tashils Furcht. Ihre Vorahnungen waren selten so stark, dass sie bis in ihr Bewusstsein drangen.
    Während sie Calabos aus den
Vier Winden
folgte, fragte sie sich, warum er so besorgt um Ondene war. Doch dann rissen Stimmen sie aus diesen Grübeleien, als sie an der Einmündung einer Gasse vorübergingen, die an der Längsseite der Gaststätte entlangführte. Ein Lichtkeil

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