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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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unordentlichen Kleidern heraushing. Er widerstand ihrem Gedankengesang zunächst, doch dann flammte das Amulett einmal hell auf, erlosch, und sein Besitzer erstarrte. Tashil hatte nicht gemerkt, wie angespannt sie war, bis sie die Erleichterung spürte, die ihre verkrampften Muskeln löste. Sie drehte sich hastig zu der Gestalt von Corlek Ondene um, der an einen Baum gebunden war und übel zugerichtet aussah. Sie band ihn los. Er konnte kaum stehen, also schlang sie sich seinen Arm um die Schultern und schleppte ihn weg. Sie kämpfte sich gerade mit ihm durch die Büsche, als Calabos mit seinen kräftigen Händen zupackte und sie von ihrer Last befreite. Als sie aus der Finsternis wieder auf die Straße traten, war Ondene bewusstlos. Calabos musste ihn über der Schulter tragen.
    »Wie lange dauert es, bis diese Schläger wieder aufwachen?«, fragte der Poet schwer atmend. »Eine knappe halbe Stunde«, erwiderte Tashil.
    »Gut.«
    Vor dem Eingang des Parks blieb er stehen und ließ den bewusstlosen Ondene von seinen Schultern sinken und lehnte ihn an die Mauer.
    »Ich habe Pferd und Wagen in einem Mietstall in der nächsten Straße untergestellt«, erklärte er. »Passt Ihr auf unseren Freund auf. Ich bin gleich wieder da.«
    Er verschwand und ließ eine beunruhigte Tashil zurück, die vor Kälte zitterte und ihr Mündel bewachte, während sie gleichzeitig den dunklen Park hinter sich nicht aus den Augen ließ. Alles schien ruhig zu sein. Eine kalte, tödliche Stille schien über dem verlassenen Park und der Straße zu liegen. Dann regte sich etwas am Rand ihrer magischen Sinne. Ein subtiles, unbehagliches Gefühl, als würde sie aus den Schatten der Straße heraus beobachtet, die von der Schänke hier hinaufführte. Sie drehte unmerklich den Kopf, bis sie die Straße mit ihrer Magiersicht beobachten konnte. Sie glitt durch die Entfernung und löste den grauen Schleier aus Schatten und Nebel allmählich auf…
    Hufgeklapper und das Rattern von Rädern störten ihre Konzentration. Einen Moment später tauchte ein Zweisitzer auf, aus dem Calabos kletterte. Der Moment des Unbehagens verflog. Tashil half Calabos, den bewusstlosen Ondene in die Kutsche zu hieven, kletterte hinein und zwängte sich auf den Sitz neben ihn. Calabos stieg wieder auf den Kutschbock, nahm die Zügel auf und trieb das Pferd an. Aus den Nüstern und dem Maul des Tieres stieg der Atem in großen Dampfwolken auf, als es wieder auf die Straße trabte. »Wohin bringen wir ihn?«, erkundigte sich Tashil. »Ins Wachhaus?«
    Calabos schüttelte den Kopf. »Ich halte es für besser, wenn wir zu meiner Stadtloge fahren. Dort sind wir sicherer.«
    Damit hatte er zweifellos Recht. Calabos' Stadtsitz war wie eine Festung gebaut. Tashil lehnte sich auf dem harten Sitz zurück, während ihr Meister den Einspänner um den Park herum in die östlichen Bezirke von Sejeend steuerte.
    Aus einem schattigen Torweg starrte eine große, hagere Gestalt dem Einspänner nach. Das rechtzeitige Eingreifen der beiden Magier hatte es ihm zwar erspart, Ondene selbst aus seiner misslichen Lage befreien zu müssen, aber dennoch kamen sie ihm verdächtig vor. Vor allem dieser mächtige, ältere Mann, der sich so geheimnisvoll gab. Die junge Frau besaß vielleicht weniger magisches Potenzial, aber es war ihr immerhin gelungen, seine Gegenwart wahrzunehmen, obwohl er so weit von ihr entfernt gewesen war. Er sog die kalte, dunstige Luft ein, die ihn an den Seenebel erinnerte. Er lächelte. Er sehnte sich danach, auf das Deck der
Sturmklaue
zurückzukehren, aber er und seine Gefährten waren vom erhabenen Prinz Agasklin persönlich mit der Wahrung von Ondenes Geheimnis beauftragt worden. Agasklin hatte dabei auf irgendwelche rätselhaften Sätze aus dem Buch der Stürme angespielt. Seine Pflicht zwang ihn nun, Ondenes Rettern zu folgen und ihr Ziel herauszufinden, was angesichts ihrer Eigenheiten nicht schwierig sein konnte.
    Er reckte sich, rollte Kopf und Schultern, um die steifen Muskeln seines Nackens zu lockern, und begab sich dann eilends an ihre Verfolgung.

3
    Vom ersten kristallklaren Morgen
Bis zur letzten glücklosen Nacht,
Zog er über hundert Inseln,
Schlief in hundert Höhlen,
Und betrauerte das verlorene Land.
    RALGAR MORTH, DER LETZTE SCHILDWALL
    Während Corlek Ondene zwischen Wachen und Bewusstlosigkeit hin und her taumelte, wurde er von Schmerzen gequält. Ihm schien es, als würde er in einer Art Karren gefahren und später dann sogar von jemandem getragen.

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