Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
heilloser Aufruhr herrschte. Als Ayoni die Gegend genauer in Augenschein nahm, erkannte sie, dass sie über einen großen Bergsattel blickte. In dem allgemeinen Durcheinander und Geschrei liefen Krieger der Mogaun hin und her, packten ihre Waffen oder sprangen auf ihre Pferde. Mit Federn geschmückte Fahnen und kleine, bestickte Wimpel flatterten an dünnen Stangen vor jedem Rundzelt, nur vor einem größeren Zelt in der Mitte wehte ein größeres, rotes Banner an zwei gekreuzten Stangen. Darauf prangte der Schädel eines Wolfes. Vor den zurückgeschlagenen Zeltklappen des Eingangs stand ein großer, in Pelze gekleideter Mann, der pausenlos Befehle bellte. Huzur Marag. Der Schamane Pirak lauschte einen Augenblick und drehte sich dann zu Ayoni um.
    »Ilgarions geheimes Vorhaben ist nicht mehr geheim. Die Soldaten des Kaisers wurden ungefähr drei Meilen weiter südlich entdeckt. Die Krieger reiten ihnen jetzt entgegen.«
    »Warum halten sie nicht hier ihre Stellung?«, fragte Ayoni. »Von hier aus könnten sie doch jeden Angriff zurückschlagen.« »Weil auf der anderen Seite dieses Bergsattels der Ostteil Belkiols liegt, die Zeltstadt der Wallfahrer. Und ihre Bevölkerung ist noch von Flüchtlingen von der anderen Seite des Kanals angewachsen.« Pirak schüttelte den Kopf. »Huzur kann nicht riskieren, dass Ilgarion ihn umgeht, um den Berg herummarschiert und die Zeltstadt aus dem Norden angreift. Er will ihn auf offenem Gelände stellen.«
    Ayoni nickte. Insgeheim wünschte sie sich, Atroc wäre noch bei ihnen, doch dieser Wunsch verflog sofort. Der Seher wachte in Besh-Darok über ihren Gatten, Chellour und Baron Klayse. Dieses Wissen verlieh ihr Kraft. Schließlich verschwand der letzte Reiter mit einem Schlachtruf über den Südhang des Kamms. Das Lager war fast verlassen. Huzur Marag stand vor seinem Zelt und sprach hitzig mit einem Untergebenen, der mit Pelzen und Knochen behängt war, während ein halbes Dutzend Krieger mit Schwertern und Schilden etwas abseits Wache hielt. Ansonsten liefen nur Kinder durch das Lager, die Heuballen in die leeren Pferdepferche schleppten. Ein paar alte Frauen kümmerten sich um die Lagerfeuer oder füllten Wasserkrüge nach.
    »Jetzt handeln wir«, erklärte Pirak.
    Ayoni drehte sich um. Neben dem alten Seher standen zwei andere Schamanen, von den restlichen drei jedoch war nichts zu sehen.
    »Wo …?«
    »Sie gleiten bereits wie Nebel über das Gras zwischen den Zelten hindurch«, kam Pirak ihrer Frage zuvor. »Bevor unser Kampf mit dieser Missgeburt beginnt, werden sie die Wachen außer Gefecht setzen. Wenn alle, die überleben, in den Kampf eingreifen, ist dies das Zeichen für Euch, zuzuschlagen. Und… schlagt mit aller Macht zu!«
    Ayoni schluckte unsicher, während ihr am ganzen Körper der Schweiß ausbrach. Sie nickte, und Pirak lächelte. »Mögen die Götter über Euren Weg wachen«, sagte er.
    »Und über Euren, ehrwürdiger Seher.«
    Die drei Schamanen drehten sich um, traten nebeneinander aus dem Dickicht hinaus und marschierten quer durch das Lager auf Huzur Marag zu. Der Oberhäuptling bemerkte sie erst, als eine seiner Wachen Alarm schlug. Die wütende Miene, mit der er die drei musterte, schlug rasch in boshaftes Grinsen um. Pirak und seine Gefährten blieben einige Meter vor ihm stehen. Der Seher hob die Hand und sagte etwas, das wie ein Gruß klang. Danach verbeugte er sich steif. Das Blattwerk, hinter dem Ayoni in Deckung gegangen war, versperrte ihr Blickfeld, und sie musste ihre Magiersicht einsetzen, um die Szene besser beobachten zu können. Der Wortwechsel schien höflich und ruhig zu verlaufen. Huzur Marag hörte zunächst aufmerksam zu und nickte gelegentlich.
    Plötzlich stieg die Spannung schlagartig, als er Piraks Rede unterbrach und mit dem Zeigefinger erst nach Süden und dann nach Norden deutete. Er fuhr einmal mit der Hand flach durch die Luft, offenbar um das Gespräch zu beenden, und wandte sich seinem Zelt zu. Pirak hob eine Hand mit der Fläche nach außen und stieß einen wütenden Schrei aus, der laut von den Flanken des Berges hinter ihnen zurückschallte. Eine Sekunde lang wirkte Huzur Marag ebenso erschreckt wie Ayoni, doch dann knurrte er eine Erwiderung und spie verächtlich auf den Boden. Pirak ließ seine erhobene Hand sinken und richtete seinen ausgestreckten Zeigefinger auf den Oberhäuptling, als würde er ein Urteil fällen. Huzur Marag tat das mit einem Lachen ab und bedeutete seinen Wächtern, sich der Schamanen anzunehmen.

Weitere Kostenlose Bücher