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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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nebeneinander und beobachteten das Kielwasser der
Sturmklaue,
das wie ein langer, grauer Schweif umherwirbelte und schäumte. Schließlich seufzte Ondene. »Stimmt es, dass Ihr ein Schwert besitzt, mit dem man diese widerlichen Geister, von denen man besessen wird, herausschneiden kann?« Er sah Calabos an. »Könnt Ihr mich von diesem Ding in meinem Kopf befreien?« Calabos wich seinem durchdringenden Blick nicht aus. Er wusste sehr genau, was dem jungen Mann durch den Kopf ging.
    »Ich besitze ein solches Schwert, ja.« Es lag in seiner Scheide und in einem Tuch eingehüllt sicher in einem Lagerraum der
Sturmklaue,
zusammen mit anderer Ladung aus der
Molligen Muschel.
»Wenn ich Euch damit durchbohre, würde das sehr wahrscheinlich den Geist des Schattenkönigs vertreiben. Aber die Konsequenzen dieser Handlung würden unsere Lage vermutlich nur verschlimmern.«
    Ondene blieb äußerlich gelassen, doch Calabos schloss aus seiner Miene und dem intensiven Glühen in seinen Augen, welch ein Tumult im Inneren des jungen Hauptmanns herrschen musste.
    »Weil sich dieser Geist des Schattenkönigs, sobald er vertrieben wird«, meinte Ondene schließlich, »aus der Reichweite Eurer Wahrnehmung entfernen und ein anderes Opfer suchen könnte, das er versklavt, nicht wahr?« »Außerdem besteht noch das Risiko, dass er in viele Teile zerbricht«, sagte Calabos. »Das würde die ganze Sache zusätzlich … erschweren.«
    Ondene rieb sich finster sein stoppeliges Kinn. »Bei allen Göttern«, murmelte er. »Da sind schon die zerbrochenen Reste eines Gottes tödlich, und doch sind wir unterwegs in die Höhle einer weiteren Gottheit, und unser Schiff wird auch noch von irgendwelchen finsteren Kräften der Tiefe übers Meer getrieben!« Er trat vom Fenster zurück. »Ich habe mehr als genug davon, Calabos, versteht Ihr das nicht?«
    Calabos nickte. »Das verstehe ich, aber Ihr solltet ebenfalls etwas verstehen. Eine unerträgliche Last kann nur getragen werden, wenn der schwächste Teil des Trägers entweder gestärkt oder entfernt wird. Ich setze nicht viel Vertrauen in die Götter und ihre Handlanger, aber ich weiß, dass es so etwas wie Schicksal gibt. Wenn man eine Last auferlegt bekommt, dann gewöhnlich aus einem ganz bestimmten Grund. Mir ist klar, dass Eure Aussichten im Moment eher düster erscheinen, aber habt Geduld. Warten wir ab, was diese Schlummernde Gottheit zu sagen hat.«
    »Dieser Pfad ist sehr steinig«, gab Ondene zurück. »Es ist der schwerste Weg, den ich je beschritten habe. Ich weiß nicht, Calabos, ob ich stark genug dafür bin, ihn weiterzugehen.«
    Er wandte sich ab und verließ die Kammer durch eine der schmalen Luken. Calabos sah ihm nach und überlegte, ob er sich vielleicht optimistischer hätte äußern sollen, doch dann lächelte er über den Gedanken.
Welche schönen Worte können eine solch finstere Aufgabe aussichtsreicher erscheinen lassen? Hätte ich ihm von den Prüfungen meines früheren Selbst berichtet, hätte ihm das vielleicht eine gewisse Perspektive gegeben, vorausgesetzt allerdings, er hätte mich nicht für vollkommen verrückt gehalten.
    Er lachte bedauernd und verließ die Kammer durch die andere Luke. Er wollte durch die Unterdecks in das Quartier gehen, das Ondene, Coireg und ihm selbst von Prinz Agasklin zugewiesen worden war. Er hatte jedoch den Hauptgang auf dem zweiten Deck erst zur Hälfte durchquert, als er die vertraute Regung von Gedankensprache am Rand seines Bewusstseins verspürte. Er setzte sich auf einen kleinen Schrank unter einer der Treppen und öffnete seinen Geist für Tashil.
    Meister?
    Ich höre Euch gut. Wie geht es Euch und den anderen?
    Wir … erholen uns. Sounek und Dybel protestieren zwar, aber wir zwingen sie, sich auszuruhen. Aber es ist etwas passiert, seit Ihr fortgegangen seid …
    Hat es mit Jumil zu tun?
    Ganz genau. Die graue Fäulnis, die Ayoni in Besh-Darok gesehen hat, ist auch im Palast aufgetaucht. Es quillt aus einem der Salons und reißt unaufhaltsam Wände und die darüber liegenden Stockwerke ein. Jumil steht in der Mitte, als ob er auf etwas wartet. Majordomo Roldur hat versucht, Bogenschützen einzusetzen, aber deren Pfeile erreichen ihr Ziel nicht. Sollen wir gegen Jumil vorgehen und ihn mit ein paar Feuerdolchen bearbeiten? Nein. Ihr wisst nicht, von welcher Macht er zehrt, nachdem er jetzt diese Tore geöffnet hat. Vermeidet jede direkte Konfrontation und beobachtet ihn einstweilen nur.
    Das wird dem Majordomo nicht gefallen.
    Ist

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