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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Steine stören den Frieden
Von ruhigen und windstillen Seen.
Und ebenso, je reiner das Licht,
Desto dunkler der Schatten.
    KELDON GHANT, GEBETE ZUR MITTERNACHT
    Vorik dor-Galyn fand nach längerer Suche endlich die Ansammlung schäbiger Werkstätten, die weitaus tiefer in dem von steilen Flanken gesäumten Tal des Kala lagen, als der Schreiber Jumil angedeutet hatte. Zwar begegnete Vorik auf den Gehwegen immer noch vereinzelten Städtern, aber er hatte dennoch seine Maske abgelegt und verließ sich als Tarnung auf seinen Mantel und die Kapuze sowie das vom Blattwerk gedämpfte Licht des Nachmittags.
    Die Werkstätten gehörten zu einem langen, grob gezimmerten Gebäude, das in kleine, offene Abschnitte unterteilt war, in denen Hufschmiede, Pfeilschnitzer und Weber ihrem Handwerk nachgingen. Vorik näherte sich dem im Schatten liegenden Ende des Gebäudes und lehnte sich an einen Eckpfeiler. Er wartete, bis er niemanden mehr auf dem Weg sehen konnte, ging dann rasch zur Rückseite einer leer stehenden Werkstatt und öffnete mit einem primitiven Schlüssel die baufällige Tür. In dem dunklen, schmalen Raum dahinter roch es muffig und feucht. Er zog einen Samtbeutel aus einer Innentasche seines Umhangs und kippte einen hellen, leuchtenden Edelstein heraus, der an einer langen Kette hing. Er wickelte das Metallband um sein Handgelenk und betrachtete dann den Schutt, der den Boden bedeckte. Vorsichtig suchte er einen Weg zum Ende des Raumes, wo ein Schrank an der Außenwand stand. Mit einem zweiten Schlüssel, der weitaus besser gefertigt war, öffnete er die Tür. Der Schrank war leer. Nur an der Rückwand hingen in Kopfhöhe ein paar hölzerne Haken. Er streckte die Hand aus und drehte den äußersten rechten Haken herum. Die Rückwand des Schranks klaffte auseinander, schwang nach innen und gab den Blick auf einen dämmrigen Tunnel frei.
    Ein kalter, modriger Lufthauch schlug Vorik entgegen, als er durch die Öffnung stieg. Dann schloss er erst den Schrank und danach die Geheimtüren. Er drehte sich herum und hielt den Edelstein hoch, der seine Umgebung schwach beleuchtete. Die Wände des Stollens waren zwar uneben, aber seltsamerweise wies der blanke Fels keine rauen oder spitzen Vorsprünge auf. Dann bemerkte Vorik etwas, das in dem Felsen eingeschlossen zu sein schien, eine merkwürdige Unregelmäßigkeit. Es sah beinahe aus wie … Zähne. Noch während er sie im Licht seines Steins betastete, hörte er vor sich im Gang eine Stimme.
    »Trödle nicht herum, Vorik! Du weißt, wie ich es hasse, warten zu müssen!«
    Überrascht fuhr er hoch und unterdrückte einen Fluch. Jumil klang sehr nah. Vermutlich wartete er direkt hinter der ersten Biegung. Als Vorik diese erreichte, war jedoch niemand zu sehen. Nur der Stollen senkte sich sanft auf die Dunkelheit hinab.
    Er muss vorausgelaufen sein, dachte Vorik. Was sollen diese alberne Spielchen?
    Verärgert eilte er durch den Stollen. Seit ihm diese verfluchten Wächter Ondene letzte Nacht aus den Händen gerissen hatten, stieg bei der geringsten Kleinigkeit die Wut in ihm auf. Bis vor kurzer Zeit hätte er sich nicht einmal gescheut, seinem Ärger auch Jumil gegenüber freien Lauf zu lassen. Aber Vorik hatte erst vor kurzem eine Nachricht von Jumil erhalten, nachdem dieser sich tagelang nicht gemeldet hatte. In der Botschaft hatte der Schreiber ihn aufgefordert, sich vier willige Männer unter den Schlägern der Stadt zu suchen und sie in der Nacht in ein sicheres Haus am West-Pier zu bringen. Er kam dem Befehl pflichtschuldigst nach und traf mit den neuen Rekruten auf einem Pferdekarren ein. Das »Haus« war nur ein baufälliger Schuppen, der aus einem einzigen Raum mit einer Spülküche und einer Kochnische bestand. Von den beiden Stützpfeilern hingen ein paar qualmende Lampen herunter. Jumil erwartete ihn bereits, und er verschloss die einzige Tür, nachdem sie eingetreten waren. Vorik hatte große Lust verspürt, ihm eine Beleidigung an den Kopf zu werfen, hatte sich dann aber doch jeden Hohn verkniffen, als er das Breitschwert sah, das der Schreiber an der Hüfte trug. Jumil führte die Männer zu vier Stühlen, die zu einem Quadrat in der Mitte des Raumes aufgestellt waren. Was dann geschah, hatte sich unauslöschlich in Voriks Gedächtnis eingebrannt.
    Jumil hatte sie einen nach dem anderen genau betrachtet und dann erklärt, dass er nur für drei von ihnen Verwendung hätte. Er zeigte auf sie und trat dann an den Vierten heran, legte ihm die Hand auf die Schulter

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