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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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und bat ihn, ihm etwas über seine Familie zu erzählen. Ein merkwürdiges Licht glühte in den Augen des Mannes, als er über seine Eltern und Verwandten zu berichten begann, aber Vorik hatte sich nichts dabei gedacht. Jedenfalls zunächst nicht.
    Der Schreiber hörte dem Mann zu, nickte ab und zu, zog dann ruhig sein Schwert und hackte ihm ein Bein ab. Vorik hatte vor Schreck einen Schrei ausgestoßen, wie die drei anderen Männer auch, aber deren Gefährte plapperte weiter, als wäre nichts geschehen. Er blutete aus der Wunde, aber es war nur ein sachtes Träufeln, und er sprach gelassen weiter, selbst als Jumil ihm das andere Bein und danach beide Arme abschlug. Schließlich stand Jumil in einer Blutlache, während der lebendige Torso auf einem mit Blut getränkten Stuhl saß und weitersprach. Erst nach dem letzten Schlag kehrte Ruhe ein. Danach versprach Jumil den anderen drei Männern, die leichenblass waren und vor Furcht zitterten, dass ihnen für ihren Gehorsam und ihre Loyalität eine große Belohnung sicher wäre.
    Dann befahl er ihnen, weitere Instruktionen abzuwarten, und schickte sie weg. Alle waren benommen vor Grauen, als sie stolpernd hinauseilten. Voriks Magen war jedoch stärker und vertrug den blutigen Anblick weit besser. Er hatte bei der kaiserlichen Armee in Honjir gedient und den Wallfahrern blutige Lektionen erteilt. Doch dieses Erlebnis machte ihm klar, dass sich etwas Grundlegendes in Jumil geändert hatte, denn dieses grausame Schauspiel war ebenso für seine Augen bestimmt gewesen wie für die drei neuen Handlanger. Vorik wusste außerdem im Gegensatz zu ihnen von der großen Macht, über die Jumil verfügte, eine Macht, die zu besitzen Vorik sich oft selber wünschte. Sein Ehrgeiz hatte Jumil vor einigen Monaten auf ihn aufmerksam gemacht. Zunächst hatte Vorik die Initiation durchlaufen, ein magisches Ritual, bei dem sich die Macht des Schattens manifestierte, die er vom Herrn des Zwielichts selbst bezog. Obwohl Er schwächer geworden war, schien Er immer noch mit dem Brunn-Quell verbunden zu sein. Daher vermochte er, seine Ränke in seinem Refugium zu schmieden, das hinter den mannigfachen Schleiern der Leere sicher verborgen lag. Danach erfolgte Voriks Weihe zum Meister der Nacht-Geschöpfe. Jetzt oblag ihm die Verantwortung, Nachschub für die Herde zu rekrutieren, und das verhieß Macht.
    All dies ging Vorik durch den Kopf, als er durch den merkwürdigen Stollen stolperte, der sich kurvenreich tiefer in den kalten Felssockel unter Sejeend grub. Nach einer Weile verbreiterte sich der Stollen und mündete in eine niedrige Kammer, die von einigen Fackeln in Fassungen an den Wänden beleuchtet wurde. »Endlich. Deine Auffassung von
Eile
lässt sehr zu wünschen übrig!«
    Jumil wartete an der gegenüberliegenden Wand, wie üblich in seine langen, schwarzen Roben gekleidet. Neben ihm stand ein Mann, dessen Gesicht dem Fels zugewandt war. Seine Arme und Beine zitterten. Sein Kopf war unter einer Kapuze verborgen, doch sein übriger Körper war nackt.
    »Ich bin so rasch gekommen, wie ich konnte, Erlauchter.«
    Voriks Stimme klang abgehackt, als würde sein Zorn ihn ersticken. »Mir war nicht klar, wie lang dieser Stollengang ist…« Jumil tat seine Ausflucht mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. »Das spielt keine Rolle. Du bist hier, also können wir beginnen. Ich habe herausgefunden, dass diese Narren von Wächtern gerade in diesem Augenblick eine Beratung abhalten …«Er lächelte. »Was der beste Moment sein dürfte, um uns bemerkbar zu machen.«
    »Wie kann ich Euch dabei von Nutzen sein?«, erkundigte sich Vorik.
    »Um meinen Plan auszuführen, muss ich zwei Anrufungen durchfuhren, die selbst an meinen Kräften zehren werden«, erklärte Jumil und starrte den Mann an der Felswand an. »Obwohl wir über ein Opfer verfugen, werde ich anschließend vor Erschöpfung beinahe hilflos sein. Dann brauche ich dich. Du musst mich von diesem Ort hier durch jene Passage bringen«, er deutete auf einen zweiten dunklen Durchgang, den Vorik bisher nicht bemerkt hatte, »und in die uralte Kammer der Hüter tragen, wo du mich neben das Gesicht des Großen Schatten auf die Erde legen wirst.« Er schaute Vorik durchdringend an. »Ist das klar? Hast du irgendwelche Einwände gegen diese Aufgabe?«
    Voriks Ärger flammte bei dieser herablassenden Frage erneut auf. »Nein, keine, Erlauchter«, erwiderte er mit erzwungener Ruhe. »Ich verstehe vollkommen.«
    Jumil betrachtete ihn einen Moment

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