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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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wiederholte, die in der ganzen Kammer wiederhallten.
    Hier! Hier ist der Ort. Komm zu uns!
    Im Großen Salon der Wächterloge hatten sich acht Menschen versammelt. Sechs regenfeuchte Mäntel und Umhänge hingen dicht am Kamin, während ihre Besitzer auf Diwans lagen oder am Feuer saßen. Die beiden anderen Anwesenden waren Tashil und Corlek Ondene. Am frühen Morgen war Tashil von einer Wache benachrichtigt worden, dass Calabos wegen dringender Geschäfte bereits sehr früh aufgebrochen sei und erst gegen Abend zurückkehren würde. Der Poet hatte angeordnet, Ondene so zuvorkommend wie möglich zu behandeln, obwohl die Wachen Befehl hatten, ihn daran zu hindern, die Loge zu verlassen, falls man ihn immer noch verfolgte.
    Das war keine leichte Aufgabe. Sie führte zu mehreren Wutausbrüchen und einem Ringkampf mit den Wachen in der Eingangshalle. Tashil versuchte dem Mann zu erklären, dass sie ihn nur zu seinem Schutz festhielten. Diese Behauptung wurde später bestätigt, als einer der Boten der Loge eintraf und erklärte, auf Märkten und Plätzen hingen Plakate, die Ondenes Gesicht zeigten. Die Eherne Garde habe eine hohe Belohnung für seine Ergreifung ausgesetzt.
    Ondene hatte darauf abweisend und verschlossen reagiert und hockte jetzt auf einer Fensterbank etwas abseits im Salon. Er blätterte abwechselnd in einem Buch über die Geschichte Roharkas oder starrte mürrisch in den Regen hinaus. Tashil ließ ihn dort alleine schmoren und widmete sich ihren Wächterkollegen, die durch einen mentalen Befehl von Calabos zusammengerufen worden waren.
    Die Hohen Wächter stellten eine bunt gemischte Truppe dar, und ihre Kleidung war ebenso unterschiedlich wie ihre Herkunft. Sounek zum Beispiel war ein großer, gepflegter Mann, derwie ein khatrisischer Aristokrat wirkte, obwohl er in Wirklichkeit einer bescheidenen Familie aus Tymora entstammte. Dardan bildete das andere Extrem. Er war ein drahtiger Mann mittleren Alters mit einem zerfurchten Gesicht, der, wie Tashil wusste, der abtrünnige Sprössling eines vornehmen cabringanischen Adelsgeschlechts war. Seine Kleidung dagegen ließ eher auf einen Wildhüter oder einen fahrenden Handwerker schließen.
    Als Tashil Dardan ansah, bemerkte sie überrascht seinen forschenden Blick. Er lächelte sarkastisch und schlenderte zu ihrer Seite des Kaminsims, wo die Hitze des Feuers geringer war. Tashil war verlegen, und sie fragte sich, ob er ihr Vorwürfe machen wollte. Dardan genoss innerhalb des Ordens der Wächter großen Respekt und war Calabos' Stellvertreter.
    »Und? Wer von uns fasziniert Euch am meisten?«, fragte Dardan. Seine Stimme klang amüsiert. »Ich kann unmöglich eine einzelne Person aus diesem ehrenwerten Kreis herausheben, Herr«, antwortete Tashil. »Stellt Euch nur die Konsequenzen vor …«
    »Allerdings«, bestätigte Chellour, ein robuster Magier, dessen Gesicht von der Wärme des Feuers gerötet war. Er saß vor dem Kamin und hatte einen Haufen Pergamentrollen in seinem Schoß. »Ich würde es höchst empörend finden, wenn ich zum Beispiel in Eurer Einschätzung tiefer stehen würde als, sagen wir, Dybel…« Dybel war ein großer Mann mit einem kantigen Kinn, der auf einem Stuhl auf Tashils anderer Seite saß. Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Seid vorsichtig mit Euren Wünschen, mein Freund …«
    Dardan quittierte diese Plänkelei mit einem Schulterzucken. »Vielleicht sollten wir unsere Neugier ja auf ein anderes Ziel richten, zum Beispiel auf unseren mürrischen Studenten dort«, meinte er und deutete mit einem kurzen Nicken auf Ondene.
    Darauf war Tashil vorbereitet. »Oh, das ist … Stom. Er ist Calabos' Gast und soll einige alte Statuen restaurieren.«
    Dardan kicherte ironisch.
    »Ihr braucht keine Salonspielchen mit mir zu spielen, Mädchen. Ich habe den berüchtigten Hauptmann Ondene in dem Moment erkannt, als ich den Raum betrat.«
    »Ist er das wirklich?« Diese Frage wurde von Inryk gestellt, einem nervösen, unordentlich wirkenden Mann, der sich auf seinem Lehnstuhl umdrehte und zu Ondene blickte. »Er sieht gar nicht so gefährlich aus …« Mit einem gedämpften Knall schlug Ondene das Buch zu und schaute sich finster um.
    »Immerhin hielten mich einige Junker und Burgherren im Süden für gefährlich genug, dass sie mich während der letzten Jahre lieber in Brot und Lohn genommen haben, Ihr Herren«, knurrte er. »Obwohl Euch das überhaupt nichts angeht.«
    Inryk schüttelte unbeeindruckt den Kopf. »Ich wüsste nicht, warum

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