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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zur nächsten Brücke über den Vaale.
    Der magische Ruf breitete sich unerbittlich immer weiter und weiter aus. Dabei sprach er jedoch nur zu wenigen Leuten. Der Sohn eines Müllers in Zentral-Cabringa, ein Holzfäller am Ostufer des Ornimsees und eine Prostituierte aus Oumetra verfielen durch ihn dem Wahnsinn. Einen Weinhändler in Adranoth dagegen, ein ehemaliger Söldner, der in einer Ausnüchterungszelle in Port Vodir schmorte, und einen dumpfen Kutscher, der über den Roten Weg nach Norden rumpelte, erfüllte der Ruf mit einer kalten, brutalen Entschlossenheit. An der Küste von Nord-Cabringa, etwa dreißig Meilen östlich von Sejeend, wand sich derweil ein Mann auf dem steinigen Strand einer kleinen Bucht. Er hatte seine noch brennende Fackel fallen gelassen, und ihre Flamme beleuchtete sein schmerzverzerrtes Gesicht. Einer der Ausgucke auf seinem Sitz hoch oben in den Ästen eines uralten Steinholzbaumes schlug Alarm, und kurz darauf rannte ein Dutzend Gestalten aus einem dunklen Blockhaus, das unmittelbar hinter dem Eingang der Bucht lag.
    Als sie den Mann erreichten, hatten die Krämpfe nachgelassen, und er richtete sich bereits auf. Die Männer umringten ihn. »Geht es Euch gut, Käpt'n?«, fragte einer.
    Kapitän Bureng, der auch den Beinamen der
Schwarze Dolch
trug, erwiderte nichts, sondern hielt dem Frager seine Hand hin. Der Mann half ihm gehorsam auf die Beine. Einen Moment blieb der Kapitän stehen und betrachtete seine Untergebenen, deren derbe Gesichter meistenteils Vollbarte und die unvermeidlichen Narben zierten. Dann hob er den Blick über ihre Köpfe, atmete tief ein, als genieße er die Luft und schmecke die Nacht. Er lächelte, riss die Augen auf und lachte dann laut auf. Die meisten seiner Leute lachten ebenfalls, obwohl ihre Nervosität deutlich zu erkennen war.
    »Knochen, ihr verdammten Schurken«, sagte Bureng schließlich mit rauer Stimme. »Ich kann die Knochen der Reichen riechen.«
    Gier flammte in ihren Gesichtern auf, und die Männer grinsten voller Erwartung.
    »Wessen Knochen, Kapitän?«
    »Die der Reichen von Sejeend!«, erwiderte er und bleckte die Zähne wie ein Raubtier.
    Das Grinsen erlosch, und die Männer sahen sich an, als ob sie an ihrem Verstand zweifelten. Schließlich sagte einer, den man den
Verfluchten Rikken
nannte: »Das ist, ahm, die Hauptstadt des Kaiserreichs, Käpt'n.« Er nickte. »Das ist sie, Rikken, sehr gut. Und?«
    »Sie ist verdammt gut bewacht, das ist sie, Käpt'n. Boote und Schiffe und Wachen und Ritter und Festungswälle und …«
    »Das weiß ich alles, Rikken. Glaubst du wirklich, ich würde euch ohne einen feinen Plan in eine solche Drachenhöhle führen?« Bureng grinste und nickte. »Ja, ich habe einen Plan, der uns die Reichtümer von Sejeend in die Hände spielen wird. Beim nächsten Vollmond, das schwöre ich, genießen wir ihre Weiber, tragen ihre Goldketten und saufen ihren Wein aus ihren eigenen Krügen!«
    Kapitän Bureng versetzte Rikken einen kameradschaftlichen Schlag auf die Schulter. »Wenn wir das hinter uns haben, wird man dich den
Gesegneten
Rikken nennen!«
    Wildes Gelächter brandete in der Bucht auf, aber es wurde vom Heulen des Windes und dem Tosen des Meeres verschlungen.
    Tashil und Dardan hatten erst zwei Straßen südlich von der Wächterloge abgelaufen, als der Magier langsamer wurde und verkündete, dass Ondene seine Richtung geändert hatte.
    »Und wohin geht er?« Tashil atmete schwer, als sie stehen blieb.
    »Er bewegt sich in westlicher Richtung durch den Nordteil der Stadt«, erklärte Dardan und schüttelte den Kopf. »Er hält direkten Kurs auf die ehemaligen Besitzungen der Ondenes.«
    Dardans Geschicklichkeit im Einsatz der Jagdsicht war unvergleichlich, also nickte Tashil nur, bevor sie ihm im Laufschritt folgte und an der nächsten Ecke nach Westen abbog.
    Sie hatten nicht abgewartet, bis Calabos wieder zu Bewusstsein kam, obwohl Dardan das eigentlich gewollt hatte. Tangaroths bissige Bemerkungen hatten Tashil tief verletzt. Als sie verkündete, dass sie sich, falls nötig, auch allein auf Ondenes Fährte setzen würde, hatte Dardan ergeben die Hände erhoben und eingewilligt, sie zu begleiten. Jetzt hasteten sie über einen kleinen Platz mit einer verwitterten Reiterstatue des Lordregenten Yasgur, dann durch die Gasse der Brauer und Fassmacher, in der das scharfe Aroma von Hopfen und Malz ihre Nasen reizte. An der Straße lag ein kleiner, überwachsener Laubengang, und als sie sich ihm näherten, spürte

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