03 - Schatten Krieger
akzeptieren, Herr«, sagte er schließlich. »Allerdings wüsste ich gern mehr über Euer Volk, die Ushralanti, und ihre einzigartigen Talente.«
Agasklin hob eine Braue und wechselte einen kurzen Blick mit Qothan.
»Ich verstehe Eure Neugierde, Hauptmann«, erklärte er schließlich, »und ich kann Euch einen kurzen Abriss unserer Geschichte geben. Allerdings muss er unvollständig bleiben, weil wir gewisse Dinge nicht mit Außenstehenden teilen.«
»Das dürfte genügen«, meinte Ondene, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und hörte zu.
»… hör genau zu, Hund! Du und die anderen werden zu dieser Kaschemme zurückgehen und sie und die umliegenden Straßen absuchen, und zwar so lange, bis ich sage ›Genug‹!«
Die Nachricht von Ondenes Entkommen löste bei Vorik einen Wutanfall aus.
»Es kümmert mich nicht, was ihr glaubt, gesehen zu haben! Er muss noch irgendwo in der Stadt sein, also macht euch auf den Weg, und haltet die Augen auf! Und meidet Bierschänken, sonst ergeht es euch schlecht. Jetzt verschwinde!«
Voriks Handlanger hastete zerknirscht davon und tauchte in den Schatten des Bestattungshains unter. Er erschien noch einmal kurz im Lichtkegel der Torlampen, bevor er gänzlich in der Nacht verschwand. Vorik stand neben einer Laterne am Fuß des Grabmals des alten Soldaten und starrte seinem Lakaien nach. Sein Ärger ebbte langsam ab. Ondene war einfach verschwunden, oder zumindest hatten seine Männer versucht, ihm das weiszumachen. Nachdem sie ihn im Hof einer alten Kutscherherberge in die Falle getrieben hatten, hätte er sich einfach in Luft aufgelöst. Das war natürlich unmöglich, es sei denn… Es sei denn, es war das Werk von jemand mit Kräften, die denen von Jumil gleichkamen. Es konnte sich jedenfalls kaum um einen Taschenspielertrick der schwächlichen Niederen Macht handeln.
Vorik zuckte mit den Schultern. Er konnte nur warten, bis Jumil sich gänzlich erholt hatte. Er drehte sich um, bückte sich, um die Laterne aufzuheben, und seine Finger berührten bereits den Holzgriff … als er innehielt und sich wieder aufrichtete. Er kniff die Augen zusammen und spähte in die Dunkelheit zwischen den Grabmälern zu seiner Linken, wohin das Licht der Lampen auf den Pfaden nicht reichte.
»Wer auch immer sich dort versteckt!«, sagte er laut. »Tritt vor und zeige dich!«
Nach einem Moment schälte sich eine Gestalt aus dem Schatten und näherte sich ihm. Dicht hinter ihm folgten drei weitere.
Vorik lächelte unfreundlich.
»Aha, unsere kleinen Falken flattern hier umher«, höhnte er. »Bedauerlicherweise kann unser Meister gerade niemanden empfangen. Also kehrt zu euren Herden zurück und wartet auf seine Befehle.«
»Wir sind keine Narren, dor-Galyn.« Der Sprecher war ein hagerer Aristokrat namens Lymbor cul-Mayr. »Wir haben den magischen Ruf empfangen und sorgten uns um unseren Meister. Wir wollen ihn sehen.« »Wir müssen uns davon überzeugen, dass er unversehrt ist«, setzte ein anderer hinzu, ein untersetzter ehemaliger Kämpfer aus den Sklavengruben namens Amaj.
»Das ist vollkommen unmöglich«, erwiderte Vorik. »Jumil erholt sich gerade von den Strapazen des Rufes.« »Wer sagt uns, dass du ihn nicht einfach umgebracht hast?« Skotan war eine nervöse, verhärmte Frau, die früher einmal den Kindersklavenhandel in Sejeend kontrolliert hatte. »Vielleicht liegt er gerade in diesem Moment in einer Lache seines eigenen Blutes!«
»Lächerlich«, erklärte der vierte, ein mondgesichtiger Mann namens Rugilo. Er trug eine braune Mönchskutte. »Es ist albern anzunehmen, dass unser mächtiger Meister jemandem wie Vorik unterliegen könnte. Nein, im Gegensatz zu meinen Hüterkollegen erbitte ich nur eine letzte Anleitung von unserem Herrn, bevor er befiehlt, unsere Herden von Nacht-Geschöpfen durch die Wildnis zu unserem geheimnisvollen Ziel zu führen …« »Die Antwort bleibt nein.« Vorik verschränkte die Arme.
Skotan deutete mit einem knochigen Finger, den ein langer, krallenartiger Nagel zierte, auf ihn. »Ich sehe nur Betrug und Verrat in deinem Gesicht. Selbst wenn der Meister nicht tot ist, wette ich, dass du seinen Untergang planst.«
»Oder er schmiedet Ränke gegen uns«, murmelte Amaj und ballte seine großen, schwieligen Fäuste. »Siehst du, Vorik?«, fragte Lymbor cul-Mayr. »Niemand von uns gibt sich mit deinen glattzüngigen Erklärungen zufrieden. Wir sollten dich einfach nicht beachten und in die Kammer unseres Meisters hinabsteigen …« Als Vorik sein
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