03 - Schatten Krieger
Schwert mit einem metallischen Singen zückte, blieb er abrupt stehen.
»Natürlich, versuchen könnt ihr es.« Vorik richtete die Spitze seiner Klinge mitten auf cul-Mayrs Brust. »Ihr könntet aber auch umkehren und in eure Nester zurückflattern. Unser Meister, der sehr lebendig ist, wird in angemessener Zeit nach euch senden.« Er starrte die vier Herdenhüter finster an. »Jetzt wird es Zeit, dass ihr verschwindet, und zwar schleunigst!«
Sie starrten ihn wütend an, unentschlossen, ob sie ihn besiegen könnten, dann hob cul-Mayr seine behandschuhte Rechte und stieß die Schwertklinge zur Seite. Er schnaubte verächtlich, drehte sich auf dem Absatz um und schritt zum Ausgang. Die anderen folgten ihm auf dem Fuß, bis auf Amaj, der vor Vorik stehen blieb und in einem wortlosen Knurren die Zähne bleckte, bevor er sich hastig den anderen anschloss.
Der Hauptmann wartete, bis sie den Bestattungshain verlassen hatten, dann schob er sein Schwert in die Scheide zurück, bückte sich und hob die Laterne auf.
Verweichlichte Narren, dachte er. Allesamt. Hätte ich zu entscheiden, hätte ich fähigere Anführer für die Nacht-Geschöpfe ausgesucht. Wenigstens weiß meine Herde, wer das Sagen hat.
Mit der Laterne in der Hand drehte er sich zu der verborgenen Tür hinter dem Grabstein um und unterdrückte einen überraschten Ausruf. Unmittelbar vor ihm stand eine bäuerlich gekleidete Frau. Während er zurücksprang, riss er sein Schwert aus der Scheide und hieb jähzornig auf sie ein.
Sie löste sich in Luft auf, als die Klinge ihren Hals traf.
Im nächsten Augenblick trat eine identische Frau um die andere Seite des Grabmals. Vorik bemerkte, dass sie klein und von plumper Statur war. Ihr Kleid war geflickt, und sie hatte ein gestricktes Dreieckstuch um den Kopf geschlungen. Sie sagte nichts, sondern stand nur da und beobachtete ihn. Vorik beruhigte sich, hob das Schwert und durchbohrte beiläufig die Schulter der Frau. Sie verschwand erneut.
»Ich weiß nicht, wer du bist«, erklärte er. »Aber es wird Zeit, dass du dich zeigst.«
»Sobald du aufhörst, mit diesem Bratspieß herumzufuchteln«, erwiderte eine Frauenstimme. Zähneknirschend ließ er sein Schwert in der Scheide verschwinden.
»Zufrieden?«
Die Schatten zu seiner Linken verschwammen, wurden heller und nahmen schließlich die Gestalt derselben Frau mit dem Dreieckstuch an. Sie näherte sich ihm und blieb einige Schritte vor ihm stehen.
»Jemand hat zu mir gesprochen«, erklärte sie, während sie ihn mit ihrem Blick zu durchbohren schien. »Es war, als öffnete sich eine Tür in meinem Kopf, und eine Stimme, alt und mächtig wie die Berge, befahl mir, zu erwachen … ›Hier entlang, folge‹, sagte sie …«Ihr Blick wurde hart. »Weißt du, woher sie kam, oder wer zu mir gesprochen hat? Nun?«
Vorik betrachtete die Frau. Er hatte Geschichten von den Illusionen gehört, die von den alten Magiern beschworen werden konnten. Aber er hatte nicht erwartet, einmal ein so perfektes Trugbild mit eigenen Augen zu sehen. Ganz gewiss wollte Jumil mit seinem unterirdischen Ritual genau diese Leute anlocken. »Mein Meister hat zu dir gesprochen«, erwiderte er, trat neben die versteckte Tür und stieß sie auf. »Er hat sich zwar zurückgezogen und empfängt eine Weile keine Besucher, aber du kannst eintreten und warten, wenn du das wünschst.«
Die Frau nickte kurz. »Gut, das werde ich tun.«
Sie ließ Vorik nicht aus den Augen, als sie in die dämmrige Passage trat. Als sie dicht an ihm vorbeiging bemerkte er, dass die Iris ihrer Augen glitzerte, als sei sie mit Smaragden besetzt.
Getrieben vom guten Wind einer steifen Morgenbrise umrundeten drei Schiffe ein zerklüftetes Kap und nahmen Kurs auf Krail, den berüchtigten Piratenhafen. Krail bestand aus einer Anhäufung schäbiger Hütten, die sich in eine große, natürliche Senke am Fuße steiler Klippen schmiegten. Die schmale, steinige Bucht mit dem kleinen Landesteg bot praktisch den einzigen sicheren Hafen in dieser mit Riffen durchzogenen Ansammlung von Inseln.
Das größte der drei Schiffe war die
Muräne,
eine Zweimast-Brigg, die schon bessere Tage gesehen hatte. An Bord lag Kapitän Bureng, der
Schwarze Dolch,
auf einer Bank aus Weidengeflecht und grinste, als sein Schiff sich sanft nach Steuerbord neigte.
»Rikken!«, rief er in einem melodischen Singsang. »Was siehst du?«
»Die Lichter von Krail, Käpt'n«, erwiderte der Verfluchte Rikken von seinem Ausguck am Bug. »Was noch?«
»Die
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