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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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schon in der Nacht zuvor aufgelauert hatten? Calabos betrachtete die flüchtenden, schwarz maskierten Truppen auf dem Gobelin. Unbekannte Mächte, dachte er gereizt. Ich kenne den Namen dieser Macht. Ich schmecke den Verfall, der in dieser Stadt um sich greift. Selbst zerstört und an sieben Küsten verstreut, ist noch genug von ihm übrig, um sein pervertiertes Gefolge aus seinen Löchern zu locken.
    Wenn diese Dunklen Priester erst mehr Gefolgsleute um sich versammelten und ihre Macht vergrößerten, würden auch ihre Ziele immer vermessener werden. Dieses Muster hatte er in den letzten drei Jahrhunderten wiederholt erlebt.
    Nein, diesmal nicht, dachte er, als er das Licht der Lampe abdunkelte. Wir werden ihren Bau aufspüren, ihn aufgraben und sie dann wie das Ungeziefer vertilgen, das sie sind. Der Herr des Zwielichts darf niemals zurückkehren. Niemals!
    Die Sonne durchdrang die Wolken, und ihr strahlendes Licht erhellte erneut den Sommerraum. Als sich Calabos von dem Wandteppich abwandte, zitterten seine Hände. Aus Wut, redete er sich ein. Nur aus Wut. Nicht etwa aus Furcht.
    Vor der Loge verabschiedete sich Tashil mit einem Winken von Gräfin Ayoni, die in ihre große, dunkle Kutsche stieg. Sobald sie davonfuhr, drehte sich Tashil um und setzte sich zum Flussufer in Bewegung. Sie suchte gelegentlich unter Torbögen Schutz, wenn ein kurzer, aber heftiger Schauer auf die Straßen prasselte. In der Nähe des Flussufers, hinter den Warenhäusern und Lagerschuppen, lag der Alte Hofgang, eine lange, schmale Straße, an der nur elende Pensionen lagen, einige heruntergekommene Kaschemmen und verschiedene kleine Bierschänken. Einige standen verdientermaßen in dem Ruf, für eine allein stehende Frau ein Wagnis darzustellen, also kehrte sie kurz in einigen der anderen ein, trank ein kleines Bier und plauderte mit den Stammgästen. Mit ihrem schmalen Gesicht, ihrem kurz geschorenen Haar und ihrer flüssigen Beherrschung des Hafenslangs fühlte sie sich sicher. Niemand würde in ihr eine Mogaun erkennen. An dieser Verkleidung hatte sie seit ihrer Ankunft in Sejeend hart gearbeitet. Sie hatte sich als sehr hilfreich erwiesen, um Fanatismus und Intoleranz auszuweichen. In der
Schwarzen Flasche
berichtete sie von ihrer und Dardans Begegnung mit dem unnatürlichen Hund, aber sie erzählte die Begebenheit, als wäre sie nur Augenzeugin gewesen, und schmückte die Geschichte zudem ein wenig aus. So bekam der Hund gelbe Augen und hatte überdies Feuer gespuckt. Ihr Gesprächspartner, ein betrunkener Reepschläger, antwortete mit einer ausufernden Erzählung von einem kopflosen Pferd, das nach Mitternacht durch die Straßen irrte. Im Lauf des Gesprächs kam er dann auf neblige Geister der Mogaun zu sprechen, die um das Fundament des Weißen Frieds herumschlichen, von Leichen, die aus der Bucht stiegen und an den Kiesstrand kletterten, wo sie von einem Schwärm Ratten und einer Schar Krähen angegriffen wurden. Als der Mann schließlich aufdringlich wurde, verabschiedete sie sich rasch und verließ die Schänke. In einer kleinen Kaschemme namens
Nigels Kissen
gab sie ihre Geschichte erneut zum Besten, hörte jedoch nur die Geschichte eines langhaarigen Spielmanns, der Stein und Bein schwor, er wäre mitten in der letzten Nacht aufgewacht, in einem kleinen Park in der Nähe, und hätte zwei zierliche Damenstiefel mit einem roten Samthandschuh im Gras tanzen sehen. Nebenan im
Zerbrochenen Krug
hörte sie von fliegendem Geschirr und einer Kulesti, die ganz von allein spielte. Im
Bronzekeller war
die Rede von sprechenden Mäusen, die in der nächsten Kaschemme, dem
Schifferhaus,
offenbar von Straßenkatzen gefressen worden waren, die angeblich ebenfalls sprechen konnten.
    Als Tashil wieder auf dem Alten Hofgang stand, dachte sie an das, was sie einmal von einer Schwester gehört hatte, die im Tempel der Erden-Mutter als Heilerin gearbeitet hatte. Sie hatte ihr Gefühl beschrieben, dass fast die ganze Stadt kränkelte, weil sie nur noch kranke Menschen zu Gesicht bekam. Tashil lächelte. Im Moment fand sie eher, dass ganz Sejeend zu tief ins Glas geschaut hatte. Doch im
Mönchshaupt
hörte sie, wie ein Kurierreiter von einer Erfahrung sprach, die ihm das Blut in den Adern hatte gefrieren lassen. Es war in einer Kutscherherberge etwa vierzig Meilen südlich von Sejeend auf dem Roten Weg geschehen. Nach seinem anstrengenden Ritt von Vanyons Furt hatte er in einer Herberge übernachten wollen und sattelte gerade sein Pferd ab, als er

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