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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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auffordern, mit Vorsicht und Zurückhaltung vorzugehen?«
    Tashil und Ayoni sahen sich an und lachten.
    »Natürlich nicht, Beitran«, sagte Gräfin Ayoni mit gespielter Unschuld. »Ich werde die Mutter der Klugheit sein.«
    »Und ich ihre Schwester, Meister«, versicherte Tashil strahlend.
    Sie standen auf und verließen den Sommersalon. Wenn Calabos mit seiner Vermutung über ihren Widersacher Recht hatte, überstiegen die Gefahren, denen sich die Wächter gegenübersahen, allem, dem sie sich bisher entgegengestellt hatten.
    »Ihr seid immer noch zu unserer kleinen Expedition entschlossen?«, wollte Dardan wissen. Calabos nickte. »Während der Rest andere Beute verfolgt, werden wir die Dunkelheit bis zur Quelle zurückverfolgen.«
    »In diesem Fall…« Dardan stand auf und zog seinen abgeschabten, dunkelgrünen Ledermantel an, »muss ich zuvor noch einiges erledigen.«
    An der Tür blieb er stehen. »Macht Euch keine Sorgen. Ich werde alle gebotene Vorsicht walten lassen. Diese Wäscherinnen können zu dieser Tageszeit ganz schön garstig sein!«
    Er kicherte, öffnete die Tür und verschwand.
    Calabos grinste und schüttelte den Kopf. Aber sein Lachen erlosch, als er mit seinen Gedanken allein war. Er stand auf und wollte nach unten gehen, um mit seinen Wachen zu reden, blieb jedoch stattdessen stehen und schaute aus dem Fenster auf den von einer Mauer umgebenen Garten der Loge. Von Osten zog eine dunkle Wetterfront heran, welche die Sonne verbarg und graue Wolken vom Meer her nach Sejeend trieb. Calabos drehte sich mürrisch wieder um. Er trat an einen langen, geschnitzten Schrank, in dessen Nischen und Regalen viele Bücher und merkwürdige Artefakte standen. Er nahm eine Öllampe, entzündete sie mit einem Zunderrad und stellte sie auf den Schrank. Darüber hing ein Wandteppich, der die Belagerung von Besh-Darok zeigte. Seine verblassten Farben zeigten den Augenblick, in dem die Hexenmähren, angeführt vom jungen Kaiser Tauric, das große Heer der Masken der Schattenkönige angriffen. Calabos hatte den Gobelin bei einem Besuch in Adnagaur gesehen und ihn aus einer Laune heraus gekauft. Er hatte ihn eigentlich in seiner Villa aufhängen wollen, dann aber seine Meinung geändert und ihn der Loge gespendet. Dort würde er ihn wenigstens nicht zu oft sehen. Als er jetzt zu ihm hochblickte, schien der Gobelin einen schweigenden, doch eindringlichen Kom mentar zu den beunruhigenden Ereignissen der letzten Nacht abzugeben.
    Diese hartnäckige Anrufung, die einen in den Wahnsinn treiben konnte, war sehr sorgfältig in einer uralten Sprache verfasst. Er war sich sicher, dass sie an alle Fragmente des Herrn des Zwielichts gerichtet war, die überlebt haben konnten. Ein Ruf, der weit über das nächtliche Land hinaushallte. Und etwas in ihm hatte darauf geantwortet.
    Nein, das stimmte nicht. Er wusste, dass nichts von dieser fürchterlichen Wesenheit in ihm übrig geblieben war, seit es von Nerek mit dem Vereinten Schwert der Mächte vernichtet worden war. Konnte es sein, dass ein Teil von ihm immer noch die Prägung dessen enthielt, der einst in ihm geschlummert hatte? Die Erinnerung an eine Erinnerung? Und hatte möglicherweise dieses schwache Echo auf den Ruf geantwortet?
    Calabos schüttelte sich. Nachdem er aus seiner Ohnmacht aufgewacht war, hatte er mehrere Stunden tief und ungestört geschlafen. Er war in eine vollkommene Leere hinabgesunken, aus der er ohne den kleinsten Fetzen eines Albtraums oder einer Vision aufgetaucht war. Neben seinem Bett standen eine blasse, besorgte Tashil und ein finster dreinblickender Dardan, ein Anblick, der ihn, schlaftrunken, wie er war, beruhigt hatte. Nachdem er sich erholt hatte, hörte er von Corlek Ondenes Flucht durch das Fenster des Großen Salons. Anschließend schilderten Tashil und Dardan ihre Verfolgungsjagd. Der Bericht von Ondenes unerklärlichem Verschwinden aus der Falle im Hof der Kutscherherberge gab Calabos zu denken. Keiner seiner beiden Wächterkollegen hatte einen gezielten Einsatz der Niederen Macht bemerkt, und sie hatten auch nicht gesehen, dass Ondene aus den Schatten aufgetaucht war, frei oder gefangen.
    Das ließ nur zwei Erklärungen zu. Entweder hatte der flüchtige Hauptmann einen Weg gefunden, ungesehen aus der Falle zu entkommen, oder eine unbekannte Macht hatte eingegriffen. Blieben die Handlanger, die ihn durch die Straßen verfolgt hatten. Arbeiteten sie für Tangaroth, oder hatten sie etwas mit den Soldaten zu tun, die dem ehemaligen Hauptmann

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