03 - Schatten Krieger
Als der Letzte an Bord war, ruderten die Beiboote zur
Muräne
zurück. Kurz darauf wurden triefende Säcke mit Beute zum Ruderdeck weitergereicht, wo Bureng einen Klapptisch hatte aufstellen lassen. Während er zusah, leerten zwei Schiffsjungen den ersten Sack aus und sortierten eine Vielzahl unkenntlicher Objekte aus, die vom Schlamm des Meeresbodens überzogen waren.
Bureng wählte gelegentlich den einen oder anderen Gegenstand aus, der in ein großes Bassin mit Wasser geworfen und sauber geschrubbt wurde, damit man ihn erkennen konnte. Meistens waren es jedoch nur Tonscherben, Knochen oder Schädelfragmente, und zweimal gemeißelte Marmorornamente eines Schotts. Während der Inhalt der Säcke nacheinander untersucht und aussortiert wurde, verdüsterte sich Burengs Stimmung immer mehr, bis ihm schließlich der Geduldsfaden riss.
»Abfall«, knurrte er, »Abfall und Dreck!« Er schaute den Bullen an, der sichtlich nervös am Ende des Tisches stand. »Hast du nicht zugehört? Ich brauche Metall, selbst eine einfache Gürtelschließe würde genügen, aber das hier …!« Während er sprach, wurde ein weiterer Sack ausgeschüttet, dessen Inhalt nur aus Algen, Segeltuchfetzen, verrotteten Lederschuhen und Tonscherben bestand. Bureng verfluchte den schmutzigen Müll und wollte gerade seine Wut an den Tauchern auslassen, die sich furchtsam auf dem Hauptdeck versammelt hatten, als schließlich der vorletzte Sack geleert wurde. Sein Inhalt klapperte dumpf auf dem Tisch. Alle schauten hin, als sich die schlammbespritzten Schiffsjungen wie wild auf den Inhalt stürzten. Neben dem verfaulten Tuch, den zerfetzten Netzen und dem Kieferknochen eines Pferdes befand sich darunter auch ein Stück einer Eisenkette, das etwa einen Meter lang war.
Vielleicht kann uns das ja von Nutzen sein, dachte Bureng, wenn wir keine Münzen herausgefischt haben. Er runzelte die Stirn und nickte. Die Kette wurde gesäubert und zur Seite gelegt.
Danach kamen in rascher Folge bessere Funde ans Licht. Ein runder Bronzeschild, ein schlichter Eisenhelm, eine bronzene Laterne, die Messingstatuette eines Bären und ein kleiner, silberner Handspiegel, dessen Oberfläche korrodiert war. Der letzte Sack enthielt dagegen wiederum Knochen, einige zerfressene Stücke Tauwerk, ein paar Spielsteine und eine kleine, mit eisernen Bändern eingefasste Kiste, in der es dumpf klapperte, als Bureng sie schüttelte. Ein Hieb mit einer Handaxt zerbrach das verrostete Schloss, und ein Schwall von Schlamm und Sand ergoss sich auf den Tisch, zusammen mit etwa zwanzig Gold- und Silbermünzen. Bureng lächelte, und sein Lächeln spiegelte sich auf den Gesichtern seiner Mannschaft wider.
»Gut, gut,« meinte er, nahm eine Hand voll Münzen und ließ sie klimpernd in die Kiste zurückfallen. »Hol von Grezak, dem Schlosser, einen Hammer und eine Zange«, befahl er einem der Schiffsjungen, »zerteile die Kette und leg die einzelnen Glieder zu den Münzen.« Er sah den anderen Jungen an. »Schaff den Rest von diesem stinkenden Abfall weg, und wisch den Tisch ab. Ich will, dass er sauber und trocken ist, hörst du?« Während die beiden hastig ihre Aufgaben erledigten, richtete sich Bureng auf und schnupperte. Die Sonne war bereits untergegangen, und das Abendrot wurde allmählich vom Grau der aufziehenden Nacht erstickt. Es war kühl und feucht, und ein unbeständiger Wind blies vom Strand heran. Es wird kälter, dachte er, aber es wird eher Nebel geben als Regen. Dann fiel sein Blick auf Rikken, der an der hölzernen Reling des Ruderdecks stand, an die er einen geschlossenen Weidenkorb gehängt hatte.
»Alles bereit für unsere Gäste, Rikken?«
Rikken grinste, drehte sich um, öffnete den Korb und zeigte Bureng die kurzen Hälse von zwei Tonkrügen, die mit Stopfen verschlossen waren. »Alles bereit, Käpt'n.«
»Sehr gut. Also, hisst das Versammlungsbanner. Es wird Zeit, eine herzliche Einladung auszusprechen …« »Die anderen Schiffe haben bereits ihre Boote zu Wasser gelassen, Käpt'n«, sagte Ferm, einer seiner Leutnants. »Eins ist schon fast bei uns.«
Bureng nickte, als sein inneres Auge ihm das Sichtbare und Unsichtbare zeigte. Da kommt Zanuur, der seine Tagebucheintragung beendet und das Buch zugeschlossen hat. Hinter ihm Logrum, der davon träumt, Sejeend zu plündern, der Dritte ist Raleth und der Letzte Flane, ein verdammt gefährlicher Mann …
Er lächelte über diese Gedanken, über seine eigene Weisheit und Umsicht. Es freute ihn, wie sie beinahe aus
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