03 - Sinnliche Versuchung
ihr geradewegs
in die Augen. Und sie hatte sich Sorgen gemacht, ihm könne etwas zugestoßen
sein!
»Der Retter sperrt
seinen Schützling nicht ein«, konterte sie, »oder rät ihm, dass Schreien
sinnlos sei.«
»Darüber könnten
wir bis morgen früh debattieren, aber das brächte uns um den Schlaf. Obwohl es
mir leid tut, ein schlechter Gastgeber zu sein und Sie so lange allein zu
lassen, überkommt mich eine große Müdigkeit.«
Er ging auf das
Bett zu. Sie nahm eine abwehrende Haltung ein, als er Maximilian von der
Schulter schob und das Hemd auszog. Als sie sich der nackten, behaarten Brust
gegenüber sah, ging ihr Herzschlag in ein schweres, ungleichmäßiges Pochen
über.
Julianna
befeuchtete die Lippen. »Ich schlage eine einfachere Lösung vor. Sie lassen
mich gehen und es gibt keine weiteren Debatten.«
Er sagte nichts,
bückte sich und zog die Stiefel aus.
Julianna war bereits
bis zum äußersten Ende des Bettes gerutscht. »Bitte«, wiederholte sie. Diesmal
schwang ein flehentlicher Ton
mit. »Bitte, lassen Sie mich gehen.«
»Nein.«
Diese
Unverblümtheit verletzte sie. Er besaß nicht einmal die Höflichkeit, sie
anzusehen!
»Warum nicht?«
Er gab keine
Antwort.
Sie holte tief
Luft. »Ich kann Ihnen Geld geben. Mein Vater ... er war ein wohlhabender Mann.
Ich habe genug Geld.«
»Ich will Ihr Geld
nicht.«
Er wurde
ungeduldig. Sie wies auf die beiden Säcke in der Ecke. »Bitte verzeihen Sie
mir, wenn ich skeptisch bin!«
Seine Augen zogen
sich zu Schlitzen zusammen. »Ah«, sagte er weich. »Haben wir geschnüffelt, Kätzchen?«
Wieder Kätzchen. Zur Hölle mit dem Kerl! »Schnüffeln ist kein Verbrechen, aber Diebstahl
ist es!«
»Ich glaube, es wäre
besser gewesen, ich hätte Sie gefesselt und geknebelt. Wenn Sie nichts dagegen
haben, würde ich jetzt gerne schlafen.« Er schlug ein Ende der Bettdecke
zurück.
Julianna starrte
ihn mit aufgerissenen Augen an. »Fürchten Sie nicht, ich könnte entkommen, während
Sie schlafen?«
Das Lächeln, das
langsam auf seine Lippen trat, hätte ihr eine Warnung sein sollen. Er griff
nach dem Schlüssel, den er auf den Nachttisch gelegt hatte und versenkte ihn in
der Tasche seiner Reithose. Weiterhin süffisant lächelnd, stieg er neben ihr
ins Bett.
Dieser aufgeblasene
Kerl! Julianna kochte vor Wut, drehte ihm den Rücken zu undachtete darauf,
möglichst viel Platz zwischen ihnen zu lassen. Da der Schlüssel in seiner Hose
steckte, konnte sie kaum etwas tun. Jetzt hätte sie Gelegenheit zur Flucht,
aber sie brauchte den Schlüssel! Wie zum Teufel kam sie an ihn heran?
Sie merkte nicht,
dass sie sich unruhig hin und her warf, bis sie seine Stimme mitten in der
Nacht aufschreckte.
»Zum Donnerwetter,
können Sie denn nicht ruhig liegen bleiben!«
Julianna erstarrte.
Durch das Dunkel sah sie seine Augen wie zwei Messerspitzen auf sie gerichtet.
»Mehr als ein paar Stunden Schlaf verlange ich nicht. Können Sie mir nicht den
Gefallen tun?«
Julianna sagte kein
Wort. Verunsichert stieß sie die Luft aus, bevor sie die Augen vor seinem
vorwurfsvollen Blick senkte.
Er stützte sich auf
einen Ellbogen. »Was ist los? Sie werden mir doch jetzt nichts vorheulen?«
Die Finger
umklammerten die Bettdecke. Sie starrte an die Deckenbalken. Dummerweise wollte
sie jetzt weinen.
Das Schweigen
dauerte endlos.
»Es tut mir leid«,
sagte er steif. »Ich habe versäumt, Sie zu fragen, wie Sie sich heute fühlen.«
Wieder die guten
Manieren! Wer hätte dies bei einem Straßenräuber erwartet? Sie zuckte zusammen,
als sich ihr eine Hand auf die Schulter legte.
»Mir geht es gut,
danke«, sagte sie mit belegter Stimme.
»Wirklich?« Finger
strichen ihr über die Schläfe.
»Sie sehen sehr
blass aus, meine Liebe. Geht es Ihnen auch wirklich gut?«
»Ja«, antwortete
sie gereizt. »Nein.«
»Ah, so gefällt mir
eine Frau, wenn sie nicht weiß, was sie will.«
Julianna fuhr sich
mit der Zunge über die Lippen. »Der Kopf tut mir noch weh«, sagte sie mit
klagender Stimme.
»Morgen wird es
Ihnen besser gehen. Versuchen Sie jetzt zu schlafen.«
In seiner Stimme
schwang ein weicher Ton mit. Und die Hände auf ihrem Gesicht ... die Berührung
war unerwartet sanft. Aber jetzt drehte er ihr wieder den Rücken zu.
Herrgott nochmal!
Der Schlüssel war jetzt schwerer zu erreichen als vorher. Es gab keine Möglichkeit,
seiner habhaft zu werden, ohne den Räuber aufzuwecken.
Julianna dachte
fieberhaft nach. Argumente hatten nicht geholfen. Bitten auch nicht. Sie
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